Über die Komoot-App können Nutzer Wanderstrecken und Radtouren suchen und sich navigieren lassen.

Dem Land Brandenburg beschert das Startup Komoot gerade ein Geldregen. Ende 2010 ist der staatliche BFB Frühphasenfonds bei der Navigations-App eingestiegen, wenige Monate nach der Gründung. „Wir haben damals fast eine Million Euro investiert“, so BMP-Partner Jan Alberti zu Gründerszene. Der Frühphasenfonds wird vom Berliner Kapitalgeber BMP Ventures verwaltet, das Geld stammt aber aus öffentlichen Mitteln – meist Steuergelder. Weil der Fonds Ende des Jahres ausläuft, hat der Gesellschafter seine Anteile an Komoot nun verkauft.  

Für die 15 Prozent an dem Potsdamer Startup konnte BMP eigenen Angaben zufolge einen Multiple von 20 aushandeln. Das heißt, dass bei einem ersten Investment von knapp einer Million Euro rund 20 Millionen Euro in den Fonds zurückfließen. Als der BFB Frühphasenfonds vor zehn Jahren aufgesetzt wurde, standen 20 Millionen Euro für Investments bereit. In den vergangenen Jahren sind neben Komoot auch andere Exit-Erlöse in den Bestand zurückgeflossen, beispielsweise durch den Verkauf der Flightright-Anteile Anfang 2019.

„Es wird mehr Geld in den Fonds zurückfließen als er gekostet hat“, sagt Alberti. Für das Land Brandenburg bedeutet das eine erhebliche Rendite, mit der die Auftraggeber wohl kaum gerechnet haben. Was das Parlament mit dem Geld macht, wisse er nicht. Alberti hofft jedoch, dass die Millionen trotz der Corona-Krise wieder in Startups gesteckt werden.

Angebot über 115 Millionen Euro ausgeschlagen

Neben BMP haben auch einige Business Angels die Chance genutzt, ihre Anteile gewinnbringend zu verkaufen, sagt Alberti. Die Beteiligungen seien unter diversen Altgesellschaftern aufgeteilt worden. Ein entsprechender Eintrag im Handelsregister ist noch nicht veröffentlicht.

Bislang hielten vier der sechs Gründer insgesamt 60 Prozent. Bis auf den Frühphasenfonds und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg sind nur Unternehmer an dem Startup beteiligt, beispielsweise die Schindler-Brüder. Der ältere von beiden, Philipp Schindler, ist Google-Vorstand, sein Bruder Florian verwaltet den gemeinsamen Fonds. 

Lest auch

Laut Manager Magazin (€) hat auch der Österreicher René Benko Interesse an den verkauften Anteilen gezeigt. Der Milliardär hat mit seiner Immobilienfirma Signa in den vergangenen Jahren die deutsche Karstadt-Kette aufgekauft. Benko soll das Startup für eine mögliche Beteiligung mit 115 Millionen Euro bewertet haben. Dem Magazin zufolge entschieden sich die Gründer gegen diesen Deal, weil sie keinen Großinvestor an Bord haben wollten.

Vier Millionen neue Nutzer in fünf Monaten

Komoot wurde 2010 von Jonas Spengler sowie den Brüdern Markus und Tobias Hallermann als Spin-off der Technischen Universität Berlin gestartet. Als klar wurde, dass aus der Idee eine eigene Firma werden soll, verstärkten Christoph Lingg, Daniel Gard und Jan Heuer das Gründerteam. Über die App bekommen Nutzer Strecken für Wanderungen und Radtouren empfohlen, entweder von den Machern oder anderen Nutzern. Zu Beginn der Corona-Pandemie war die Anwendung ganz oben im App-Store. Elf Millionen Leute nutzten die App noch im Juni, mittlerweile sind es laut Startup 15 Millionen.

Die Potsdamer Firma ist profitabel und wächst aus eigenen Kräften. „Viel Geld hat Komoot bisher nicht bekommen“, sagt der erste Investor des Startups. Zuletzt gab es 2016 Kapital. In dieser Runde und auch zuvor steckten Fonds und Angels höchstens siebenstellige Beträge in die App. „Sie haben nicht viel gebraucht und brauchen auch jetzt kein Geld mehr“, sagt Alberti. „Da ist kein kurzfristiger Exit vorgesehen.“ Laut des BMP-Partners könne es noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die Gründer ihr Startup verkaufen. Daher ist der Fonds auch nicht – wie sonst üblich ­– im Rahmen einer Wachstumsrunde ausgestiegen, sondern hat seine Anteile ohne erneute Wertsteigerung auf den Markt geworfen. 

Lest auch

Für den Berliner Fondsverwalter sei Komoot der bislang höchste Exit. Ärgert sich der BMP-Partner, dass der VC bei so einem erfolgreichen Geschäftsmodell aussteigen muss? „Zehn Jahre in ein Startup investiert zu sein, ist ausreichend“, resümiert er. Schlussendlich habe der staatliche VC lediglich den Auftrag gehabt, die Steuergelder des Landes Brandenburg mit Rendite zurückzuholen.

Bilder: Komoot, Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass René Benko 115 Millionen Euro für die Anteile geboten hat. Es handelte sich bei der Summe aber um die Unternehmensbewertung. Dieser Fehler wurde korrigiert.