Wenn Leute auf die Straße treten, sind sie vielerorts – hier in Peking – verpflichtet, Mundschutz zu tragen.

Weltweit haben sich mehr als 60.000 Personen mit dem Coronavirus (auch bekannt unter dem Namen Covid-19) angesteckt, zwei Prozent der Infizierten sind gestorben. Die Lungenkrankheit legt China seit über einem Monat lahm – und auch die internationale Wirtschaft. Viele der dortigen Arbeitskräfte sind zum Chinesischen Neujahrsfest Ende Januar, dem wichtigsten Feiertag der Nation, zu ihren Familien gereist. Eigentlich sollten sie nach einer bis drei Wochen wieder zurück sein, doch weil die Zahl der Neuansteckungen rasant gestiegen ist, verlängerte die Regierung die Ferien. 

Seit Montag dürfen chinesische Fachkräfte wieder offiziell arbeiten gehen. Abgeklungen ist die Epidemie aber nicht. Sowohl große Werke als auch kleine Shops haben ihren Angestellten weiterhin eine Zwangspause auferlegt. Das bekommen vor allem Unternehmen zu spüren, die ihre Produkte in Nahost fertigen lassen. 

Gründerszene hat deutsche Unternehmer gefragt, welche Effekte der Coronavirus auf ihr Geschäft hat. „Die Produktion steht gerade still“, sagen viele der Befragten. 

„Die Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel lässt für sein Unternehmen DS Produkte einen großen Teil in China fertigen. „Eine Verlängerung des Chinese New Year in solchem Umfang habe ich in meinen 30 Jahren Asienerfahrung noch nicht erlebt“, schreibt er auf Nachfrage von Gründerszene. Derzeit sei die Auswirkung bei seiner Firma nur leicht spürbar, beispielsweise durch verzögerte Lieferungen. „Sollten die Fabriken auf längere Sicht geschlossen bleiben und nicht produzieren, wird es für jedes Unternehmen, das in Asien herstellt – somit auch für uns – zu wirtschaftlichen Auswirkungen kommen.“

„Wir sind mit unserer Produktion bereits drei Wochen in Verzug“

Patrick Wonsowitz, Erfinder des Monkeysticks, lässt seinen flexiblen Selfiestick in Shenzen bei Hongkong produzieren. „Die Fabrik wird wohl noch einige Tage, wahrscheinlich sogar Wochen geschlossen bleiben“, schreibt er. „Wir haben noch rechtzeitig vor dem Neujahrsfest eine größere Warensendung angefordert. Unser Lieferfähigkeit wird daher nicht beeinflusst werden.“ 

„Wir sind mit unserer Produktion bereits drei Wochen in Verzug“, sagt dagegen Antje Riesau, Gründerin von Weedo. Sie verkauft Kinder-Schneeanzüge, die in der Nähe von Shanghai hergestellt werden. Bekannt wurde Weedo durch einen Auftritt bei DHDL, wo es sich im vergangenen Jahr ein Investment von Juror Georg Kofler sicherte. 

„Winter ist unsere Hauptsaison. Wir wollten im Februar eine neue Kollektion über unseren Onlineshop testen. Da diese aber nicht fertig geworden ist, haben wir den Start auf die nächste Saison verschoben“, so Riesau. In der Regel gebe sie spätestens im März ihre Schneeanzüge in Auftrag, sodass diese im September in den Handel kommen können. Auch das könne sich verzögern, sagt sie. Aber: „Generell geht es ja jedem Wintermodenhersteller so, deshalb werden wir dann wohl kaum mit Strafen hinsichtlich Lieferverzögerungen rechnen müssen.“

Das Berliner Team von Solarworx verkauft Solarsysteme in Afrika. „Als Hardware-Startup mit Produktion in Shenzhen bekommen wir die Folgen der Corona-Epidemie deutlich zu spüren“, schreibt Business Development Manager Alexander Hoffmann. „Leiterplatten-Hersteller hatten die Produktion zeitweise ausgesetzt und werden von öffentlicher Seite angewiesen, diese erst wieder in den kommenden Wochen aufzunehmen. Dadurch kommt es zu Verzögerungen in unserer gesamten Prozesskette.“

Bild: GREG BAKER / Kontributor / Getty Images