Peter Altmaier will für die Gewinnung von Wasserstoff auch Erdgas nutzen. 

Das Bundesumweltministerium hat sich skeptisch zu einem zentralen Punkt der Wasserstoff-Strategie des Wirtschaftsressorts geäußert. „Wir reden in erster Linie davon, dass Wasserstoff aus erneuerbaren Energien entsteht. Das ist der Fokus, den wir haben“, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Montag in Berlin. Es dürfe dabei kein sogenanntes „Greenwashing“ geben. Es sei wichtig, dass das Gas auf eine nachhaltige Art und Weise produziert werde. Das Wirtschaftsministerium will dagegen auch Erdgas einsetzen und das freiwerdende Klimagas CO2 etwa in Norwegens alten Gasspeichern unterirdisch einlagern. Wasserstoff werde im industriellen Maßstab zunächst nicht allein aus Wind- oder Sonnenstrom produziert werden können. Ausgeschöpfte Erdgas-Felder werden von Experten als mögliche Lagerstätten für CO2 angesehen.

Das sogenannte Carbon Capture and Storage (CCS) war in Deutschland, wo es solche Speicher auch gibt, auf heftigen Widerstand von Bürgerinitiativen gestoßen, so dass die Regierung von dem Vorhaben abgerückt war. Im Klimapaket des Bundes war CCS nach Jahren erstmals wieder als Option genannt worden. Würde CO2 aus der Wasserstoff-Produktion in Norwegen gespeichert, würde dies auch die Debatte für Industrieunternehmen öffnen. Sie könnten ihr CO2 dorthin bringen und so als „grün“ gelten.

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Die Strategie sieht vor, dass rund ein Fünftel des benötigten Wasserstoffes im Jahr 2030 dann CO2-frei erzeugt wird. Um dem Wasserstoff im Verkehr zum Durchbruch zu verhelfen, ist eine verschärfte Quote für CO2-freie Kraftstoffe vorgesehen. Diese soll bis 2030 bei 20 Prozent liegen und somit höher als von der EU vorgesehen. Unbestimmt bleibt das Konzept bei einem Knackpunkt für die Wasserstoff-Erzeugung aus Strom, die derzeit noch als zu teuer gilt: Man wolle prüfen, ob man staatliche Abgaben hier reformieren könne.

Während bei Autos der direkte elektrische Antrieb favorisiert wird, fehlen noch klimafreundliche Lösungen für Schwerlaster, die Schifffahrt sowie die Chemie- und Stahlindustrie. Hier werden große Hoffnungen auf Wasserstoff gesetzt. Die Strategie ist derzeit in der Abstimmung unter den Ministerien und soll später im Kabinett beschlossen werden.

Bild: Getty Images / TOBIAS SCHWARZ