Benjamin Günther, Anselm Bauer und Sebastian Schuon gründeten Stylight – jetzt arbeiten sie an einem neuen gemeinsamen Projekt.

Zwei Jahre Pause haben sich die drei Stylight-Gründer nach dem großen Exit im Mai 2016 gegönnt. ProSiebenSat.1 übernahm damals die von ihnen gegründete Suchmaschine für Mode bei einer Bewertung von 80 Millionen Euro.

Jetzt machen drei der ursprünglich vier Gründer wieder gemeinsame Sache: Benjamin Günther, Anselm Bauer und Sebastian Schuon arbeiten seit einigen Monaten an Alasco, einem Tool, das Kosten und Dauer von Bauprojekten reduzieren soll. Wie kam es dazu? Das erklären Günther und Schuon im Interview.

Benjamin, Sebastian, ihr habt eure erste Firma Stylight bei einer Bewertung von 80 Millionen verkauft. Was habt ihr in den zwei Jahren seit dem Exit gemacht?

Benjamin: Wir haben für Stylight acht Jahre Vollgas gegeben. Nach dem Verkauf wollten wir erst einmal Abstand gewinnen. Wir sind alle verreist und haben danach einiges ausprobiert – Investments in Immobilien oder in Startups als Business Angels beispielsweise.

Sebastian: Vor einem Jahr haben wir uns dann ein gemeinsames Büro gemietet, weil wir festgestellt haben, dass wir alle nicht so gut von zuhause arbeiten können. Im Frühling ging der Gründerwahnsinn wieder richtig los, seitdem sind wir immer früh morgens im Büro und nicht nur dann, wenn wir gerade Zeit haben. 

Wieso habt ihr euch keine längere Pause gegönnt?

Benjamin: Es hat mich wieder gejuckt, ich wollte wieder kreativ sein. Ich bin nicht der Typ, der sich jetzt zurücklehnt, den Geschichtenonkel gibt und erzählt, wie es damals ablief. Dafür habe ich noch nicht die Ruhe.

Sebastian: Mir macht es einfach wahnsinnig Spaß, etwas zu bauen, das dann auch eingesetzt wird. Das gibt mir die Freude am Leben. Wenn du meine Frau fragst, wird sie dir sagen, dass ich viel glücklicher bin, seitdem wir an Alasco arbeiten. 

Benjamin: Das würde meine Frau auch sagen (lacht). Es macht Spaß, dass wir wieder zusammenarbeiten können – wir sind schließlich kein gecastetes Gründerteam, sondern schon ewig befreundet. Und mit Alasco haben wir jetzt die Chance, dabei zu sein, wenn die riesige Baubranche digitalisiert wird.

Wieso interessiert ihr euch ausgerechnet für die Baubranche?

Sebastian: Wir haben in München ein paar Abendessen organisiert, zu denen Startup-Gründer und Leute aus dem Mittelstand eingeladen waren. Einige Gäste kamen aus der Baubranche, von denen haben wir uns erklären lassen, wo es Bedarf für Veränderung gibt. So sind wir in das Thema reingekommen. Über andere Kontakte haben wir dann mitbekommen, dass in der Branche gerade wahnsinnig viel passiert. 

Benjamin: In der Bau- und Immobilienbranche läuft viel noch händisch. Da kommen Rechnungen rein, die bekommen einen Eingangsstempel und werden dann in verschiedene Fächer an mehreren Standorten gelegt. Dadurch entsteht ein großer Zeitverzug. Solche Prozesse wollen wir schneller und günstiger gestalten.

War es für euch einfach, Investoren für diese Idee zu finden?

Benjamin: Es war tatsächlich einfacher, weil wir die Investoren, mit denen wir gesprochen haben, schon kannten und wussten, dass sie uns vertrauen. Das beschleunigt den Prozess natürlich. Hinzu kommt, dass gerade viel Geld auf dem Markt ist und das Thema die VCs interessiert. Die Baubranche steht vor einer ähnlichen Revolution wie die Modebranche vor zehn Jahren – das finden die Investoren natürlich spannend. Außerdem zeichnet es uns aus, dass wir wieder als Team zusammen gründen.

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Zu euren Investoren zählen auch die Flixbus-Gründer. Wieso?

Benjamin: Die Jungs von Flixbus sind für uns als Investoren perfekt. Die haben ein gigantisches Wachstum hingelegt und können uns Gründern sehr viel Wissen weitergeben. Picus Capital hat sehr viel Ahnung im Proptech-Bereich und Holtzbrinck Ventures kennen und schätzen wir noch von Stylight. Die genaue Summe können wir nicht nennen, aber wir sagen, dass wir mehrere Millionen eingesammelt haben.

Das klingt nach einem unkomplizierten Start. 

Benjamin: Es ist tatsächlich eine ganz andere Ausgangssituation als bei Stylight – wir haben mehr Erfahrung und Kontakte. Und wir sind persönlich gereift. Aber die Herausforderung ist die gleiche: Wir wollen ein gutes Produkt bauen und Kunden gewinnen. 

Seid ihr dennoch entspannter, weil ihr wisst, dass ihr schon einmal erfolgreich gegründet habt?

Benjamin: Ich würde sagen, wir haben mehr Druck. Auch, weil uns die Investoren so viel Geld anvertraut haben.

Sebastian: Wir tragen jetzt keine rosarote Brille mehr wie in den Anfangstagen bei Stylight. Wir sind nicht mehr 24 Jahre alt und kennen die Höhen und Tiefen des Unternehmerdaseins. Wir wissen, was auf uns zukommt. 

Was wollt ihr besser machen?

Benjamin: Am Anfang von Stylight haben wir nie auf andere gehört und immer unser Ding gemacht. Das wollen wir diesmal anders machen und uns von Beginn an austauschen. Auch deswegen haben wir die passenden Investoren an Bord geholt. 

Wo wollt ihr Ende des Jahres stehen?

Benjamin: Bis dahin wollen wir auf etwa 20 Mitarbeiter anwachsen, wenn wir die richtigen Leute finden. Das Produkt wird jetzt schon von Projektentwicklern eingesetzt und mit deren Feedback weiterentwickelt. Das gibt uns immer einen enormen Push, wenn wir an Baustellen vorbeilaufen und wissen, dass dort gerade unsere Software genutzt wird.

Danke für das Interview, Benjamin und Sebastian. 

Bild: Stylight