Sie sehen aus wie Nuggets aus Hähnchen, sind aber fleischfrei: Ben Pasternaks „Nuggs“.
Sie sehen aus wie Nuggets aus Hähnchen, sind aber fleischfrei: Ben Pasternaks „Nuggs“.

Dieser Artikel erschien zuerst am 04. April 2019 und wurde im Rahmen unseres Themenspecials Chef mit 20 noch einmal veröffentlicht und aktualisiert.

„Amerikas jüngster Startup-Star“ oder „Startup-Millionär“ – so wurde Ben Pasternak 2016 in den Medien genannt. Im selben Jahr schaffte er es ins Ranking der „einflussreichsten Teenager“ des US-Magazins Time. Ein gefeierter Jungstar – damals. Heute ist es still geworden um den inzwischen 19 Jahre alten Pasternak. Die Website der App Flogg, mit der er vor drei Jahren bekannt wurde: abgeschaltet. Seine Instagram-Seite mit 104.000 Abonnenten: leer.

So wurde Pasternak zum „Startup-Star“

 Wer den Hype um Pasternak verpasst hat: Im Jahr 2014 entwickelte der damals 14-Jährige das Smartphone-Spiel Impossible Rush – und zwar „während des Schulunterrichts“, wie er in Interviews sagte. Damals ging er noch in die zehnte Klasse einer Schule in Sydney. Die App landete weltweit in den Top-Listen im App-Store und brachte Pasternak erstmals in die Medien. Dennoch verkaufte er sie laut Berichten für nur 200 Dollar. Auch sein zweites Spiel, Impossible Dial, schaffte es in die App-Store-Charts. Pasternak verkaufte es für immerhin 85.000 Dollar.

Seine nächste Idee wollte er größer aufziehen. Er plante ein Ebay für Teenager namens Flogg. Um Wagniskapital dafür einzusammeln, zog Pasternak 2016 aus seinem Elternhaus in Sydney aus und in ein Apartment in New York City, das mehr als 5.000 Dollar Miete pro Monat gekostet haben soll. Dafür schmiss er sogar die Schule. Bei Investoren kamen Pasternak und Flogg gut an: Bekannte Geldgeber, darunter Binary Capital und Greylock aus dem Silicon Valley, finanzierten die Idee mit einer Millionensumme. Im Frühjahr 2016 ging Flogg schließlich an den Start. Ein 16-Jähriger mit Millionen-Funding allein in New York, um sein Business groß zu machen: Mit dieser Story wurde Pasternak zur Berühmtheit in der Startup-Szene weltweit.

Ben Pasternak im Gründerszene-Interview auf der Heureka 2016:

Aus für Flogg, Monkey der nächste Hit 

Nach der gehypten Finanzierungsrunde flauten die Medienberichte um Pasternak und Flogg ab. Heute ist die App nicht mehr im App-Store verfügbar. Die Seite Flogg.com ist schon seit mindestens November 2017 abgeschaltet, wie aus dem Internet-Archiv Archive.org hervorgeht. Was mit Flogg passierte, ist unklar. Der Sydney Morning Herald berichtete lediglich, Pasternak habe Flogg „pausiert“, weil er bereits mit seinem nächsten Projekt erfolgreich gewesen sei. Sein Mitbewohner und späterer Mitgründer Isaiah Turner sagte 2017 in einem Interview auf die Frage, was mit Flogg los sei: „Nicht alles wird das nächste Facebook“.

Monkey hieß das nächste Projekt, das Pasternak und Turner schon kurz nach dem Launch von Flogg auf den Weg brachten. Dieselben Kapitalgeber, die schon Flogg finanziert hatten, sollen die beiden auch bei Monkey mit Millionen unterstützt haben. In der App konnten die Nutzer mit zufällig ausgewählten anderen Usern per Video chatten – ähnlich wie bei Chatroulette. Drei Millionen User soll Monkey Ende 2017 gehabt haben. Anfang 2018 übernahm der US-Wettbewerber Holla die App für eine unbekannte Summe.

Und jetzt: vegane Chicken Nuggets 

Dem Sydney Morning Herald zufolge reiste Pasternak nach dem Verkauf von Monkey nach Indien, um sich Inspirationen für sein nächstes Projekt zu holen. Im Oktober 2018 sagte Pasternaks Vater dann einem australischen Magazin, sein Sohn bereite sich gerade auf den Launch seines neuesten Startups vor.

Was das ist, verkündete der junge Unternehmer im Frühjahr: „Ich arbeite an einer neuen Firma namens Nuggs“, schrieb er damals auf Medium (allerdings löschte Pasternak den Beitrag später). Das erste Produkt sei „eine Chicken-Nugget-Simulation“. Mit veganen Fleischersatz-Produkten wolle er die Massentierhaltung beenden. Inzwischen hat Pasternak Nuggs zur Marktreife gebracht. Die Fake-Fleisch-Stücke bestehen laut Website größtenteils aus Erbsenprotein. Sie sollen mehr Eiweiß enthalten als tierische Nuggets, weniger Kalorien haben und frei von Cholesterin sein. Für eine Box mit 40 tiefgekühlten Nuggets nimmt Pasternak 24 US-Dollar, erhältlich sind sie bisher nur in den USA im Onlineshop seines Startups. 

Crunchbase zufolge arbeitet Pasternak für die Produktion der Nuggets mit dem US-Konzern McCain Foods zusammen, hierzulande vor allem als Tiefkühlpommes-Marke bekannt. Im Juli führte McCain Nuggs‘ erste Finanzierungsrunde an, umgerechnet 6,3 Millionen Euro (sieben Millionen Dollar) sollen dabei geflossen sein. Auch die Liste der weiteren Investoren kann sich sehen lassen: Unter anderem Neil Parikh, Mitgründer der Matratzenfirma Casper, der New Yorker VC Rainfall Ventures sowie der auch an Airbnb beteiligte Kapitalgeber Greylock stiegen bei Nuggs ein.

Auf seinem Linkedin-Profil hat Ben Pasternak trotz all seiner Projekte und Gründungen nur seinen CEO-Job bei Nuggs gelistet. Sein früheres Leben als gefeierter Teenie-Gründer will er offenbar hinter sich lassen: Wie seinen Instagram-Channel hat er auch seinen alten Youtube-Kanal und sein Twitter-Profil geleert.


Bild: Screenshot www.eatnuggs.com