Hardenbergplatz 2, direkt neben dem Bahnhof Zoo, 14. Stock. Der Blick aus der Küche geht über die Dächer Berlins, auf das jetzt gelbliche Grün des Zoos, den „Hohlen Zahn“ auf dem Breitscheidplatz. Den Funkturm in Charlottenburg sieht man aus dem Meeting-Raum, noch weiter weg die Kraftwerkschornsteine am Horizont. Dass Andreas Dittes der Blick aus den Räumen seines Startups gefällt, daraus macht er kein Hehl. Stolz zeigt er die Bilder vom goldroten Sonnen­untergang, die er einige Tagen zuvor auf seinem Smartphone geschossen hat.

Sein Startup ist das Unternehmen Talentwunder, das Firmen beim gezielten Aufbau von Teams unterstützen will und das Dittes zusammen mit Jörg Resch gegründet hat. Kennengelernt haben sich beide bei einem Hackathon in Karlsruhe, den sie zusammen gewonnen haben. Vom Duo ist Andreas Dittes der Geschäftsmann, Jörg Rech der Techniker, das fällt sofort auf. Rech programmierte die Software, mit denen Talentwunder Profildaten findet.

DIE GRÜNDERSZENE AWARDS

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Dittes hingegen erzählt von seinen Beratungsprojekten bei Stellenanzeigen.de, Linkedin oder StudiVZ. Lars Hinrichs habe er bei der Umbenennung von OpenBC in Xing beraten. Als der ihn salopp fragte: „Bist du auch ein Gründertyp?“, habe es bei ihm klick gemacht, sagt Dittes.

Die Erfahrungen mit sozialen Netzwerken und die technische Expertise, Daten zu sammeln, hätten beide zu der Frage geführt: Lassen sich damit relevante Recruiting-­Profile erstellen? Wie die Antwort ausgefallen ist, verrät spätestens die Top-Ten-Platzierung bei den diesjährigen Gründerszene Awards. 1,8 Milliarden Datensätze habe Talentwunder bislang gesammelt, sagt Dittes, den Großteil davon in der westlichen Welt. Das klingt beeindruckend, aber schnell kommt die Frage nach Datenschutz und Privatsphäre in den Sinn. Rech und er hätten sich schon zum Start der Firma damit beschäftigt und immer darauf geachtet, alle Regularien früh zu erfüllen, sagt Dittes. Der Wirbel um die DSGVO habe dem Unternehmen deswegen nichts ausgemacht.

Und wie sieht es geschäftlich aus? Sein Unternehmen könne jederzeit in den Break-even steuern, sagt Dittes. Dass derzeit jeden Monat ein Minus zu Buche stehe, sei notwendig, um das Angebot weiterzuentwickeln und das Team aufzubauen. Die Investoren – zumeist Business Angels wie zum Beispiel Nebenan.de-Gründer Christian Vollmann – haben in einer verlängerten ersten Finanzierungsrunde 2,2 Millionen Euro bereitgestellt. Sie unterstützen die Wachstumsstrategie des vier Jahre alten Unternehmens, während Kunden wie Swisscom oder die Deutsche Bahn für Umsätze sorgen.

10 – Talentwunder

Score: 47,6 (CAGR: 436%)
Gründungsjahr: 2014
Firmensitz: Berlin
Branche: HR/Recruiting
Webseite: www.talentwunder.com

Wenn Talentwunder ein Problem habe, sagt der CEO, dann, geeignete neue Mitarbeiter für das derzeit 42-köpfige Team zu finden, was Dittes als einen weiteren Beleg für sein Geschäftsmodell sieht. Deswegen habe das Startup einen Personaler eingestellt, der gezielt nach passenden Talenten sucht – Dittes nennt ihn „Active Sourcer“. Einer der wichtigsten Faktoren beim Recruiting sei, sagt Dittes, etwas zu bieten, das andere nicht haben. So wie einen gigantischen Ausblick auf Berlin.

Bild: Gründerszene