Bei Vermietet.de ist die Commerzbank kürzlich eingestiegen
Bei Vermietet.de ist die Commerzbank kürzlich eingestiegen.

Die Commerzbank hält mehr Fintech-Beteiligungen als die übrigen deutschen Top-10-Banken zusammen – das zeigt eine Auswertung des Branchen-Newsletters Finanz-Szene.de auf Basis der jüngsten Geschäftsberichte und offizieller Angaben der Unternehmen. Insgesamt ist die Commerzbank momentan bei 25 Finanz-Startups engagiert, darunter teils sogar mit Anteilen im zweistelligen Prozentbereich wie bei Bilendo (12,9 Prozent), Gini (13,4 Prozent) oder Getsafe (13 Prozent).

Dagegen kommen die anderen neun Institute addiert auf gerade einmal 20 Beteiligungen. Allein acht entfallen dabei auf die Deutsche Bank, sieben auf die NordLB. Die Hypo-Vereinsbank – die keine Angaben zu ihren Fintech-Investments macht – dürfte nach Recherchen von Finanz-Szene.de nur noch an zwei Fintechs beteiligt sein, nämlich Finleap und MoneyMap. Dagegen scheinen die Münchner ihre Anteile an der Solarisbank verkauft zu haben. 

Die Analyse von Finanz-Szene.de zeigt, wie unterschiedlich die großen Banken hierzulande mit dem Thema Fintech umgehen. Während die Commerzbank über ihre Beteiligungs-Vehikel Commerzventures und Main Incubator seit Jahren im großen Stil bei jungen Finanzfirmen einsteigt, haben sich andere Institute bislang an keinem einzigen Fintech beteiligt.

Das heißt aber nicht unbedingt, dass diese Banken den Digitalisierungs-Trend verschlafen hätten. So kooperiert zum Beispiel die BayernLB über ihre Direktbank-Tochter DKB mit nicht weniger als elf Finanz-Startups, darunter Cringle, Finreach, FinApi oder Barzahlen. Zugleich ist es aber – jedenfalls bislang – Geschäftspolitik der DKB, nicht direkt in Fintechs zu investieren. Genauso verfuhr bis vor wenigen Wochen die ING Diba, die dann allerdings Lendico gleich komplett schluckte. Die LBBW wiederum setzt in Sachen Digitalisierung bisher fast ausschließlich auf In-house-Initiativen wie etwa das Blockchain-Projekt im Schuldscheingeschäft.

Die NordLB ist ein stiller, umtriebiger Player

Ein manchmal etwas stiller, aber umtriebiger Player im deutschen Fintech-Markt ist derweil die NordLB. Schon vor Jahren ist sie ein Joint-Venture mit dem Kölner Risikokapitalgeber Dieter von Holtzbrinck Ventures GmbH eingegangen. Das gemeinsame Vehikel firmiert unter dem Namen Fintech GmbH & Co. KG und ist unter anderem an Liqid, Optiopay und NDGIT beteiligt. Während die NordLB damit nicht nur zu den größten, sondern auch zu den frühesten Fintech-Investoren unter den hiesigen Großinstituten zählt, liegen die Dinge bei der Deutschen Bank etwas anders. Das wichtigste Geldinstitut des Landes setzt jahrelang fast ausschließlich auf Kooperationen (etwa mit den Hamburger Fintechs Figo und Deposit Solutions), vollzog dann aber einen deutlichen Kursschwenk und steigt seitdem bei immer mehr Finanz-Startups ein – jüngstes Beispiel hierfür: das Berliner Immobilien-Fintech Vermietet.de.

Jenseits der Großbanken ist vermutlich die Berliner Volksbank das Institut mit den meisten Fintech-Beteiligungen. So sind auch die Hauptstadt-Genossen schon an sieben Fintechs beteiligt, darunter Figo, Liqid und Bergfürst. An zumindest zwei Finanz-Startups hält laut Geschäftsbericht derweil die Grenke-Bank Anteile, nämlich an Finanzchef24 und an der Cash Payments Solutions GmbH (Barzahlen).

Was darüber hinaus auffällt: An den wirklich großen Fintechs hierzulande sind, gar keine deutschen Banken beteiligt, wohl aber namhafte Versicherer ebenso wie bekannte strategische Investoren aus dem Ausland. So stiegen die Allianz und Tencent jüngst bei N26 ein, bei der Solarisbank investierten BBVA, ABN Amro und Visa, Paypal kaufte sich bei Raisin („Weltsparen“) ein, die Hannover Rück ist an Finleap beteiligt, Aegon hält Anteile an Auxmoney, und Blackrock ist einer der größten Gesellschafter von Scalable Capital.

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Dieser Text ist heute Morgen zuerst im Branchen-Newsletter Finanz-Szene.de erschienen.

Bild: Vermietet.de