Die Wingly Gründer Emeric de Waziers. Lars Klein und Bertrand Joab-Cornu (v.l.n.r)

Von Berlin nach Kiel mit dem Flugzeug? Mit dem Auto dauert es knapp vier Stunden und die Bahn ist auch nicht viel schneller. Mit dem Flugzeug sind es allerdings nur 90 Minuten, doch die kommerziellen Anbieter haben Kiel nicht im Programm. Die Lücke zwischen den großen Flughäfen und den kleineren Städten will jetzt das Startup Wingly schließen. Das Unternehmen vermittelt Sitzplätze in Privatflugzeugen, von denen es in Deutschland rund knapp 8.000 Stück gibt.

 Lars Klein, Gründer und CTO des Unternehmens, will mehr Menschen dazu bringen, dass sie sich ein kleines ein- oder zweimotoriges Flugzeug setzen. Die Vorteile lägen klar auf der Hand, so Klein. Man reist schneller, als mit jedem anderen Transportmittel, die Kosten sind gering und man kann die Reisezeiten auch flexibel absprechen. Im Juli 2015 hat er zusammen mit den beiden Franzosen Bertrand Joab-Cornu und Emeric de Waziers Wingly gegründet, finanziert aus den eigenen Rücklagen. Das klassische Bootstrapping konnte durch den Pariser Inkubator Agoranov Paris etwas unterstützt werden.

„Es gibt knapp 40.000 Privatpiloten im deutschsprachigen Raum und alle müssen jedes Jahr eine Mindestanzahl von Flugstunden absolvieren, damit sie ihre Lizenz nicht verlieren,“ erklärt der Deutsche. Aber Flüge sind teuer, warum also nicht die leeren Plätze in einer Maschine vermitteln? Rechtlich ist das seit Anfang 2016 kein Problem, wie Klein versichert. Das Luftfahrtbundesamt habe noch einmal klar gemacht, dass die Mitnahme von Passagieren zum Selbstkostenpreis erlaubt sei. Bis zu sechs Personen können sich nun ein Flugzeug und damit alle Kosten teilen.

Der Vorteil, sich einen Platz in einem Flugzeug zu erkaufen, liegt auf der Hand. Gerade kleinere Städte sind oft nicht direkt zu erreichen und man ist etliche Stunden unterwegs. Ein Flug kann da durchaus Sinn machen, zumal selbst Kleinstädte über Flugplätze verfügen. Das Angebot von Wingly umfasst aber auch Großstädte wie München, Berlin, Zürich oder Bremen. Die Preise bewegen sich dabei im Rahmen eines normalen Flugs. So kostet der einfache Flug Berlin nach Kiel 150 Euro, für den Weg von Stuttgart nach Friedrichshafen berappt man 68 Euro pro Strecke. Bezahlt wird vor dem Antritt des Fluges per Kreditkarte oder PayPal.

Wingly ist die erste Plattform dieser Art, die es in Deutschland gibt. Lars Klein gibt an, dass man bisher rund 500 Angebote online gestellt habe, mehr als 200 Buchungen habe es in kurzer Zeit gegeben. Dabei gehe die Saison eigentlich erst im Frühling los, wenn das Wetter besser ist. Daher rechnet Klein auch mit einem großem Wachstum in diesem Jahr.

Die erste Frage, die sich interessierte Fluggäste allerdings stellen: „Ist das auch sicher?“ Wingly verlangt von den Piloten, dass ihre Lizenzen, Fluglogs sowie Flugstunden mit dem Unternehmen teilen und vorlegen. So sei sichergestellt, dass es sich um erfahrene Piloten handeln würde. Gleichzeitig sollen Kundenbewertungen weitere Transparenz und Vertrauen schaffen. Alle Flüge seien zu dem durch die Versicherung des Piloten oder des Flugvereins abgedeckt, man arbeite aber auch an einer eigenen zusätzlichen Lösung. Flugreisen gehören auch im Privatbereich zu den sichersten Reisemethoden, die man wählen kann.

Um diese und weitere Angebote stemmen zu können, sucht Wingly gerade weitere Investoren. Man sei mit einigen Geldgebern für eine erste Finanzierungsrunde in Höhe von rund 150.000 Euro in Verhandlungen, eine weitere Runde habe man in den Planungen auch schon beschlossen. Im ersten Schritt will Wingly die Menge der angebotenen Flüge ausbauen, eine Expansion in andere Länder habe man aber im Hinterkopf. Die Freigabe für private Flüge zum Selbstkostenpreis gelte nämlich für die gesamte EU und damit für einen Markt, auf dem sich rund 300.000 Privatpiloten tummeln. Diese haben bisher keine Möglichkeit ihre Flüge bequem online vermitteln zu lassen.

Bild: Wingly