ford_autonomes fahren
Eines der selbstfahrenden Testfahrzeuge von Ford und Uber in Pittsburgh.

Die Euphorie um den E-Autopionier Tesla beschert der Aktie derzeit Höhenflüge. Mit dem heutigen Höchststand von 279 Euro pro Aktie ist der E-Pionier mit geschätzten 45 Milliarden Euro wertvoller als das Traditionsunternehmen Ford, das bei etwa 41 Milliarden liegt. Sollte der Trend anhalten, überholt Tesla als nächstes GM (47 Milliarden) und übernimmt damit die Pole-Position als wertvollster US-amerikanischer Autohersteller.

Im vergangenen Jahr hat Tesla etwa 80.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Ford verkaufte hingegen rund 6,7 Millionen Autos. Da drängt sich die Frage in den Vordergrund, worauf eigentlich das Vertrauen der Anleger fußt.

Zum einen verzeichnet Tesla weiterhin Absatzsteigerung: Im ersten Quartal dieses Jahres soll der Autobauer bereits 25.000 Fahrzeuge verkauft haben. Daneben soll noch in diesem Jahr die Model-3-Produktion beginnen und weitere 5.000 Fahrzeuge pro Woche neben dem Model S und X hergestellt werden. 400.000 Vorbestellungen für das Mittelklasse-Fahrzeug Model 3 unterstreichen die Nachfrage.

Zum anderen sorgte die Beteiligung des zweitwertvollsten Tech-Konzerns Chinas für den erheblichen Vertrauensvorschuss. Tencent hat etwa 8,2 Millionen Tesla-Aktien im Wert von 1,64 Milliarden Euro gekauft. Der Aktienkurs legt seither zu und führte zu dem Rekordhoch. Die Verkaufsaussichten sind gut, die Anleger vom Vertrauen eines großen Anteilseigners beflügelt – und dennoch gibt es Zweifel, ob Tesla künftig als Marktführer taugt.

E-Mobilität top – autonomes Fahren flop?

Wenn es um die reine E-Mobilität geht, hat Tesla die Nase vorn. Für den derzeitigen Markt ist diese Art der Fortbewegung die gefragteste Technologie. Allein schon weil sie bereits verfügbar ist und erschwinglicher wird. Viele große Autobauer streben danach, bezahlbare E-Fahrzeuge für den Massenmarkt herzustellen. Nur ist die E-Mobilität letztlich ein Übergang zu einem sehr viel weitreichenderen Mobilitätswandel: Fahrassistenz-Systeme und schließlich autonom fahrende Autos werden einen ganz neuen Markt für Arbeits- oder Freizeitkonzepte während der Fahrt ermöglichen.

Tesla bietet zwar schon erste Assistenzsysteme an. Was allerdings die Entwicklung autonomer Fahrtechnologien im Vergleich zu anderen Herstellern angeht, verweist eine Studie den E-Pionier nun auf die hinteren Ränge. Das Navigant Research Institut hat in einer Studie 18 Automobil- und Technologieunternehmen hinsichtlich des Entwicklungsstandes ihrer automatisierten Fahrsysteme untersucht. Darunter wurden neben den rein technischen Aspekten auch Kriterien wie die unternehmerische Vision, die Vermarktungsstrategie, die Bereitschaft zu Kooperationen und das Durchhaltevermögen geprüft.

Während Ford den ersten Platz einnimmt, kommt Tesla nicht einmal in den Top-10 vor. Mit Daimler auf Platz vier, VW auf Platz fünf und BMW auf Platz sechs zeigen die alten Branchengrößen, dass sie auf einen Markt gesetzt haben, der in den nächsten Jahren an Relevanz gewinnen wird. Daimler hat heute erst eine Kooperation mit Bosch bekannt gegeben, die die Entwicklung fahrerloser Taxis in fünf Jahren vorsieht. Selbst die Google-Tochter Waymo und der Zulieferer Delphi rangieren der Studie zufolge noch vor Tesla, das es auf Platz zwölf von 18 untersuchten Unternehmen schafft. 

Dabei fällt auf, dass der Zulieferer Mobileye, der die Sensoren und Software für autonome Fahrzeuge entwickelt, bei den meisten führenden Autoherstellern mitmischt. BMW greift seit über einem Jahrzehnt auf seine Technologie zurück, um Straßenschilder zu identifizieren. Daneben gibt es Kooperationen mit Delphi und Volkswagen – neuerdings auch mit Nissan. Die Renault-Nissan Alliance ist der Navigant-Studie zufolge auf Platz zwei. Und auch Ford wird von Mobileye beliefert.

Wieso Partnerschaften wichtig sind

Die Zusammenarbeit mit Tesla hatte Mobileye hingegen im vergangenen Jahr aufgekündigt. Grund war unter anderem ein Streit über den Entwicklungsstand der Fahrassistenz im Model S. Während Tesla die Technologie von Mobileye bereits nutzte –und wenig später ein Fahrer ums Leben kam –,  machte Amnon Shashua, Mitgründer von Mobileye, deutlich, dass Teslas Autopilot nicht für den momentanen Einsatzzweck geeignet sei. 

Ford steckte hingegen erst kürzlich eine Milliarde Dollar in das Startup Argo AI, eine Firma ehemaliger Google- und Uber-Experten. Ford beteiligte sich zudem 2016 an Saips aus Israel, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung selbstlernender Maschinen spezialisiert hat. 75 Millionen Dollar sollen außerdem in die Entwicklung von Laser-Radaren von Velodyne fließen. 

Zusammen mit Uber werden bereits erste selbstfahrende Fahrzeuge getestet. Auch wenn es hier immer wieder zu Problemen kommt: Es braucht solche kleinen Rückschläge, um letztlich ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Die Technologie befindet sich mitten in der Erprobungsphase. Jetzt zu investieren und sich mit vielen Partnerschaften breit aufzustellen, könnte sich später auszahlen.

Bild: Getty Images /Jeff Swensen