elonmodelx
Setzt Elon Musk auf das falsche Pferd?

Für die 400.000 vorbestellten Model-3-Fahrzeuge braucht der E-Autobauer vor allem zwei Dinge: Geld und Produktions-Kapazitäten. Zumindest was den ersten Punkt anbelangt, hat Elon Musks Unternehmen eine schnelle Lösung gefunden. Der chinesische Tech-Riese Tencent hat rund fünf Prozent der Tesla-Anteile übernommen – Aktien im Wert von etwa 1,8 Milliarden Dollar. Das trifft sich gut. Denn noch im März hatte Musk zu verstehen gegeben, dass Tesla etwa 1,15 Milliarden braucht, um die Produktion des neuen Modells zu finanzieren. Und der Autobauer sichert sich noch einen weiteren Vorteil.

Tencent ist kürzlich beim Kartendienst Here eingestiegen und betreibt Chinas wichtigsten Chat-Dienst Wechat. Weitere Beteiligungen hält das Unternehmen an dem chinesischen E-Autohersteller Next EV sowie an den Fahrdiensten Didi Chuxing und Lyft. Außerdem will der Tech-Konzern gemeinsam mit dem Apple-Zulieferer Foxcoon unter der Dach-Marke Future Mobility Corporation (FMC) selbst Elektroautos entwickeln. Dafür hatte FMC sogar Experten bei BMW abgeworben. Außerdem ist ein Werk in den USA geplant, in dem ab 2020 das erste Serienfahrzeug vom Band laufen soll.

Doch damit nicht genug: Tencent ist gemeinsam mit dem chinesischen Internetkonzern Baidu beim chinesischen E-Auto-Startup Nio investiert. In den kommenden Jahren will das Startup ebenfalls auf den Massenmarkt.

Das wirft die Frage auf, ob sich Tesla mit seinem neuen Anteilseigner auf lange Sicht ins eigene Fleisch schneidet, wenn Tencent selbst an einer E-Auto-Marke feilt und in die Konkurrenz investiert. Zunächst könnte Tesla profitieren. Da das zweitwertvollste Unternehmen Chinas auf den US-Autobauer setzt, könnte einem anderen Newcomer weiter der Wind aus den Segeln genommen werden: Faraday Future.

Das 2014 in den USA gegründete Unternehmen ist eine Tochter des chinesischen Tech-Unternehmens  LeEco. Mit dem chinesischen Milliardär Jia Yueting als Geldgeber im Rücken galt das Unternehmen noch bis vor einen halben Jahr als hochgehandelter Tesla-Konkurrent. Doch dann begann es bei dem Unternehmen mit zwischenzeitlich 1400 Mitarbeitern zu kriseln: Erst drohte im Dezember der Baustopp der großangelegten Fabrik in Nevada, die eine Milliarde US-Dollar kosten soll. Bei einem zweiten Anlauf sei der Bau vor Kurzem wieder aufgenommen worden, heißt es in Medienberichten. Allerdings sei die Planungen drastisch verschoben worden: Anstatt wie ursprünglich geplant Ende 2017 mit der Fertigung zu starten, soll jetzt frühestens 2019 die Produktionen beginnen.

Im März wurde außerdem bekannt, dass Personal in den USA, China und Indien entlassen worden sei. Diese Woche folgte dann die Meldung, dass der Bau eines zusätzlichen Montagewerkes in Vallejo Kalifornien abgesagt worden ist. Die Liste an Problemen ließe sich weiterführen. Doch auch Tesla muss mit der Herstellung des Model 3 erst noch beweisen, dass es Autos auch in Massen produzieren kann. Erst dann könnte Elon Musks Unternehmen mit Herstellern wie BMW, Ford oder Daimler verglichen werden. Denn momentan spielt der E-Autobauer eher in einer Liga mit Sportwagenherstellern wie Porsche: hochpreisig, für Liebhaber und in übersichtlichen Stückzahlen produziert. Nur, dass Tesla von einem profitablen Geschäft im Vergleich zu Porsche noch entfernt ist – auch wenn die Verluste sinken

Mit dem Geld von Tencent könnte Tesla noch ein weiteres Ass gegen Faraday Future zücken. Elon Musk deutete Dienstag gegenüber Ars Technica an, kommende Woche mehr Details zum geplanten Model Y, einem Mittelklasse-SUV auf Basis des Model 3 mit den Falcon-Wing-Türen des Model X, zu verraten. Da Faraday Future mit dem SUV FF 91 als erstes Fahrzeug in die Serienreife gehen will, würde Tesla gleich mit zwei SUVs für das hochpreisige und mittlere Segment an den Start gehen. Doch auch dafür braucht es erst die Produktionskapazitäten. Und da hat Tesla bekanntlich schon mit dem Model 3 zu kämpfen.

Tesla will in Q4 dieses Jahres damit beginnen, 5.000 Fahrzeuge pro Woche zu produzieren, um der Nachfrage von 400.000 vorbestellten Fahrzeugen gerecht zu werden. 2018 sollen dann wöchentlich doppelt so viele 35.000-Dollar-Elektroautos hergestellt werden. Damit wären zumindest die Vorbestellungen im Jahr 2018 produziert – sollte der Plan aufgehen.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Tesla seine Termine nach hinten korrigieren muss. Den Vorsprung gegenüber Faraday Future wird Tesla jedenfalls mit dem frischen Geld halten, wenn nicht sogar ausbauen können. Nur dass der US-Autobauer dafür auf einen Anteilseigner setzt, der eigene E-Autopläne hat, könnte Elon Musks Unternehmen womöglich in ein paar Jahren noch zum Verhängnis werden.

Bild: Getty Images /Justin Sullivan