VW will seine Werke mit der Hilfe von Amazon produktiver machen.

Hohe Verwaltungsausgaben, Abgasskandal und massive Kosten bei der Entwicklung von E-Autos und autonomen Fahrzeugen: Volkswagen muss sich etwas einfallen lassen, um mit hocheffizienten und technologieorientierten Autobauern wie Tesla mithalten zu können. Einen weiteren Schritt hat das Unternehmen jetzt gemacht. Zusammen mit Amazon will VW eine Industrie-Cloud aufbauen, wie der Autokonzern heute bekanntgab.

Während der „mehrjährigen“ Zusammenarbeit beider Unternehmen sollen die Daten aller Maschinen, Anlagen und Systeme der 122 Produktionsstätten des Autobauers zusammengeführt werden. So könnten Abläufe und Prozesse in der Fertigung untersucht und verbessert werden.

Start ist Ende 2019

Dabei setzen die Unternehmen auf vorhandene Programme aus den Bereichen Internet der Dinge (IoT), Maschinelles Lernen und Computing Services. Diese Software hat Amazon entwickelt und will sie auf Volkswagen zuschneiden. Als Architektur werde die neue Digital Production Platform von Volkswagen verwendet. „Langfristig geht es auch um die Integration der globalen Lieferkette des Volkswagen-Konzerns mit über 30.000 Standorten von mehr als 1.500 Zulieferern und Partnerunternehmen“, schreibt VW. Die Industrial Cloud soll demnach auch anderen Firmen zur Verfügung stehen.

Der Zeitplan für den Start der Plattform ist ambitioniert. Bis Ende 2019 sollen erste Dienste und Funktionen der Industrial Cloud starten. Die Entwicklung beginne sofort, heißt es. Volkswagen-Angestellte in Dresden, München und Wolfsburg unterstützten die Arbeit.

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Im Schnitt sollen 220 Mitarbeiter von VW und Amazon mit der Entwicklung der Plattform beschäftigt sein. In Berlin wollen beide Unternehmen dafür ein Industrial Cloud Innovation Center eröffnen. Dort sollen die Teams weitere Funktionen für die Industrial Cloud entwickeln. Laut VW ist unter anderem ein Dienst zur Überwachung von Warentransporten innerhalb und außerhalb von Fabriken geplant.

Nach der Cloud ist vor der Cloud

Im vergangenen September hatte Volkswagen eine Partnerschaft mit Microsoft bekanntgegeben. Zusammen mit dem Softwareunternehmen will der Autokonzern seine Automotive Cloud entwickeln. Sie speichert und verarbeitet die Daten der Fahrzeuge der künftigen ID-Modellfamilie und soll digitale Dienste bereitstellen. Der ID kommt 2020 in Europa auf den Markt. Im gleichen Jahr startet die Produktion auch in China. In den USA soll das erste ID-Fahrzeug 2022 vom Band rollen.

Bild: JOHN MACDOUGALL/Getty Images