US-Chefin Julie Hansen musste sich mit Babbel in den Vereinigten Staaten erst behaupten.

Sie war beim Penguin Verlag, hat ein Golfmagazin geleitet, bei Conde Nast gearbeitet und war als COO von Business Insider tätig. Nach 28 Jahren im Verlagswesen wechselte die US-Amerikanerin Julie Hansen 2017 zum Start-up Babbel, das aus Berlin stammt, und übernahm die Geschäftsführung des US-Marktes. Im New Yorker Büro arbeiten 35 Angestellte daran, die Berliner Sprachlern-App auch in den Vereinigten Staaten zu verkaufen – einem der stärksten Märkte von Babbel. 

Julie, du hast jahrelang im Verlagswesen gearbeitet. Warum hast du dich dazu entschieden, die Branche zu wechseln und zu einer Sprachlern-App zu gehen?

Ich war bereit für eine neue Herausforderung. Ich habe beobachtet, wie sich der Verbrauchermarkt verändert und dachte, dass ich gern daran teilnehmen möchte. Als ich Babbel kennengelernt habe, merkte ich, dass ich bei dieser Firma etwas bewirken kann. Babbel war auf seinem Heimmarkt sehr erfolgreich und für mich war das Startup ein ungeschliffener Diamant. Ich glaube, Journalismus macht die Welt zu einem besseren Ort. Babbel tut das auch, aber auf direkterem Wege.

Hast du Babbel vorher auch schon genutzt?

Ich nicht, aber meine Tochter. Als ich vor zweieinhalb Jahren erzählt habe, dass ich zu Babbel wechseln würde, haben die meisten Leute gefragt: „Wohin?“ Babbel kannte man in den USA überhaupt nicht.

Welche Erfahrungen aus deiner Verlagskarriere helfen dir dabei, das US-Geschäft von Babbel zu leiten?

Unsere Hauptaufgabe ist, die App in den USA zu vermarkten. Und auch als Verlegerin habe ich mich den ganzen Tag nur mit dem Marketingteam beschäftigt. Ich wusste, welche Kampagnen laufen und welche nicht. Darauf kann ich jetzt aufbauen. Ganz am Anfang meiner Karriere habe ich für einen Buchverlag gearbeitet, ein Wissensprodukt verkauft. Das ist mit Babbel zwar nicht zu vergleichen, war aber auch ein gutes Training.

Ist es anders, ein Berliner Unternehmen in New York zu führen als ein US-Unternehmen?

Da gibt es definitiv viele Unterschiede, in der Kultur und der Art und Weise zu arbeiten. Ich würde sagen, wir sind viel strukturierter als ein durchschnittliches US-Startup. Und es gibt in den USA Sachen, die wir für selbstverständlich halten, die Berliner aber nicht, und andersrum genauso.

Wie unterscheidet sich der US-Markt vom europäischen Babbel-Geschäft?

Die Amerikaner müssen eigentlich keine neue Sprache lernen. Die Gründe, warum sie es doch tun, sind hier komplett verschieden. In Europa passiert das vor allem wegen der Karriere. In den USA eher für Reisen und aus familiären Gründen. Wenn jemand beispielsweise italienische Vorfahren hat, aber kein Italienisch spricht und nun Kontakt zur Familie aufnehmen will.

Was ist die meistgelernte Sprache über Babbel in den USA?

Fast zwei Drittel lernen Spanisch. Das ist aber auch so ungefähr die einzige Sprache, die man in Amerika außer Englisch nutzen kann. Die zweite ist Französisch.

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Die USA sind für Babbel ein wichtiger Markt. Sind sie auch schon der größte?

Deutschland hat einfach eine größere Ausgangsbasis. Die USA haben also nicht die höchste Nutzerzahl. Aber die Abozahlen in den Staaten wachsen am schnellsten.

Wie hoch war der Umsatz in 2018?

Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass wir allein in den USA im vergangenen Jahr eine Million Abonnements abgeschlossen haben. Wir hatten einige Jahre mit starkem Wachstum, aber 2018 kam der Durchbruch.

Im Vergleich zu den Jahren zuvor, wie haben sich die Abozahlen verändert?

Seit einigen Jahren verdoppeln sich die Anmeldungen von Jahr zu Jahr.

Seid ihr in den USA schon profitabel?

Nein, aber mit Absicht. Momentan stecken wir das Geld noch ins Wachstum.

Wird Babbel jemals an die Börse gehen?

Wir werden sehen. Aber ich weiß es nicht.

Bild: Babbel