Die AnyDesk-Gründer Andreas Mähler, Philipp Weiser und Olaf Liebe (v.l.)
Die AnyDesk-Gründer Andreas Mähler, Philipp Weiser und Olaf Liebe (von links)

Sie waren sich sicher, dass sie es besser können. Philipp Weiser und Andreas Mähler arbeiteten damals für Teamviewer. Das Unternehmen aus Göppingen ist für seine Software, mit der sich Computer aus der Ferne steuern lassen, mittlerweile weltweit bekannt. Auf 1,5 Milliarden Geräten ist das Programm installiert, es wird etwa verwendet, wenn ein IT-Fachmann einen Fehler beheben muss. 

Teamviewer sei namensgebend für Fernwartungs-Software fast wie Tempo für Taschentücher, sagt Weiser. Doch es ging den beiden viel zu langsam bei ihrem Arbeitgeber. „Ich war der Meinung, dass vieles anders und besser umgesetzt werden könnte“, sagt der Gründer. „Aber ich hatte keinen Erfolg damit, meine Ideen intern einzubringen.“ Unzählige Male habe er Vorschläge gemacht, aber das Management lehnte sie alle ab. Und so entschieden sie sich, zu kündigen – und die Software selbst noch einmal zu entwickeln.

Seit dem Herbst 2012 arbeiten sie nun an Anydesk. Das kleine Team ließ sich Zeit, bis es die Software auf den Markt brachte und das Unternehmen anmeldete. „Wir mussten gleich zu Beginn ein ansprechendes MVP anbieten“, sagt Andreas Mähler. Unter Minimal Viable Product (MVP) versteht man eine Basis-Version, die Startups oft auf den Markt bringen, um zu schauen, ob es von Nutzern eine Nachfrage gibt. „Wenn man eine Alternative zu einem bereits bewährten Produkt anbietet, erwarten die Kunden zu Recht, dass es problemlos funktioniert“, sagt Philipp Weiser.

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Anydesk sollte vor allem eine bessere Übertragungsqualität bieten und einfacher zu bedienen sein. Gleich zum Start musste sie funktionieren. Ohne viel fremdes Geld tüftelten sie an dem Programm, nur ein Angel-Investor unterstützte sie. Als sie nach eineinhalb Jahren ihr Produkt auf den Markt brachten, hatten sie dann doch Angst, dass es nicht gut ankommt. „Wir mussten in dieser Zeit durchpowern, haben sehr sparsam gelebt – deswegen ist uns ist ein Stein vom Herzen gefallen, als die ersten Leute begannen, unsere Software herunterzuladen“, sagt Gründer Andreas Mähler.

Bekannte Geldgeber steigen bei Anydesk ein

Vier Jahre nach dem Start ist klar, dass es Bedarf für ihr Produkt gibt. 10.000 Unternehmenskunden nutzen Anydesk, sie bezahlen in einem Abo-Modell für die Software. Der Preis liegt bei 60 Euro pro Jahr für eine Basis-Version und bei 180 Euro für eine erweiterte Lizenz, für das größte Lizenzpaket verhandelt das Startup individuelle Preise. Privat-Nutzer können Anydesk kostenlos verwenden. Wie viel Umsatz das Stuttgarter Startup mit 30 Mitarbeitern macht, wollen die Gründer nicht verraten. 

Im Vergleich zu ihrem alten Arbeitgeber sind die Nutzerzahlen noch nicht sonderlich hoch. Teamviewer zählt Hunderttausende Unternehmenskunden, durch eine Umstellung des Preismodells ist der Umsatz dort gerade etwas zurückgegangen, lag allerdings 2017 immer noch bei etwa 160 Millionen Euro. Ein beeindruckender Wert für ein deutsches Tech-Unternehmen.

34 – Anydesk

Score: 32,29 (CAGR: 210%)
Gründungsjahr: 2014
Firmensitz: Stuttgart
Branche: Software/Technologie
Webseite: www.anydesk.de

Es wird dauern, bis Anydesk zu einem ernsthaften Angreifer für Teamviewer wird. Doch dem Startup ist vor ein paar Monaten ein wichtiger Schritt gelungen. Für weiteres Wachstum holten sich die Gründer 6,5 Millionen Euro. Auch der bekannte schwedische Investor EQT stieg ein. Mit der Erfahrung des Geldgebers versucht Anydesk nun, das große Teamviewer nervös zu machen.

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Bild: Anydesk