Die Gründer von Flex Payment Aimé Ndayisaba und Cemil Arslan

Ein Jahr ist der Hype jetzt her. Mehrere deutsche Startups stürzten sich auf das Thema Factoring. Darunter der bekannte Gründer Sebastian Diemer mit seinem Unternehmen Finiata, und die beiden Zencap-Gründer starteten das Portal Billie. Sie sammelten von Investoren innerhalb kurzer Zeit Millionensummen ein. 

Das Prinzip: Freiberufler und Unternehmen können bei den Anbietern ihre Rechnung einreichen und erhalten das Geld umgehend, das Startup behält dafür eine Provision ein. Es kauft dem Freiberufler oder Unternehmen die Forderung ab, dies heißt Factoring. Es löst das Problem, dass die Freelancer oder Kleinunternehmer manchmal wochenlang warten, bis ihre Auftraggeber zahlen.

Unbemerkt vom Hype arbeiten zwei Startups schon seit mehreren Jahren an diesem Angebot. Bereits 2011 legten Flex Payment in Hamburg und Decimo in Berlin los. Ohne viel Aufsehen haben sie ihr Geschäft aufgebaut und es mit ihrem Umsatzwachstum in diesem Jahr in das Ranking von Gründerszene geschafft.

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Cemil Arslan legte während seines Studiums los, damals arbeitete er freiberuflich für eine Marketing-Agentur. Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Auftraggeber länger nicht zahlt. Zusammen mit Aimé Ndayisaba startete er das Unternehmen Flex Payment, erst nebenbei und ab 2015 Vollzeit, seitdem haben sie 60 Millionen Euro vorfinanziert. Dieses Geld liehen sie von Finanzinstituten. Wie viel Provision genau bei ihnen hängen geblieben ist, verraten die Gründer nicht.

Von 2015 bis 2017 haben sie ihren Umsatz jährlich im Durchschnitt um 644 Prozent gesteigert. Ihre Ausfallquote würde bei 0,04 Prozent liegen. Marktüblich seien ein bis drei Prozent, sagt Arslan. Es ist eine wichtige Kennzahl, denn zahlt der Auftraggeber gar nicht, weil er beispielsweise Insolvenz anmelden muss, bleibt der Verlust beim Startup hängen. Im Gegensatz zu der bekannten Konkurrenz hat sich das Startup nicht mit viel Investorengeld vollgepumpt. Es bekam etwa zwei Millionen von mehreren Geldgebern. Normale Wagniskapitalgeber hätten gleich große Wachstumserwartungen, sagt Arslan. Das Produkt und die Prozesse zu entwickeln sei aber wichtiger.

5 – Flex Payment

Score: 73,32 (CAGR: 644%)
Gründungsjahr: 2011
Firmensitz: Hamburg
Branche: Fintech/Finance
Webseite: www.flexpayment.de

Die Konkurrenz aus Berlin ist von 2015 bis 2017 jährlich um 95 Prozent gewachsen. Decimo gibt außerdem detaillierte Einblicke in seine Geschäftszahlen. So
konnte es seine Factoring-Provision von 244.00 Euro (2016) auf 651.000 Euro (2017) steigern. Das Finanzierungsvolumen lag 2017 bei 18 Millionen Euro, die Ausfallrate bei 0,9 Prozent. Bis Oktober 2018 habe die Firma bereits 25 Millionen Euro vorfinanziert, heißt es vom Unternehmen.

Für das weitere Wachstum hat das Unternehmen 2018 mehr als zwölf Millionen Euro eingesammelt. Welcher Player sich nach dem Hype in den kommenden Jahren durchsetzt, ist bislang nicht klar. Die Vergangenheit hat gezeigt: Nicht immer gewinnt der Lauteste.

36 – Decimo

Score: 32,1 (CAGR: 95%)
Gründungsjahr: 2011
Firmensitz: Berlin
Branche: Fintech/Finance
Webseite: www.decimo.de

Bild: Flex Payment