Proteste allein werden der Taxibranche nicht helfen, Innovationen schon.

Wenn es darum geht zu protestieren, sind die Taxifahrer schnell dabei. Vor zwei Wochen blockierten sie kurzfristig die Zufahrt zum Flughafen Tegel. Der Grund für den Protest: Taxifahrer sehen die Konkurrenz durch Uber und die Ridepooling-Anbieter wie Clevershuttle kritisch. Diese würden das Geschäft ruinieren und dies teilweise auch noch mit staatlicher Unterstützung (Clevershuttle gehört zur Deutschen Bahn). Wenn die Taxibranche schon gegen etwas protestiert, dann sollte sie allerdings auch Alternativen anbieten können. Doch die Alternative heißt bei den Taxi Unternehmen nur: Weitermachen wie die vergangenen 100 Jahre.

Gerne führen die Taxi-Genossenschaften an, dass Anbieter wie Uber das Rückfahrgebot von Mietwagen faktisch nicht beachten. Tatsächlich haben mehrere Gerichte auf Basis des komplett veralteten Personenbeförderungsgesetzes das Geschäftsmodell von Uber in Frage gestellt und teilweise verboten. Doch auch die Taxifahrer selber stehen mit dem Gesetz im Konflikt.

Vor wenigen Wochen erbrachte eine polizeiliche Überprüfung von Taxi-Fahrzeugen am Flughafen Tegel ein erschreckendes Bild: Von den 86 überprüften Fahrzeugen gab es bei 59 Beanstandungen. Die Fahrzeuge, beziehungsweise deren Fahrern, fehlten Versicherungen, es gab technische Mängel und teilweise ungeeichte Taxameter. Dazu kam, dass 20 Prozent der geblitzten Autos Taxis waren. Eine erbärmliche Bilanz von einer Branche, die immer wieder argumentiert, dass eine Fahrt mit der Konkurrenz unsicher sei. Aber vermutlich waren das, wie die Branche gerne sagt, alles Einzelfälle.

Mal abgesehen davon, dass die Taxi-Branche vor allem in den Großstädten oft unter einem schlechten Ruf leidet, helfen die Proteste zur Wahrung des überalterten Geschäftsmodells auch nicht weiter. Es ist unverständlich, dass sich die Monopolisten nur gegen eine mögliche Konkurrenz wehren. Wo bleibt eigentlich der Protest, dass die Politik die Geschäftsstrukturen der Taxi-Unternehmen nicht verändert, damit die sich der wachsenden Konkurrenz stellen können?

Eigentlich haben die Taxi-Unternehmen alle Trümpfe in der Hand. Sie haben immer noch eine marktbeherrschende Stellung, sie verfügen über die politischen Verbindungen, sowohl auf landes- wie auf bundespolitischer Ebene. Es sicher kein leichtes Unterfangen, die Branche von innen heraus zu modernisieren. Aber unmöglich ist das nicht. Dafür müsste die Politik dazu bewegt werden, die Taxi-Unternehmen aus dem teilweise sehr engen Korsett der Verträge mit den Kommunen zu entlassen.

Lest auch

Diese Verträge binden die Taxi-Unternehmen und Genossenschaften in den öffentlichen Nahverkehr ein. Neben diversen Vorschriften wie eine Beförderungspflicht und eine flächendeckende Versorgung, werden auch die Fahrpreise festgeschrieben. Die gelten aber nur in den jeweiligen Kommunen, weswegen es bundesweit unterschiedliche Preise gibt. Die Abgrenzung durch die Kommunen bedeutet auch, dass sich die Unternehmen nicht zu größeren Einheiten zusammen schließen können. Ein klarer Nachteil gegenüber Uber und anderen.

Die komplizierten Verträge sind eine Sache. Die andere ist, dass die Branche offenbar eine starke Abneigung gegen Innovationen hat. Selbst im Jahr 2020 ist es oft schwierig, bargeldlos zu bezahlen („Gerät ist kaputt“). Statt offensiv neue Services anzubieten, wird lieber protestiert. Wie zum Beispiel gegen Freenow (ehemals Mytaxi), die lange nichts anderes gemacht haben, als die Fahrzeugvermittlung zu beschleunigen. Auf die Idee eine eigene App anzubieten kam die Taxibranche erst, als die Kunden dankbar zu Mytaxi (jetzt Freenow) wechselten.

Warum diese Ideenlosigkeit? Warum redet die Taxibranche nicht mit den Behörden und schafft eigene Ridepooling-Services? Eine eigene App (taxi.eu) dafür ist ja immerhin schon da. Warum also still stehen bleiben und sich mit Protesten beschäftigen, statt die Herausforderungen der Digitalisierung anzunehmen? Warum warten, bis die Innovationsmaschine die Branche vollständig überrollt hat? Die vielen Tausend Taxifahrer, die täglich einen guten Job machen, werden so völlig alleine gelassen.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Lest auch

Bild: Getty Images / Sean Gallup / Staff