Etliche Sorten bietet der Lakritzhersteller inzwischen an, zum Beispiel „Salty Caramel Choc Coated Liquorice“ (Mitte, in Bronze)

Mit Lakritz ist das so eine Sache. Entweder man kann nicht genug davon bekommen oder man hasst es. Dazwischen gibt es eigentlich nichts in Deutschland. Ich bin ganz früh an Lakritz gewöhnt worden. Durch meinen Vater. Er hatte immer ein kleines Tütchen in der Manteltasche. Das sah eher nach einem Medikament aus und stammte tatsächlich aus der Apotheke. Da waren Salmiak-Pastillen drin. Sie schmeckten ernst, dunkel, scharf und intensiv.

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Nach meinem Umzug von Hamburg nach Berlin wurde die Beschaffung schwieriger. Berlin war um die Jahrtausendwende noch keine Lakritz-Stadt. Als ich in einem Supermarkt gleich drei Packungen der Sorte „Salzige Heringe“ kaufte, schaute mich eine ältere Stammkundin an, als ob ich mir drei Flaschen Doppelkorn zum Frühstück genehmigt hätte: „Ist gut für den Magen, oder?“ Inzwischen hat sich auch in Berlin in Sachen Lakritz einiges getan. Der Trend in Sachen Food geht dahin, dass man die Dinge nicht neu erfindet, sondern bekannte Produkte auf ihren natürlichen Ursprung zurückführt und veredelt.

So macht es auch Lakrids. Edler geht es kaum, und ursprünglich ist das Produkt auch. Für Managing Director Stefan Zappe sieht die Markenstrategie so aus: Lakrids ist mehr als Lakritz! Er will mit seinem Team eine neue Produktkategorie schaffen und eine neue Weltmarke für Luxus-Lakritz aufbauen. Zappe: „Wir haben alle Bestandteile neu erfunden. Produkt, Verpackung, die Produktion und ein völlig neues Distributionsnetz.“ Es gibt eigene Kreationen, Limited Editions, mit Schokolade umhüllte Lakritzkugeln, edle Verpackung – die Geschäfte, in denen Lakrids verkauft wird, sehen sehr stylish aus. Die Preise sind allerdings auch gesalzen. Es geht bei zehn Euro für 150 Gramm los und endet bei 78 Euro für 850 Gramm. Solche Mengen werden gern von Firmen als Präsent eingekauft oder auf den Empfangstisch einer Kanzlei oder Werbeagentur gestellt.

Gegründet wurde Lakrids von Johan Bülow. Er stammt aus einer Unternehmerfamilie und widmete seine Leidenschaft einem Produkt, das seiner Ansicht nach mehr Aufmerksamkeit verdiente. Bülow erlernte das Handwerk von der Pike auf und kochte im Jahr 2007 sein allererstes Produkt. Als Basis wird traditionell das Wurzelextrakt des Süßholzes genutzt. Es gibt allerdings, ähnlich wie beim Wein, große Unterschiede in der Qualität. Seinen ersten „Lakrids by Johan Bülow“-Laden eröffnete er auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm. Seine Idee war es, die Lakritze im Laden selbst zu kochen und damit sicherzustellen, dass man sie im Umkreis von 100 Metern riechen konnte. Dies gelang ihm offenbar, denn die Legende sagt, dass innerhalb der ersten zwei Stunden nach Ladeneröffnung alles ausverkauft war. Später erfand er eine Möglichkeit, Lakritz mit Schokolade zu überziehen. Fachleute hatten das für unmöglich gehalten.

28 – Lakrids by Johan Bülow

Score: 33,57 (CAGR: 241%)
Gründungsjahr: 2007
Firmensitz: Düsseldorf
Branche: Food
Webseite: www.lakridsbybulow.de

Heute sitzt die Firma in Kopenhagen, wo auch produziert wird, und mit einem kleineren Team in Düsseldorf. Insgesamt arbeiten 350 Mitarbeiter für Lakrids. Man bewirtschaftet 36 Läden mit jeweils zwei bis sechs Mitarbeitern. Geschäfte gibt es zum Beispiel in Oslo, München, Berlin und in der Mall of Dubai. 

Lakrids ist am Anfang organisch gewachsen. Es gab keine große Anschubfinanzierung. Bülow brachte sein eigenes Geld und etwas Geld seiner Mutter ein. Seit eineinhalb Jahren ist Valedo Partner aus Schweden als Mehrheitseigner an Bord. Für 75 Prozent der Anteile zahlte Valedo umgerechnet rund 63,1 Millionen Euro. Nach und nach sollen die nächsten Länder und Städte erobert werden. Demnächst geht es in die USA, nach Italien und Frankreich. London, Paris und Amsterdam sind die nächsten Städte in Europa. Dazu kommen Deals wie mit der Fluglinie Emirates. Lakrids wird dort in der First Class serviert.

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Nach einem Problem mit dem Webstore will Lakrids jetzt auch wieder online angreifen. Zappe: „Online macht derzeit gerade mal acht Prozent am Umsatz aus. Unser neuer Store hatte am Anfang nicht richtig funktioniert. Aber jetzt wird es auch hier schnell aufwärtsgehen.“ Die Vision von Lakrids: „Make the world love Lakrids.“ Probieren Sie es doch auch mal wieder. Es muss ja nicht gleich die Luxusvariante sein. Wenn es zum Anfang etwas schlichter sein soll, empfehle ich Katinchen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand dazu Nein sagen könnte.

Bild: Chris Marxen / headshots-berlin.de