Vom Medienliebling zur Persona non grata: Thomas Middelhoff arbeitet wieder an seinem Image.

Die ganze Welt nimmt derzeit Anteil an der Entwicklung des Elektroautobauers Tesla: Bekommt Elon Musk die Massenproduktion des Mittelklassewagens Model 3 in den Griff? Schafft er es endlich, einen Gewinn zu erwirtschaften? Und: Dreht Musk dabei womöglich durch? Wirre Tweets, Tränen beim Interview, das Hickhack um einen Rückzug von der Börse, der dann wieder abgeblasen wird – da ist guter Rat teuer. Doch ausgerechnet jetzt bekommt Musk kostenlose Tipps von einem, der sich mit Firmen in Schieflage auskennt: Thomas Middelhoff.

Der Manager, der bei Bertelsmann zum Star aufstieg, bei Arcandor scheiterte und dann sogar eine Haftstrafe verbüßen musste, glaubt zu wissen, wie Musk wieder in die Spur kommt. „Er hat sich eine Zeit lang in eine Rolle geflüchtet, der Provokateur zu sein. Das kommt natürlich nicht gut an: Ein Unternehmer ist kein Provokateur“, sagte Middelhoff im „OMR-Podcast“.

Musk sei genervt gewesen von der Kritik durch die Medien. Wer könnte das besser verstehen als der einstige und dann gefallene Medienliebling? „Dass er genervt war, darf nicht passieren – ich kann es aber gut nachvollziehen“, sagt Middelhoff. Er hat auch eine Lösung für das Problem: Musk müsse sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen: „Ich würde Elon Musk wünschen, dass er vielleicht in eine Chairman-Rolle hineinwächst und von da aus ein bisschen zurückgenommen das weitere Geschehen entwickelt.“

„Ich fand’s ziemlich langweilig“

Immerhin dürfte Musk versöhnen, dass Middelhoff eigentlich ein Fan des Tesla-Chefs ist. „Er ist ein ganz großer Unternehmer, das steht ja außer Frage“, sagt er. Und: „Tesla wird sich durchsetzen, davon bin ich überzeugt.“ Denn noch weniger hält Middelhoff von der Kultur bei den deutschen Branchenriesen. Die Konzerne seien schlecht auf die Digitalisierung vorbereitet, diagnostiziert der ehemalige Gefängnisinsasse.

Zwar würden viele Vorstandschefs wie Daimler-Boss Dieter Zetsche versuchen, das Auftreten von Musk nachzuahmen, aber: „Selbst wenn Herr Zetsche sich entschließt: Ich gehe heute mal ohne Krawatte in die Firma – dadurch wird Mercedes nicht digitaler.“ Natürlich hat Middelhoff auch für seine deutschen Ex-Kollegen einen Tipp: „Abtreten“, rät er. „Ich weiß auch gar nicht, wie befriedigend das noch ist, wenn man 15 Jahre Vorstandsvorsitzender ist. Ich fand’s ziemlich langweilig zum Schluss und eintönig.“ Zumindest in diese missliche Lage dürfte Middelhoff selbst so schnell nicht noch einmal kommen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

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