Vergangene Woche legten rund 300 Taxifahrer mit einem Autokorso kurzzeitig Hamburgs Innenstadt lahm. Sie wollten ein Zeichen nach Berlin und Wolfsburg senden. Die Volkswagen-Tochter Moia hat bei der Wirtschaftsbehörde für den Probebetrieb in der Hansestadt gleich 1.000 Shuttle-Busse angemeldet. Die Taxibetriebe sehen durch den Vorstoß des neuen Mobilitätsangebots ihre Existenz massiv bedroht.

„Für einen Test reichen 50 bis 100 Fahrzeuge völlig aus“, sagte Christian Brüggmann, Chef der Taxen-Union, der Hamburger Morgenpost. Er und seine Kollegen fordern, dass die Behörde die ausstehende Genehmigung zurückweist.

Moia versucht derweil, versöhnliche Töne anzuschlagen. „Moia möchte keine Taxis ersetzen. Wir sehen uns vielmehr als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr und zum Taxi und füllen die große Lücke zwischen diesen beiden Services“, sagt Pressesprecher Michael Fischer gegenüber Gründerszene und NGIN Mobility.

Nur wenn eine Stadt ein umfassendes Angebot an Mobilitätsdiensten – bestehend aus ÖPNV, Taxi und Sharingangeboten habe – könne die Verkehrswende gelingen, so Fischer. Einen kleinen Seitenhieb gegen die Verweigerungshaltung mancher Taxiverbände lässt er dann doch nicht aus: „Die Forderungen sind Ausdruck der Bewahrung des Status quo und gleichbedeutend mit überfüllten Straßen, Lärm und Abgasen.“

Ein anderer Teil der Taxibranche setzt selbst auf Pooling-Lösungen und fährt eine ähnliche Linie wie Moia. Mytaxi-Deutschland-Chef Alexander Mönch sieht den Sharing-Boom als Chance für die Branche. Dass der Markt durch Pooling-Lösungen schrumpft und die normale Taxifahrt dadurch ersetzt wird, glaubt er nicht. Die zu Daimler gehörende Vermittlung will das Sharing-Angebot MytaxiMatch nach Berlin bringen. In wenigen Tagen soll der Dienst starten.

Doch die Angst bei einigen Taxifahrer bleibt. Sie bangen um ihre Jobs, da sie preislich kaum mithalten können. „Mit uns kosten fünf Kilometer 15 Euro, bei Moia sollen in der Testphase nur 1,50 Euro fällig werden. Damit machen die uns kaputt“, zitiert Bild.de einen Hamburger Fahrer.

Moia weicht nicht von der Strategie ab

Moia will trotzdem nicht von seinen Plänen ablassen und besteht auf die 1.000 Fahrzeuge. „Pooling ist ein Konzept der großen Zahlen“, sagt Moia-Pressechef Fischer. Es brauche eine ausreichende Anzahl von Fahrzeugen. „Nur wenn der Nutzer ohne große Wartezeit seine Fahrt antreten kann, wird er Pooling als Alternative zum eigenen Fahrzeug wahrnehmen“, heißt es in der Begründung.

Die Gefahr, dass Hamburgs Behörden einlenken und den Taxifahrern zustimmen, sieht Fischer nicht unbedingt. „Wir sind seit vielen Monaten in positiven Gesprächen mit Vertretern der Stadt Hamburg, dem ÖPNV und der Taxibranche. Moia ist Teil der strategischen Mobilitätspartnerschaft zwischen der Hansestadt Hamburg und der Volkswagen AG.“

Die bürokratischen Hürden für die Zulassung sind enorm. Das hatten Moia und der Wettbewerber Clevershuttle bereits zu spüren bekommen. Da bisher die Gesetzeslage noch immer nicht genau geklärt ist, hat sich der geplante Start von Moia für 2018 auf voraussichtlich 2019 verschoben.

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Bild: Getty Images / Engel & Gielen / LOOK-foto