Wingcopter und DHL haben die neue Lieferdrohne in Afrika erprobt.
Wingcopter und DHL haben die neue Lieferdrohne in Afrika erprobt.

Drohnen revolutionieren die medizinische Versorgung von Menschen in entlegenen Gebieten. Jetzt haben das Logistikunternehmen DHL und das deutsche Startup Wingcopter ein Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen: Sechs Monate lang haben sie eine Insel im Viktoriasee (Tansania) per Flugdrohne mit Medikamenten versorgt und auf dem Rückweg Blutproben in Labore auf dem Festland geflogen. Das Projekt wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Entwicklungshilfeministeriums unterstützt. 

Der selbstständig fliegende „DHL Paketkopter 4.0“ schaffte dabei die 60 Kilometer Flugstrecke vom Festland bis zur Insel in durchschnittlich 40 Minuten. Insgesamt wurden in dem Pilotprojekt mehr als 2.200 Kilometer geflogen und rund 2.000 Flugminuten geleistet.

Erfolg ein Jahr nach WHU-Pitch

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts hat Wingcopter einen wichtigen Meilenstein erreicht. Mitgründer Tom Plümmer erzählt stolz, dass er die Idee erst vor einem Jahr bei IdeaLab der Elite-Uni WHU in Vallendar gepicht und einen mit 10.000 Euro dotierten Preis gewonnen hat. Nicht die einzige Auszeichnung für das Startup: Im Sommer 2017 hat es auch den German Aviation Innovation Award erhalten. „Für 2019 streben wir ein Investment an“, sagt Plümmer, der das Startup zusammen mit Jonathan Hesselbarth und Ansgar Kadura 2015 in Darmstadt gegründet hat. Mit frischem Kapital könnte Wingcopter die Serienproduktion seiner Drohne beginnen.

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Das Besondere des Fluggeräts sind die vier Schwenkrotoren. Das ermöglicht einen Senkrechtstart. Hat die Drohne ihre Flughöhe erreicht, drehen sich die Rotoren um 90 Grad und geben dem Flugzeug Vorschub. „Das ist effizienter, sicherer und schneller als den ganzen Flügel zu drehen“, erläutert Plümmer. 240 km/h schaffe die Drohne dank dieser Technologie.

Wingcopter stellt vierte DHL-Drohne

Für DHL ist dieses Projekt der vierte Versuch, Drohnen als Transportgeräte einzusetzen. Frühere Versuche, eine Nordseeinsel mit Medikamenten und eine Alm mit Paketen zu beliefern, waren wie berichtet eingestellt worden. Zwar erklärte ein DHL-Sprecher damals, man habe gute Erfahrungen gemacht. Er schränkte aber ein: „Lieferdrohnen werden ein Nischenprodukt bleiben“. 

Deutlich positiver klingt das DHL-Statement jetzt nach dem Abschluss des Projekts in Afrika: Die Technologie habe „das Potenzial, zur Verhinderung weltweiter Krisen beizutragen. Die Ausbreitung von Viruserkrankungen wie zum Beispiel Ebola ließe sich damit frühzeitig bekämpfen.“

Zipline fliegt in Ruanda Blutkonserven

Wingcopter ist nicht das einzige Startup, das Drohnentechnologie im humanitären Bereich einsetzt. Das kalifornische Startup Zipline fliegt in Ruanda (Ostafrika) medizinische Drohneneinsätze. An dem Projekt arbeiten Luftfahrtexperten von SpaceX, Google, Boeing und der Nasa. Prominente Investoren haben sich an dem Projekt beteiligt – darunter Sequoia Capital, Andreessen Horowitz und Google Ventures.

Seit dem Start des Dienstes mit 15 Flugdrohnen ist Zipline nach eigenen Angaben 300.000 Kilometer geflogen, hat 7.000 Einheiten Blut in über 4.000 Flügen ausgeliefert. Nun arbeitet das Unternehmen daran, diesen Dienst auch in den USA anzubieten.

Bild: DHL