Timo Bauer ist CEO einer App, die Instagram um Features wie Rezepte ergänzt

Millionen von Menschen nutzen täglich die Social-App Instagram aus dem Haus Facebook, um anderen bei ihrem Alltag, Sport oder Essen zuzusehen. Timo Bauer ist das zu oberflächlich: In dem von ihm entwickelten sozialen Netzwerk 3dots soll es nicht nur um schönes Essen und Workout-Videos gehen. Er liefert gleich auch Rezepte und Tutorials mit.

Der 28-Jährige startete die Firma gemeinsam mit Jan Bauer, seinem Bruder, und Benedict Burckhart. Er machte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete anschließend als Fitnesstrainer und Ernährungsberater. 3dots startete als App für Challenges über gesunde Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit und entwickelte sich zu einem sozialen Netzwerk.

Timo, deine App erinnert stark an Instagram. Ist das Absicht?

Ja, absolut. Uns war wichtig, dass die Leute intuitiv verstehen, wie unsere App funktioniert. Wir wollen eine Art Instagram für Fitness und Food sein. Auch das Thema Achtsamkeit ist uns sehr wichtig. Irgendwann werden wir uns dann etwas umdesignen, um uns von Instagram deutlicher abzuheben.

Fitness und Food sind neben Beauty und Fashion die dominierenden Themen auf Instagram. Wie wollt ihr euch abgrenzen?

Die App beinhaltet ein Schnittprogramm. Damit lassen sich kurze Videos erstellen, beispielsweise für Rezepte.

Ich bin ein großer Fan von Instagram und Social Media. Aber die Inhalte sind dort meist oberflächlich und die Suchfunktion ist rudimentär, das ist frustrierend. Bei uns gibt es neben den Essensbildern auch das Rezept dazu. Und unsere Videos etwa für Workouts sind richtige Tutorials. Es gibt natürlich Seiten wie Chefkoch.de, wo ich Rezepte finde. Aber dort fehlt die soziale Interaktion. Ich will ja wissen, wer die Person hinter dem Rezept ist. Das geht bei uns.

Du hast Instagram und Chefkoch.de erwähnt. Mit euren Tutorials konkurriert ihr zudem mit Youtube. Wie wollt ihr gegen all diese großen Unternehmen ankommen?

Unser Ziel ist es nicht, zur Konkurrenz dieser Unternehmen zu werden. Wir wollen nur einfachere Lösungen für sehr spezielle Aufgaben anbieten. Wir sind beispielsweise die Anlaufstelle für Menschen, denen der Aufwand zur Einrichtung von WordPress zu hoch ist. Bei uns erstellen Nutzer einen Blogartikel in drei einfachen Schritten – wir haben aber auch deutlich weniger Funktionen als WordPress. Das macht es einfacher.

Die genannten Firmen geben Millionen fürs Marketing aus. Könnt ihr da mithalten?

Wir haben derzeit kein Marketing-Budget und gehen daher vor allem über Mikro-Influencer, die wir animieren, unsere App zu nutzen. Sie teilen es wiederum mit ihrer Community, die unsere App dann auch ausprobieren.

Wie kommt ihr an diese Influencer?

Das können Food-Blogger sein, die wir beispielsweise auf Instagram finden. Wir kontaktieren sie damit, dass wir eine einfache Lösung haben, wie sie ihre Inhalte wie detaillierte Rezepte oder Videos bei uns erstellen können. Zudem können sie ihre vorhandenen Inhalte zusätzlich bei uns teilen. So bauen sie sich neben Instagram eine weitere Reichweite auf. Denn dort nimmt die organische Reichweite immer weiter ab.

Ihr nutzt also die vorhandene Reichweite der Influencer und wollt gar nicht, dass sie komplett zu eurer Plattform wechseln?

Absolut, es wäre ja absurd, wenn wir behaupten würden, wir könnten die Leute von Instagram abwerben. Wir sehen uns als zusätzliches Tool. Vielleicht nutzen die Leute unsere App am Anfang ausschließlich, um Inhalte für Instagram zu erstellen. Aber langfristig werden sie auch bei uns Follower gewinnen und dann bei uns aktiv sein.

Ihr steht noch am Anfang, habt derzeit 7.000 monatliche aktive Nutzer. Eure Hauptzielgruppe im deutschsprachigen Raum liegt bei sechs Millionen Menschen, die sich für das Thema Fitness und gesunde Ernährung interessieren. Wie wollt ihr diese Menschen erreichen? Allein über Influencer wird das nicht gehen.

Zunächst fokussieren wir uns auf die Dach-Region, haben die App aber zweisprachig gelauncht und streben an, international die größte Health-Content-Plattform zu werden. Wir werden etwa 250.000 Euro ins Marketing investieren, um die kritische Masse von 100.000 monatlich aktiven Nutzern zu erreichen. Heutzutage kann man fast nichts mehr organisch aufbauen. Deshalb muss man auch bereit sein, zu Beginn zu investieren. Vor allem um das Henne-Ei-Problem zu lösen.

Was passiert, wenn ihr diese Nutzerzahl erreicht habt?

Wir glauben, dass dann ein Netzwerk-Effekt entsteht, bei dem auch die Influencer verstehen, dass es sich für sie lohnt, sich bei uns zu engagieren und von Anfang an dabei zu sein.

Die 250.000 Euro fürs Marketing wollt ihr in der Seed-Runde einsammeln. Wie weit seid ihr in den Gesprächen?

Wir haben mit dem Fundraising gerade angefangen und haben die ersten mündlichen Zusagen von Business Angels, die anfänglich in uns investiert haben. Wir werden zwischen 500.000 und 750.000 Euro einsammeln.

Ihr geht davon aus, dass eure Nutzer im Schnitt 21,50 Euro im Jahr einbringen. Wie kommt diese Zahl zustande?

Wir haben uns daran orientiert, was ein Nutzer bei Plattformen wie Facebook wert ist. Dort sind es etwa 25 US-Dollar im Quartal. Wir haben geschaut, wie viele Werbeanzeigen man unseren Nutzern präsentieren kann und das entsprechen hochgerechnet – natürlich mit günstigeren Preisen als Facebook. Als Basis haben wir 100.000 aktive Nutzer genommen. Vorher ergibt es auch keinen Sinn, Anzeigen zu verkaufen.

Ihr wollt darüber hinaus mit einer Premium-App Geld verdienen. Welche Möglichkeiten seht ihr noch?

Wir wollen eine Whitelabel-Lösung unserer App an Unternehmen anbieten. Sie können unsere Plattform in einer an sie angepassten Version nutzen. Auch spannend ist der Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement für Unternehmen. Sie sind ja gesetzlich verpflichtet, dort etwas zu machen. Wir würden dann eine Plattform bauen, wo Mitarbeiter Challenges absolvieren können und dafür von ihren Arbeitgeber belohnt werden. Unser Hauptprodukt ist aber die App 3dots.

Bild: 3dots/Timo Bauer