Selbstzweifel haben viele Gründer. Wenn sie allerdings Überhand nehmen, kann es passieren, dass eine Firma nie an den Start geht. 

Ein Startup zu gründen ist normalerweise nichts, was man einfach mal so macht. Eine adäquate Vorbereitung gehört dazu. Zu viel Skepsis kann jedoch dafür sorgen, dass jemand mit einer guten Idee sein Vorhaben wieder abbläst. Gründerin Jessica Holzbach hat sich nicht von ihren Ängsten leiten lassen: 2017 baute sie das Banking-Startup Penta mit auf, das digitale Geschäftskonten anbietet und nach eigenen Angaben rund 20.000 aktiv genutzte Accounts verwaltet.

Die Gründerin hatte vorher noch kaum Expertise im Finanzsektor. Dennoch habe sie gesehen, dass das Potenzial der Branche noch nicht voll ausgeschöpft werde, meint die 30-Jährige – und die Gründung ihres Fintechs gewagt. Auf der Konferenz Bits & Pretzels erzählte sie, dass sie von vielen angehenden Gründerinnen und Gründern angesprochen werde, die von ihren eigenen Startup-Plänen berichteten. „Die meisten setzen dieses Vorhaben nicht um und gründen kein eigenes Startup,“ beklagt sie. Der Grund sei oft, dass sich Gründungsinteressierte von ihren Ängsten treiben lassen und zu lange abwarten. Diese drei Ausreden, nicht zu gründen, hört Holzbach nach eigener Aussage besonders oft:

„Ich habe keine gute Idee“

Die Idee sei erst einmal zweitrangig, so Holzbach. „Der herausforderndste Teil ist die Umsetzung, viele Ideen scheitern bereits deshalb, weil sie nie umgesetzt werden.“ Sollte einem die zündende Idee fehlen, helfe folgende Methode: „Stell dir die Welt in zehn Jahren vor. Frage dich, wie die Zukunft aussehen könnte und vergleiche dieses Bild mit der heutigen Realität.“ Diese Methode helfe, zu erkennen, wo Veränderungen notwendig sind.

„Ich habe nicht genügend Startkapital und zu wenig Kontakte zu Kapitalgebern“

Aus eigener Erfahrung weiß Holzbach, dass angehende Gründer sich zu Beginn nicht allzu viele Gedanken über finanzielle Fragen machen sollen. Sonst verliere man schnell den Fokus für das, was wirklich zählt, sagt sie: die Kundenbedürfnisse. „Wenn die Idee nah am Kunden ist und funktioniert, werden Investoren und Co. schon kommen und sich selbst von eurem Startup begeistern können.“ Ihr Startup Penta ist inzwischen mit rund 40 Millionen Euro finanziert.

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„Bevor ich gründe, muss ich mich noch besser ins Thema einarbeiten“

Die Gründerin betont, dass man zu Beginn nicht unbedingt ein Experte in der Branche sein muss, in die man einen Fuß hineinsetzen möchte. Im Gegenteil: Naivität und der Blick aus anderen Perspektiven führten zu mehr Disruption. „Man kann ganz schnell betriebsblind werden, und als Betriebsblinder kannst du wenig verändern“, sagt sie. Besonders die Finanz-und Gesundheitsbranche bräuchten diese Disruption.

Lieber in Puzzelteilen denken

„Diese drei Gründe sollten euch nicht vom Gründen abhalten,“ sagt Holzbach abschließend. Statt sich über das große Ganze den Kopf zu zerbrechen, legt sie angehenden Unternehmern ans Herz, sich mit kleinen Schritten ihren Zielen zu nähern. „Das Rad muss nicht neu erfunden werden,“ so die Expertin. Es helfe, wenn man ein Thema in viele verschiedene Teile herunterbreche und sich einen Punkt darunter aussuche, der nach Veränderungen schreit. Und dann müsse es heißen: An die Arbeit!