Der Fahrdienst Uber will nun auch in Berlin emissionsfreie Fahrzeuge einsetzen.
Der Fahrdienst Uber will in Berlin emissionsfreie Fahrzeuge einsetzen.

Nach Erfolgen in München will der Fahrdienstleister Uber nun auch in Berlin elektrische Mietwagen einsetzen. Uber vermittelt per Smartphone-App Fahrten in Mietwagen, Limousinen sowie Taxen. Das Unternehmen hat nach einer Verbotswelle und Negativschlagzeilen über sexuelle Übergriffe, schlechte Bezahlung der Fahrer und Unfälle mit selbstfahrenden Autos seine Strategie geändert. Uber hat sich vorgenommen, einen besseren Dialog mit Städten zu pflegen und einen Beitrag zur Bekämpfung der Luftverschmutzung zu leisten.

Uber Green mit emissionsfreien Mietwagen

Der Deutschland-Chef des Unternehmens, Christoph Weigler, hatte am Dienstag im Handelsblatt entsprechende Ankündigungen des Firmenchefs Dara Khosrowshahi vom Juni 2018 konkretisiert, über die auch Gründerszene berichtete. So hatte Khosrowshahi auf der Technologiekonferenz Noah in Berlin den Dienst Uber Green mit emissionsfreien Fahrzeugen angekündigt. Uber Green ist neben München (seit April 2018) und demnächst auch Berlin in Lissabon, Zürich, Paris und Budapest verfügbar.

Der Unternehmenschef hatte damals auch den Start des Leihservice Jump für Elektrofahrräder für Ende dieses Sommers avisiert. Die orangefarbenen Pedelecs verfügen über eine unterstützende Tret-Funktion, die bei jedem Pedaltritt einen Schub erzeugen, der Geschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometern erlaubt. Im Gegensatz zu Diensten wie Mobike oder Lidl müssen die Räder am Ende der Fahrt an physischen Halterungen befestigt werden. Damit will Uber sicherstellen, dass die Zweiräder nicht irgendwo im öffentlichen Raum zurückgelassen werden.

Wie Weigler dem Handelsblatt sagte, wurden die 30 Elektroautos in München 25.000 Mal gebucht – erwartet wurden 15.000 Vermietungen. Die für Berlin geplante Zahl von Fahrzeugen wurde nicht weiter konkretisiert.

Umstrittene Rechtslage aus vordigitalen Zeiten

Es handelt sich dabei um Fahrzeuge mit Mietwagen-Lizenz, die von professionellen Fahrern gesteuert werden. Für sie gilt die sogenannte Rückkehrpflicht, eine vom Gesetzgeber zum Schutz des Taxigewerbes eingeführte Beschränkung. Sie sieht vor, dass Fahrer nach jedem Auftrag an ihren Unternehmenssitz zurückkehren müssen und unterwegs keine neuen Aufträge annehmen dürfen.

Diese Regelung aus der vordigitalen Zeit ist umstritten: Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 22. September 2016 ein Aktionsprogramm Digitalisierung vorgelegt, in dem es sich dafür ausspricht, die Rückkehrpflicht für Mietwagen nach Ausführung des Beförderungsauftrags abzuschaffen. Doch entschieden ist bis heute nichts.

Neue Strategie nach Prozesswelle

Uber hatte bei seinem Deutschland-Start 2014 versucht, sein in den USA etabliertes Mobilitätskonzept hierzulande einzuführen und sich dabei über das geltende Recht hinweggesetzt. Es folgten Proteste von Taxifahrern und zahlreiche Gerichtsurteile, die den Dienst Uber Pop landesweit untersagten. Bei Uber Pop wurden Fahrten in privaten Pkw von nichtkonzessionierten Fahrern angeboten.

Mittlerweile ist die Protestwelle abgeflaut. Zuletzt hatte eine überschaubare Zahl von Taxi-Fahrern im Juni 2018 in Berlin gegen die Geschäftspraktiken des Fahrtenvermittlers protestiert und ihm Gesetzlosigkeit vorgeworfen. Ansonsten ist es ruhig geworden und selbst in der „Taxi Times“, dem Organ der Branche, spielt Uber in letzter Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle.

Die Strategie des neuen Uber Chefs Dara Khosrowshahi unterscheidet sich von der seines Vorgänger Travis Kalanick, der Mobilitätsdienstleistungen mit der Brechstange einführen wollte. „In meiner Rolle als CEO habe ich mich von Anfang an klar dazu verpflichtet, Uber zu einem besseren, langfristigen Partner für Städte zu machen“, sagte Khosrowshahi im Juni 2018 in Berlin.

Seine neue Initiative startet in homöopathischer Dosis. Mit 30 Elektroautos in München und einer mutmaßlich ähnlichen Zahl in Berlin ist Uber auf das Niveau junger Mobility-Startups abgesunken. Zum Vergleich: Der Carpooling-Dienstleister Clevershuttle hatte Ende 2017 in Deutschland insgesamt 90 Autos auf der Straße.

Uber äußerte sich gegenüber Gründerszene und NGIN Mobility bis zum Erscheinen dieses Artikel nicht zu dem neuen Angebot.

Update, Dienstag, 18. Juli 2018, 15 Uhr: Inzwischen liegt der Redaktion ein Statement von Uber vor: „Die Fahrzeuge werden von Berliner Mietwagenunternehmern betrieben, von professionellen Chauffeuren gefahren und über eine separate Option in der Uber-App vermittelt“, erklärt Unternehmenssprecherin Luisa Elster. Elektrofahrzeugen seien mit Blick auf mögliche Dieselfahrverbote eine Option, um zukunftsfähige Alternativen auszuloten. 

Für Berlin plant Uber bis Ende des Jahres, in einer ähnlichen Größenordnung wie in München zu starten – also mit etwa 30 Fahrzeugen. Ob es sich wie dort auch um Renault Zoe handeln wird, stehe noch nicht fest.

Zum Pedelec-Mietservice Jump sagte Elster: „Momentan arbeiten wir intensiv daran, den Service Jump bis Ende des Sommers in Berlin zu starten.“

Bild: Uber