Eine Lederhose habe ich bekommen und im Hotelzimmer anprobiert. Steht mir gut, finde ich, sagte Barack Obama in München. Auf der Bühne hat er sie aber nicht getragen.
„Eine Lederhose habe ich bekommen und im Hotelzimmer anprobiert. Steht mir gut, finde ich“, sagte Barack Obama in München. Auf der Bühne hat er sie aber nicht getragen.

Späße kann er, Charisma hat er auch: Wenn Barack Obama spricht, hört die Masse zu. Und was hat Barack Obama dann zu sagen? In fast 90 Minuten reißen er und die neue „Bits & Pretzels“-Chefredakteurin Britta Weddeling auf der Münchener Veranstaltungsbühne Themen an wie den Klimawandel („Eine 16-Jährige sollte so etwas nicht machen müssen“), das wenig ausgeglichene Verhältnis von Frauen und Männern in Führungskräften („Männer sollten einfach mal den Mund halten“) und seine neue Freizeit („Schlafen ist super, wie auf Droge sein. Man ist glücklich!“).

Bei Wirtschaftsthemen bleibt Obama dann allerdings eher oberflächlich. Auf die Frage, ob er große amerikanische Tech-Konzerne wie Google, Apple, Facebook oder Amazon aufspalten würde, reagiert er ausweichend: „Darüber müssten die Unternehmen mit entsprechenden Politikern reden.“ Dass Kommunen immer ärmer würden, weil der Onlinehandel Überhand nehme, weniger Startups gegründet werden und Börsengänge zurückgingen, ärgert Obama dann aber schon.

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So bleibt vom Auftritt des früheren Präsidenten vor allem der Eindruck: Ob seiner Ausstrahlung und Präsenz möchte man ihm gerne alles glauben, was er sagt. Weil er keine deutlichen Worte findet, muss man nach dem, was er der Tech-Community mitgeben will, darum auch zwischen den Zeilen lesen. Fünf Punkte, wie die Wirtschaft der Zukunft aussehen muss, haben wir aber trotzdem ausgemacht:

  1. Es brauche in jedem Fall starke Universitäten. „In den USA haben Stanford und MIT den Unternehmergeist gefördert“, sagt Obama. Nur wenn Forschung und Wirtschaft eng kooperieren, könne so das notwendige Ökosystem entstehen.
  2. Schon in der Vergangenheit hat Obama seine Ideen von einer neuen Sozialstaatlichkeit angesprochen. Auf der Tech-Konferenz Bits & Pretzels macht er das nicht anders – und fordert staatliche Investitionen in Grundlagenforschung. Wenn Forschungseinrichtungen an Bedeutung verlieren, will heißen: nur von Unternehmen getätigt wird, entstehe nicht der notwendige „Blend“ von beiden Elementen.
  3. Der generelle Zugang zu Kapital. Gute Startups entstehen nicht nur in den bekannten Tech-Hochburgen. Viele interessante Unternehmen, die mit vielversprechenden Technologien arbeiten, blieben unter dem Radar – weil sie aus Gegenden kommen, die von den Geldgebern nicht beachtet werden. Darin schlummere viel Potenzial, glaubt Obama.
  4. „Eine gute Unternehmerkultur beginnt, wenn Staaten in die Kinder und ihre Ausbildung investieren.“ Wenn Schulen kein Geld haben und nur Eliteuniversitäten mit ausreichend Mittel ausgestattet sind, werden keine großen Ideen geboren. Dazu müssen auch diejenigen ihren Teil beitragen, die die finanziellen Mittel haben. „Ich kenne Leute im Silicon Valley, die wahnsinnig erfolgreich sind. Aber wenn es darum geht, Steuern zu erhöhen um Bildung zu finanzieren, dann hören sie weg“, sagt Obama. Namen wollte er dann aber keine nennen.
  5. Es braucht staatliche Aufsicht. Das heiße nicht, dass die großen Tech-Unternehmen zwingend zerschlagen werden müssen. „Aber es muss eine Diskussion darüber geben. Darüber, wie Wirtschaft und Gesellschaft gut zusammen funktionieren können. Und diese Diskussion sollte von den Tech-Firmen angestoßen werden.“ Es gehe darum, Vertrauen wiederherzustellen, den Sweetspot aus Regulierung und Unternehmertum zu finden. Obama gibt sich dabei viel Mühe, nicht zu konkret zu werden und trotzdem seine Idee von der Neugestaltung der Sozialstaatlichkeit anzusprechen. „Junge Unternehmer müssen überlegen, welche Art Firma sie aufbauen wollen“, sagt er noch.

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Am Ende blieb vor allem aber eine Botschaft. Es gibt genug Grund zu Optimismus. Wir seien heute klüger, gesünder, gemeinschaftlicher und verstünden mehr als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Eine positive Denke liege ihm aber auch im Blut. „Wenn dein Name Barack Hussein Obama ist und du es trotzdem ins Weiße Haus geschafft hast, dann kannst du nur optimistisch sein.“

Bild: Hannes Magerstaedt / Gettyimages