Auch in diesem brandneuen EA288-Dieselmotor soll die Betrugssoftware stecken

Es sieht schon jetzt nicht gut aus für VW. Sollte sich aber eine aktuelle Meldung bestätigen, dürfte sich die Krise des Autobauers noch einmal massiv verschärfen: Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat VW mehrere Varianten der Betrugssoftware entwickelt und diese auch in verschiedenen Motoren eingesetzt.

Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Software nur im mittlerweile nicht mehr verwendeten Dieselmotor EA189 eingesetzt wurde. Die Software konnte zwischen einer Testumgebung und Nutzung im Straßenverkehr unterscheiden und lieferte so verfälschte Emissionswerte, um die vorgeschriebenen Richtwerte in den USA und der Europäischen Union einhalten zu können.

Gegenüber Reuters sollen nun ein VW-Manager und ein Ermittler angegeben haben, dass auch weitere Motoren betroffen seien, darunter der Dieselmotor EA288, der Nachfolger des EA189. Den EA288 gibt es als 1.6- und 2.0-TDI-Motor, er wird konzernweit quer durch alle Baureihen eingesetzt. Zum Beispiel im Golf VII, dem neuen Passat, im Audi A3, dem Seat Leon oder den beiden Skoda-Modellen Superb und Octavia – allesamt Baureihen mit hohen Verkaufszahlen. Wichtig ist der Motor auch deshalb, weil er der erste Dieselmotor im Konzern ist, der die strenge Euro-6-Abgasnorm einhalten kann.

[Update: Eine Quelle bei VW bestätigt gegenüber der Gründerszene, dass weitere Motoren betroffen sein sollen, will sich aber nicht eine oder mehrere Typennummern festlegen]

Sollte VW hier ebenfalls mit einer Software nachgeholfen haben, wäre die Katastrophe für den Konzern komplett. Man hätte keinen kleinvolumigen Dieselmotor mehr im Angebot, der die EU- und US-Normen erfüllt. In der EU, wo der Anteil der Dieselfahrzeuge rund 50 Prozent ausmacht, stünde man vor der Gefahr, dass zumindest der weitere Verkauf der betroffenen Diesel-Modelle verboten werden könnte, weil die Betriebserlaubnis nicht eingehalten werden kann.

Sollte die Software wirklich in weiteren Motoren stecken, bedeutet dies auch, dass deutlich mehr Personen in die Sache eingeweiht gewesen sein müssen. Denn um die Software auf die jeweiligen Motoren anpassen zu können, benötigt man neben den Programmierern auch Manager, die diese Entscheidung treffen können und dürfen. Das macht es noch unwahrscheinlicher, dass die Führungsspitze von VW in den letzten fünf Jahren davon nichts gewusst haben kann. Für VW verschärft sich die Krise weiter.

Bild: VW AG