Apple wollte angeblich das Berliner Startup Blinkist kaufen, behauptet ein Ex-Manager. Die Gründer wussten offenbar von nichts: „Wir haben selbst davon aus dem Buch erfahren“, sagen sie.
Blinkist ist für seine Sachbuchzusammenfassungen bekannt. Für die Gründer ist Apple die wichtigste Plattform. 

Offenbar soll Apple für kurze Zeit überlegt haben, das Berliner Sachbuch-Startup Blinkist zu kaufen. Das schreibt zumindest der Ex-Apple-Manager Tom Sadowski in seinem Buch „App Store Confidential“, das in dieser Woche in Deutschland erschienen ist.

Mehr als zehn Jahre lang war Sadowski Manager bei Apple, zuletzt als Deutschland-Chef für den App-Store. In dieser Funktion will er im April 2018 bei einem Videocall zwischen Apple-Verantwortlichen und den Blinkist-Geschäftsführern dabei gewesen sein. Apple habe zu diesem Zeitpunkt eine Übernahme in Erwägung gezogen. „Das Feedback aus Cupertino war sehr positiv, aber am Ende kam es zu keinem Deal“, heißt es in dem Buch zum möglichen Kauf des Startups.

„Wir haben selbst davon aus dem Buch erfahren“

Holger Seim, Gründer und CEO von Blinkist, scheint von diesen Plänen allerdings nichts mitbekommen zu haben. „Wir haben selbst davon aus dem Buch erfahren“, sagt er auf Nachfrage von Gründerszene. Er bestätigt, dass er und sein Team in regelmäßigem Kontakt mit Sadowski in seiner Funktion als App-Store-Manager gewesen seien. Apple sei für Blinkist die wichtigste Plattform und da habe man sich häufig ausgetauscht. Einen offiziellen Call zum Thema Übernahmeoptionen habe es aber niemals gegeben, sagt er. „Wenn es diese Pläne gegeben haben soll, dann wussten wir davon nichts.“

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Sadowski berichtet in seinem Buch auch, weshalb es mit der Übernahme am Ende dann doch nicht geklappt haben soll. „Für Apple waren sie zu dem Zeitpunkt bereits zu groß“, zitiert das Handelsblatt den entsprechenden Buchauszug. 2019 war Apple-CEO Tim Cook sogar zu Besuch bei dem Berliner Startup. Ob die Übernahmepläne zu diesem Zeitpunkt schon wieder vom Tisch waren, ist nicht bekannt.

Der Tech-Konzern findet die Auslassungen seines ehemaligen Mitarbeiters gar nicht amüsant. Laut einem Bericht im Handelsblatt geht Apple mittlerweile gegen den Autor Sadowski und sein Verlagshaus, den Murmann Verlag aus Hamburg, vor. Die Wirtschaftszeitung zitiert aus Dokumenten, nach denen der Tech-Konzern durch die Publikation seine Geschäftsgeheimnisse verletzt sieht. Deshalb hat Apple bisher zwei Abmahnungen ausgesprochen, eine gegen den Murmann Verlag und eine gegen den Autor selbst. Juristische Schritte wie etwa eine Unterlassungsklage hat der Konzern aber anscheinend noch nicht unternommen.

Bild: Blinkist