Die Bettzeit-Macher: Max Laarmann, Manuel Müller und Dennis Schmoltzi.
Die Bettzeit-Macher: Max Laarmann, Manuel Müller und Dennis Schmoltzi.

Wir schreiben das Jahr 1929. Beim britischen Reifen- und Gummihersteller Dunlop machen sich die beiden Chemiker E. A. Murphy and Eric Owen daran, etwas völlig Neues zu entwickeln: Sie nehmen Latex und schlagen es auf, bis sie eine schaumige Gummimasse haben. Es ist die Geburtsstunde der Latex-Matratze, mit der das Unternehmen Geschichte schreibt und die ab 1952 unter der Marke Dunlopillo vom hessischen Hanau aus sehr erfolgreich vertrieben wird – bis 2016 Schluss ist beim Matratzenhersteller.

Heute steht die Branche weltweit vor einem regelrechten Hype. Angetrieben wird er von Startups. Sie haben Namen wie Bett1.de, ­Casper oder Eve. Eines der jungen Unternehmen ist die Bettzeit-Gruppe aus Frankfurt am Main, gar nicht weit entfernt von der Dunlopillo-Geburtsstätte. Seit Ende 2016 gehört die Traditionsmarke dem Startup, das Manuel Müller und Dennis Schmoltzi vor vier Jahren gestartet haben. Über das Portal Dormando vertreibt das Duo seine selbst entwickelten Matratzen, aber auch die anderer Hersteller, und Lattenroste, Decken, Kissen oder Bettwäsche.

Platz: 9

Wachstumsrate: 502%

Gründungsjahr: 2013

Kategorie: E-Commerce

Website: www.bettzeitgroup.com

„Angefangen hatte alles zu zweit in einem vierzehn Quadratmeter großen ,Fuchsbau’“, erinnert sich Müller. Heute besetzt das Startup eine Fläche von 1.000 Quadratmetern, rund 120 Mitarbeiter verrichten dort ihre Arbeit. Müller und Schmoltzi kamen zu Beginn mit ihrem Ersparten aus, verzichteten auf große VC-Investitionen. Der Vorteil: Heute gehören den Gründern noch 60 Prozent des Unternehmens, darauf sind sie stolz: „Wir müssen uns heute nicht danach richten, was für Investoren gut klingt“, sagt Schmoltzi.

Während die neuen Dunlopillo-Matratzen auch über traditionelle Wege vertrieben werden, wollen Müller und Schmoltzi im Netz mit einem anderen Produkt punkten: Seit dem Start im Jahr 2015 hat sich ihre „Emma“-Matratze zum Renner entwickelt. „Mit ihr wollen wir ein Produkt für Kunden anbieten, die nicht lange suchen wollen“, erklärt Müller. Weil das nicht einfach ist, haben die Bettzeit-Ingenieure die Emma-Matratze bereits grundlegend überarbeitet – für die erste Version hatte die Stiftung Warentest nur die Note „ausreichend“ vergeben.

In jüngeren, europäischen Tests schneidet Emma besser ab, ist mitunter auch Testsieger. Das ist den beiden Gründern wichtig, denn sie betonen gerne das „Made in Germany“ – die Produktentwicklung finde fast komplett hierzulande statt. Dass die Matratze ein Erfolg für das junge hessische Unternehmen wurde, ist auch einem geschickten Marketing-Schachzug der Gründer zu verdanken: Das Werbegesicht der Marke ist Sängerin Lena Meyer-Landrut.

Den Bettzeit-Gründern ist klar, dass der Matratzen-Hype im Netz nicht ewig anhalten wird. Und neben den vielzähligen Startups bieten auch Versender wie Home24 längst Matratzen an, Möbelgigant Ikea setzt immer stärker auf den Online-Verkauf. „Wir sind breiter aufgestellt als die Konkurrenz“, sagt Schmoltzi selbstsicher. „Mit Dormando als eigenem Online-Store, Emma mit einem sehr jungen, modernen Image und Dunlopillo für diejenigen, die auf Bekanntes setzen.“ Die Neuauflage der Dunlopillo-­Matratze besteht derweil aus modernem Kaltschaum und nicht mehr aus dem Latexschaum von Murphy und Owen. Weil Tradition irgendwann doch dem Fortschritt weichen muss.

Unser Chefredakteur Alex Hofmann hat es sich gemütlich gemacht. Wir haben unter den Matratzen eine Erbse versteckt. Gemerkt hat er nichts.

Artikelbild: Bettzeit, Bild unten: Chris Marxen, Jana Hormann