Bei Instaffo aus Heidelberg gibt es einen Coach für Sport. Gründer Christoph Zöller (rechts) nimmt das Coaching selbst gerne in Anspruch.

Um 5.15 Uhr klingelt der Wecker des Instaffo-CEO Christoph Zöller. Nach dem Aufstehen meditiert er 15 bis 20 Minuten, um gelassener und konzentrierter in den Tag zu gehen. Dann fährt er ins Fitnessstudio, wo er mit seinem Personal Trainer von sechs bis sieben Uhr Kraft- und Stabilisationsübungen macht. So beschreibt er einen typischen Morgen. „Ich glaube, es ist wichtig, dass man auf sich achtet“, sagt der 27-Jährige.

Und das tut er sehr intensiv: Dreimal pro Woche macht Zöller mit seinem Trainer Sport, er geht regelmäßig zu einem Arzt, der sich mit Leistungsoptimierung beschäftigt und lässt sich von diesem Infusionen mit Vitaminen und anderen Nährstoffen geben. Und obwohl er keine Beschwerden hat, ist er etwa einmal in der Woche bei seinem Physiotherapeuten –zur Prävention.

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Außerdem trifft sich der Instaffo-CEO regelmäßig mit einem von vier Coaches, von denen einer für Persönlichkeitsentwicklung, einer für NLP (Kommunikationstechniken), einer für Führungskräfte und einer für Gesundheits- und Ernährungsthemen zuständig ist. Und weil Zöller die Coachings als so hilfreich empfindet, will er sie auch seinen Mitarbeitern ermöglichen. Deswegen hat jeder Angestellte Zugang dazu, die Firma zahlt. „Meine Annahme ist: Wenn der Mitarbeiter generell weniger Probleme hat, in seinem Leben aufgeräumter ist, arbeitet er auch besser“, sagt Zöller.

03 – Instaffo

Score: 83,91 (CAGR: 941%)
Gründungsjahr: 2014
Kategorie: Technology
Webseite: www.instaffo.com

Doch es gab Zeiten, in denen es nicht so gut lief. Noch 2016 macht das Unternehmen, das Christoph Zöller und Daniel Schäfer Ende 2014 gegründet haben, nur wenige Tausend Euro Umsatz – und das obwohl zwei Unternehmer aus der Region Ende 2015 insgesamt 850.000 Euro investieren. Außerdem hat der damals 24-jährige Zöller viel zu wenig Zeit: Er absolviert ein duales Versicherungsmanagement-Studium bei der Allianz, verwaltet für einen der Investoren als Prokurist noch dessen andere Beteiligungen (eine Bedingung dafür, dass dieser in Instaffo investiert) und baut das Startup mit auf.

Kein Hippie oder Esoteriker

Die Dreifachbelastung habe er nur aushalten können, weil er mit seinem Coach ein Bewusstsein dafür entwickelt habe, was ihm Energie bringt – und was sie ihm raubt. „Durch das Coaching habe ich zum Beispiel gelernt, besser mit der täglichen Informationsflut zurechtzukommen, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden und meinen Fokus auszurichten. Das hat mir auch in der persönlichen Weiterentwicklung extrem geholfen“, sagt er.

Dabei sucht Zöller am Anfang eigentlich nur einen Weg, wie er das Vertriebsteam fit machen kann. Schließlich kommt er durch eine Empfehlung auf einen Sales-Trainer, der sich auch mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. „Er hat eine etwas spirituellere Sichtweise, aber nicht zu spirituell“, erklärt Zöller, dem es wichtig ist, zu betonen, dass er kein Hippie oder Esoteriker geworden ist, auch wenn er auf Anregung seines Coaches regelmäßig meditiert. Und so sieht er auch nicht aus: Haare und Bart sind akkurat geschnitten, die Frisur ist kurz und gelstabilisiert. Man sieht ihm an, dass er regelmäßig trainiert. Der Mitgründer und Ideengeber von Instaffo, Daniel Schäfer, beschreibt ihn als „absoluten Machertypen“.

Zöller stellt fest, dass die Verkaufszahlen nach dem Sales-Coaching steigen. Dabei war es darin weniger um konkrete Verkaufstricks als vielmehr um Persönlichkeitsentwicklung gegangen. „Wenn du eine klare Persönlichkeit hast, dann kommunizierst du ganz anders mit den Kunden. Vertrieb ist am Ende nichts anderes als Kommunikation“, sagt Zöller.

„Jeder kann, niemand muss“

Nach einem mageren Geschäftsjahr 2016 kommt Anfang 2017 der Durchbruch: zum einen, weil das Sales-Team besser arbeitet, zum anderen, weil Instaffo ein neues Pricing-Modell einführt, das die Kunden stärker an das Startup bindet. Als er feststellt, wie wertvoll das Training für das Team ist, nimmt Zöller selbst immer häufiger Coaching-Sessions in Anspruch. Und dieser Ansatz scheint zu funktionieren. Jedenfalls geht es mit Instaffo seit zwei Jahren steil aufwärts: Die Firma verzeichnet 2018 einen Umsatz von 1,7 Millionen Euro, 2019 werden es zum Jahresende über drei Millionen Euro sein.

Heute betreibt Zöller Selbstoptimierung wie im Leistungssport. Die Angestellten können es aber ruhig langsamer angehen lassen: „Jeder kann, niemand muss.“ Die Coachings würden von einigen Mitarbeitern mehr, von anderen weniger in Anspruch genommen. Dabei können sie sowohl Einzelsitzungen buchen, in denen sie Lösungsansätze für ihre individuellen, aber auch privaten Herausforderungen erarbeiten können, als auch Gruppen-Workshops zu Themen wie Rauchentwöhnung oder Zielerreichung.

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Chris Marxen / Gründerszene

 

Auch wenn er nicht beziffern kann, wie sich das Coaching in den Bilanzen des Unternehmens niederschlägt, ist Zöller überzeugt von dem Ansatz: Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel aufhört zu rauchen, dadurch gesünder ist und sich besser fühlt, dann profitiert sein ganzes Umfeld davon. Deswegen profitiert die Firma mit.“

Das macht Instaffo:

Daniel Schäfer arbeitete vor seiner Zeit bei Instaffo bei der Reutax AG, war dort damit beauftragt, eine Plattform für Jobkandidaten zu entwickeln. Bei seiner Marktrecherche wurde ihm klar: Künftig würden sich Firmen bei geeigneten Kandidaten bewerben müssen und nicht umgekehrt. Mit der Pleite der Reutax AG in 2013 baut Schäfer eine Reverse-Recruiting-Plattform auf. Zwei Entwickler arbeiten vorübergehend mit ihm zusammen, Schäfers Jugendfreund Christoph Zöller steigt ins Geschäft ein.

Das Startup mit Sitz in Heidelberg und 60 Mitarbeitern verbindet Arbeitnehmer und Arbeitgeber mithilfe von Künstlicher Intelligenz auf seiner Recruiting-Plattform. Dazu muss der Arbeitnehmer einige Angaben zu seinen Fähigkeiten, Wünschen, Zielen und Prioritäten machen; die Plattform findet die passenden Jobs. Der Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Tech, Marketing und Sales. Zurzeit zahlen rund 600 Firmen für den Service; je nach Zugang zwischen 2.800 und 10.500 Euro jährlich. Eine Vermittlung kostet durchschnittlich 6.000 Euro Gebühr.

Seht Instaffo-Gründer Christoph Zöller hier im Video:

 

Bild: Chris Marxen / Headshots Berlin