VW wird bald „Zero-Emission“-Carsharing anbieten

Volkswagen will im Frühjahr 2019 ein neues Carsharing-Angebot in Berlin an den Start bringen und damit der Mietautoflotte von BMW und Mercedes Konkurrenz machen. Die Marke We Share werde komplett aus Elektroautos bestehen, zunächst mit dem e-Golf und später mit dem Kleinwagen e-up!, kündigte der Vertriebschef der Marke VW, Jürgen Stackmann, am Donnerstag in Berlin an. Preise und Verfügbarkeit sollten „nutzerfreundlicher” sein als bei der Konkurrenz. Ab 2020 sei das Angebot in anderen Großstädten in Europa und Nordamerika mit mehr als einer Million Einwohnern geplant. Damit will VW letztlich auch die Werbetrommel für die zahlreichen neuen Elektroautos rühren, die ab dann auf den Markt kommen.

Der Wolfsburger Konzern hatte sein erstes, erfolgloses Carsharing-Geschäft Quicar vor gut zwei Jahren an die niederländische VW-Tochter Greenwheels abgegeben. Den Markt des stationsunabhängigen Carsharing dominiert in Deutschland die seit 2008 bestehende Daimler-Marke Car2go, die jetzt mit dem BMW-Angebot DriveNow verschmolzen werden soll. Zusammen haben die Premiumhersteller 20.000 Fahrzeuge mit mehr als vier Millionen Kunden in mehr als 30 Städten weltweit im Einsatz, den Großteil mit Verbrennungsmotoren.

Die VW-Manager sind dennoch überzeugt, dass es in Europa noch Platz für einen weiteren Anbieter gibt, da der Markt jährlich um 15 Prozent wachsen solle. Für Berlin ist zunächst eine Flotte von 2.000 Elektroautos vorgesehen. Mit 0,84 mietbaren Wagen pro 1.000 Einwohnern ist die Hauptstadt nach Zahlen des Bundesverbandes Carsharing nicht so dicht versorgt wie München, Stuttgart oder Köln. Mit Partnern will VW zudem die Ladeinfrastruktur in Berlin ausbauen.

We Share gehört zur künftigen Plattform des Konzerns für digitale Dienste Volkswagen We. Das Digitalgeschäft soll bis 2025 mit insgesamt 3,5 Milliarden Euro an Investitionen ausgebaut werden, kündigte VW weiter an. Die Autos sollten zum digitalen Endgerät auf Rädern werden, die Kunden neue Services nutzen. Mit digitalen Angeboten wie Parkplatzsuche oder Paketlieferung in den Kofferraum soll laut Stackmann „spätestens” ab 2025 eine Milliarde Euro Umsatz jährlich erzielt werden. „Wir wollen natürlich mehr, das ist unser Anspruch.” Einen Schub erhofft sich VW dann später von autonom fahrenden Autos, die den Passagieren Zeit für Online-Geschäfte lassen.

Solche digitalen Serviceplattformen sind bei Daimler und BMW mit Mercedes Me und BMW Connected Drive schon seit einigen Jahren etabliert. Die Autohersteller erhoffen sich davon, die Kunden dauerhaft an die Marke zu binden und gleichzeitig Geld zu verdienen, wenn der Autofahrer Zusatzofferten kauft. Vorbild sind die Smartphone-Hersteller und Digitalriesen Apple und Google, die ihrerseits das Auto als rollendes Endgerät für ihr Online-Geschäft nutzen wollen. Um gewinnträchtige Services zu schaffen, will Volkswagen mit Partnerfirmen zusammenarbeiten und seine eigene Softwareentwicklung über Einstellungen und Akquisitionen ausbauen. Von derzeit etwa 100 könnte die Zahl der IT-Experten im Konzern auf mehr als 1.000 steigen, erklärte Strategie-Chef Michael Jost.

Bild: Volkswagen; Der Artikel wurde nachträglich angepasst.