Maurice Grassau (CEO), Benjamin Staude (CTO), Rainer Ohst (CFO) und Philipp Päuser (COO) stellen das Architrave-Management

Auf seiner Webseite verbreitet Architrave analoge Endzeitstimmung. „Nichts wird sein wie früher!“ und „Digitalisieren oder untergehen“ steht da an prominenter Stelle. Tatsächlich hat sich die Immobilienbranche lange auf ihrem Wohlstand ausgeruht und nicht an den Einsatz von Technologien gedacht, um Prozesse wie den Bau eines Hauses oder dessen Verwaltung effizienter zu machen. Inzwischen gibt es deshalb viele Startups, die Nachhilfe in Sachen Digitalisierung geben wollen. Darunter: Architrave aus Berlin.

Mit seiner Software richtet sich das Unternehmen an Immobilienverwalter und Fondsmanager. Die Lösung soll, unterstützt von einer Künstlichen Intelligenz (KI) namens Delphi, bei der Archivarbeit helfen. Neue Grundrisse oder Übergabeprotokolle zu Mietflächen würden dabei mittels neuronaler Netze automatisch erkannt und kategorisiert, wirbt Architrave. Einmal benannt – auch das übernimmt die KI –, sollen die Dokumente laut dem Startup sofort im richtigen Unterordner einsortiert werden. Der Nutzer muss die Dateien nur noch per Drag and Drop einer Immobilie zuordnen. 

„Bei einem großen Asset-Manager landen jährlich bis zu 500.000 Dokumente. Anstatt 150 davon am Tag manuell zu sortieren schafft unsere KI 20.000 Dokumente am Tag“, so Architrave-Chef Maurice Grassau. Das Ziel: Gut bezahlte Manager sollen ihre Zeit nicht damit verschwenden, Dokumente auf dem Bildschirm hin- und her zu schieben. Pro Dokument werden 2,50 Euro für die Delphi-Sortier-KI fällig. Die sogenannten Life-Cycle-Datenräume, in denen die digitalisierten Dokumente liegen, werden pro Objekt abgerechnet. In beiden Fällen sind auch Abo-Modelle möglich.

Millionen-Investment von Proptech1

Zu seinen Kunden zählt das Berliner Tech-Unternehmen unter anderem Union Investment, Deka Immobilien und BNP Paribas. Insgesamt befinden sich demnach 3.600 Immobilien im Wert von rund 60 Milliarden Euro auf der Plattform, darunter vor allem Bürogebäude, aber auch Hotels oder Shopping Center. Gegründet wurde Architrave schon Ende 2012 – von Grassau und dem promovierten Mathematiker Benjamin Staude. Die beiden kennen sich aus ihrer Jugend, spielten in den Neunzigerjahren als Gitarristen in Bremer Hardcore-Bands mit.

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Laut Jahresabschluss im Bundesanzeiger hat Architrave 2017 einen Verlust von knapp über 500.000 Euro gemacht. 2016 waren es knapp über 100.000 Euro. Zu aktuelleren Zahlen will sich Grassau nicht äußern. 2018 habe man aber einen Umsatz in „mittlerer einstelliger Millionenhöhe“ gemacht. Die abgeschlossenen Finanzierungsrunden ermöglichten nun „das Erreichen einer komfortablen Gewinnzone“. Anfang Februar gab der Berliner VC-Fonds Proptech1 bekannt, zwei Millionen Euro in Architrave zu investieren. Auch die Deka Bank und Union Asset Management Holding sind beteiligt.

Architrave ist damit Teil eines wachsenden Marktes: Laut der Startup-Barometer-Auswertung der Wirtschaftsprüfung EY erhielten Proptech-Startups 2018 in Deutschland zusammen 184 Millionen Euro Funding. Im Jahr davor waren es demnach noch 61 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung von Proptech-Finanzierungen in Österreich und der Schweiz kommt die Beteiligungsgesellschaft Blackprintpartners in einer Auswertung für 2018 auf 217 Millionen Euro Gesamtfunding – mit ebenfalls steigender Tendenz gegenüber dem Vorjahr.

Bild: Architrave