Mark Suster vom VC Upfront
Mark Suster vom VC Upfront

Kaum ein Thema treibt die US-amerikanische Investoren-Szene zurzeit so sehr um wie elektrische Kickboards. Mehrere Startups haben ihre Fahrzeuge vor einigen Monaten in ersten Städten verteilt und sind mit einem Sharing-System gestartet. Unfassbar viel Geld haben die Investoren in diese jungen Unternehmen gesteckt. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Google-Mutter Alphabet in großem Stil bei dem Sharing-Startup Lime eingestiegen ist. Und das US-Startup Bird konnte ebenfalls kürzlich 300 Millionen Dollar einsammeln – mit einer Bewertung von angeblich zwei Milliarden. Und das nur etwa 18 Monate nach dem Start.

Die Geschichte dieses Startups wirft selbst bei den amerikanischen Geldgebern, Gründern und Journalisten Fragen auf – obwohl die Szene bekanntlich gerne an große Visionen glaubt und riesige Finanzierungsrunden mit Milliarden-Bewertungen gewöhnt sind. Aus diesem Grund hat der bekannte Venture Capitalist Mark Suster in einem Blog-Beitrag die Fragen zu dem gehypten Startup aufgegriffen – und erklärt, warum er an das Unternehmen mit der Milliarden-Bewertung glaubt. Er hat mit dem VC Upfront in allen drei Runden investiert.

Suster schreibt, er habe zu den anfänglichen Skeptikern gehört. Doch die Nachfrage nach dem neuen Mobility-Trend sei unglaublich groß – obwohl kein Cent ins Marketing geflossen sei. „Derzeit limitiert eigentlich nur das Angebot, wie schnell das Unternehmen wachsen kann“, schreibt der VC. Für alle, die die Zahlen kennen, sei die Bewertung „wenig überraschend“. Mehr Details nennt er dazu nicht. „Vergesst die Bewertung – ich denke, es ist möglich, dass Bird schneller als jedes Startup zuvor eine Milliarde Dollar als Run Rate erreicht“, so Suster. 

Einige VC-Kollegen sind allerdings skeptisch. Sie sagen über das Startup Bird: „Jeder kann einen Roller-Service starten!“ Geldgeber Mark Suster führt acht Gründe dagegen auf:

    1. Kapital. Als Erster am Markt habe Bird in kurzer Zeit 125 Millionen Dollar und dann 300 Millionen erhalten. Während viele Unternehmen noch dabei seien, ihre Markteinführungspläne zu erstellen, habe Bird seine elektrischen Roller schon auf der Straße gehabt. Ein solcher gut finanzierter Player halte Investoren davon ab, in den dritten oder fünften Konkurrenten zu investieren.
    2. Dichte. Ein großer Vorteil für das erste Unternehmen am Markt sei es, bereits Tausende von Rollern in den Orten anzubieten. Dass garantiere den Nutzern, jederzeit ein Fahrzeug ganz in der Nähe zu finden. Neue Roller könnte das Startup zudem wieder günstiger einkaufen, ein sogenannter Skaleneffekt. Beides mache für Neueinsteiger einen Markteintritt schwer.
    3. Design. Beobachter erwarteten, dass sich das Äußere der Roller nicht ändere. Das sei so, als würde man sich vorstellen, das iPhone sei in seinem endgültigen Design 2007 auf den Markt gekommen. Natürlich arbeite Bird an einer neuen Generation der Roller.
    4. Data. Das Startup besitze bereits einen riesigen Datenschatz, es sei schon heute ein Computer auf Rädern. Als größter Player habe es die meisten Daten. Und die würden von Städten für eine bessere Verkehrsplanung gebraucht. 
    5. Ladestationen. Manche Leute stellten sich vor, dass abends Mitarbeiter die Roller abholten und sie wieder aufladen würden. Das sei nicht so, die Nutzer könnten die Roller selber aufladen und bekämen dafür eine Entlohnung. Eine Infrastruktur für Ladestationen zu errichten, werde für die weiteren Player immer schwieriger.
    6. Mechanik. Bird habe es geschafft, in jedem Markt eigene Reparatur-Teams zu etablieren. Lokale Politiker dürfte das freuen, denn das bedeute neue Jobs für Städte und Kommunen. 
    7. Batterien: Der größte Faktor, der das Wachstum einschränke, seien die Roller. Mit den jüngst eingesammelten 300 Millionen Dollar ließe sich dieses Problem lösen. Bird könne seine Roller so entwickeln, dass die Batterien länger halten – und so die Einnahmen pro Fahrzeug steigern.
    8. Marke: Wer über Roller nachdenke, habe die Marke Bird im Kopf. Das Startup werde zum Synonym für den Roller-Sharing-Markt – und erhalte automatisch mehr Aufmerksamkeit in den Medien. Am Ende sei genau das entscheidend: „Brands matters“.
Bild: Getty Images/Angela Weiss