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Die Wege von Uber und Travis Kalanick trennen sich

Sie sind die Visionäre der Tech-Szene: Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Elon Musk, und Travis Kalanick. Teil ihres Erfolgsrezepts ist das kompromisslose Vorgehen gegen Wettbewerber und eine auf Skalierung eingeschworene Unternehmenskultur. Dass bei einem draufgängerischen Führungsstil irgendwann das Betriebsklima auf der Stecke bleibt, hat Uber in den vergangenen Jahren exemplarisch vorgeführt: sexuelle Belästigung, Betrugsvorwürfe und Chauvinismus – um nur einige der Vorwürfe zu nennen. Mit dem Rücktritt des Firmenchefs Travis Kalanick hat die gesamte Branche nun den ersten Warnschuss eingesteckt.

Sechs Milliarden Dollar Wagniskapital hat Uber bislang eingesammelt – mehr als alle deutschen Startups zusammen. Dank der Kapitalspritzen entwickelte sich Uber zum schnellst wachsenden Unternehmen der Welt. Und das Geld floss, weil vor allem ein Mann mit seiner Idee, den weltweiten Transport zu revolutionieren, Investoren überzeugen konnte: Travis Kalanick. Er ist ebenso berüchtigt für sein Charisma wie für sein skrupelloses Vorgehen. Er selbst bezeichnete sich wiederholt als aggressiven Draufgänger. Sein Erfolg sprach lange Zeit für ihn. Nun hat das schlechte Unternehmensklima zum Fall des eigenen Gründers beigetragen.

Was viele der Visionäre eint, ist ihre Blindheit für den Zusammenhalt des ganzen Unternehmens – denn das ist die Voraussetzung dafür, dass der gesamte Organismus am Leben bleibt. 12.000 Mitarbeiter sorgten bislang dafür, dass der Kopf des Startups seine Vision realisieren konnte. Die Vorwürfe gegen Uber wegen sexueller Belästigung und Benachteiligung von Frauen am Arbeitsplatz sind wahrscheinlich das Resultat eines Ungleichgewichts innerhalb des Betriebs. Dreiviertel des Managements bei Uber sind Männer, angeleitet von einem Chef, der aggressives und rücksichtsloses Auftreten predigt – und selbst verkörpert. Kalanick selbst gab auf diese Weise ein schlechte Vorbild dafür ab, wie die Unternehmenskultur auszusehen habe.

Andere erfolgreiche Unternehmer wie Mark Zuckerberg haben frühzeitig erkannt, wie sich chauvinistische Tendenzen im Unternehmen vermeiden lassen. Mit Sheryl Sandberg hat Facebook gezeigt, was ein umsichtig agierender Geschäftsführer erreichen kann. Kalanick hätte sein Führungsteam breiter und diverser aufstellen müssen. Wie dem internen Untersuchungsreport von Uber zu entnehmen ist, mangelte es dem Unternehmen zudem an einem funktionierenden HR-Systems, mit dem Beschwerden nachverfolgt werden können. Ein international agierendes Unternehmen kann nur dauerhaft funktionieren und erfolgreich sein, wenn die Zufriedenheit der Mitarbeiter gewährleistet ist. Solange die Nachfolge von Kalanick ungeklärt ist, muss der Aufsichtsrat für die Balance im Unternehmen sorgen.

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Bild: Getty Images /Boston Globe