Während des Studiums in London hat er sie fast täglich genutzt: Fahrdienste, die sich bequem per App bestellen lassen. Zurück in seiner Heimatstadt Dortmund stellt Wladislaw Tepliakov fest: Der Trend ist dort noch nicht angekommen, im Ruhrgebiet sind Uber, Gett und Co. vielen kein Begriff, glaubt er.

Darin wittert der 25-Jährige seine Chance. Gemeinsam mit seinem Freund hat Tepliakov das Startup Cabdo gegründet. Die beiden kennen einander aus London, wo Tepliakov studiert hat und zuletzt als Investmentbanker tätig war. Cabdo ist eine Mischung zwischen Taxi und privatem Fahrdienst mit Limousinen. Finanziert haben sich die Gründer aus eigener Tasche. Ein mittlerer sechsstelliger Betrag sei bisher in das Unternehmen geflossen, dessen schwarzes Logo mit seinem eckigen, stilisierten C sehr an den Marktführer aus den USA erinnert.

Die Taxi-Branche ist Tepliakov nicht neu, er kennt das Gewerbe aus erster Hand. Sein Vater war bis zu seinem plötzlichen Tod vor wenigen Wochen mehr als 20 Jahre in Dortmund als Taxiunternehmer unterwegs. Nun will der Junior den Markt in der Ruhrpott-Stadt aufmischen. Viele Taxifahrer seien von dem neuen Wettbewerber „genervt“ berichtet der Gründer, wollen zum Beispiel solche Kollegen ausschließen, die auf ihren Fahrzeugen Werbung für sein Fuhrunternehmen machen. Nicht so sein Vater, der zuletzt acht Prozent am Dortmunder Taximarkt gehalten habe. Dieser hätte stets hinter ihm gestanden, sagt Tepliakov im Gespräch mit NGIN Mobility und Gründerszene.

Enge Zusammenhang mit dem Daimler-Händler

Über die von dem Startup entwickelte App können sich die Dortmunder bequem eines der insgesamt 50 Cabdo-Taxen bestellen. Innerhalb von 15 Minuten holt es den Kunden ab, lautet das Versprechen des Startups. Vor Fahrtantritt wird dem Reisenden ein Festpreis angezeigt, „der größte Wettbewerbsvorteil gegenüber normalen Taxis“, glaubt Tepliakov. Preislich liege die Fahrt leicht unter den Kosten für ein normales Taxi.

Die Fahrer sind bei Cabdo festangestellt. Bei den Fahrzeugen handelt es sich überwiegend um die Mercedes E-Klasse, man arbeite eng mit dem lokalen Daimler-Händler zusammen. Schon der Vater hat dort Fahrzeuge gekauft.

Langfristig will Cabdo seine Fahrzeug-Flotte allerdings nicht selbst betreiben. Sondern die hinter der App stehende Technik gegen eine Lizenzgebühr anderen Unternehmern zur Verfügung stellen. Neu ist die Plattform-Idee nicht. Auch Blacklane, Clevershuttle und Uber arbeiten hierzulande mit diesem Geschäftsmodell.

Copycat mit Potenzial?

Dass es sich bei Cabdo um eine Art Copycat handelt, streitet der in der Ukraine geborene Gründer nicht ab. Er weiß, dass in Deutschland bereits eine ganze Reihe an Fahrdienst-Vermittlern unterwegs sind, die um die Marktanteile auf dem Taximarkt konkurrieren. „Die konzentrieren sich allerdings überwiegend auf die großen Städte wie Berlin und Hamburg“, sagt er. Im Ruhrgebiet und vielen anderen kleineren Städten sei der Markt hingegen kaum besetzt. Die Dortmunder müssten sich erstmal daran gewöhnen, künftig das Taxi per App statt per Anruf zu bestellen. Eine internationale Expansion mit Cabdo sei allerdings zunächst unwahrscheinlich, gibt er zu. Die Konkurrenz ist mit den seit mitunter einem Jahrzehnt auf dem Markt agierenden Playern einfach zu groß.

Trotzdem glaubt der Cabdo-Gründer an den Erfolg seines kleinen Unternehmens. Fahrdienstvermittler haben eine glanzvolle Zukunft vor sich, wettet er. Sein Kalkül: Wenn der Markt richtig an Fahrt aufnimmt, will er mit seinem Unternehmen eine breite Nutzerbasis aufgebaut haben, daran bemisst sich der Wert seines Unternehmens. Wenn ihm das gelingt, könnte das Startup auch für Investoren interessant werden, zum Beispiel für Autohersteller, die händeringend nach neuen Geschäftsmodellen suchen. Vor wenigen Monaten hatte Daimler beispielsweise den Fahrdienstvermittler Chauffeur Privée übernommen, das „Uber aus Frankreich“.

Bild: Cabdo