Bei der Weltpremiere des M-Byte 2018 noch Seite an Seite: CEO Daniel Kirchert und Mitgründer Carsten Breitfeld, der das Unternehmen mittlerweile verlassen hat.

Beim chinesischen E-Auto-Startup Byton gab es in letzter Zeit viel Bewegung. Im April verkündete der Byton-Mitgründer Carsten Breitfeld seinen Ausstieg aus der Firma und wechselte zum chinesischen Konkurrenten Iconiq. Breitfeld war vorher viele Jahre bei BMW und hat Byton gemeinsam mit Daniel Kirchert zu einem Unternehmen mit aktuell fast 1800 Mitarbeitern weltweit aufgebaut. Der Abgang wird von Branchenexperten als Verlust für Byton gewertet. 

Das Startup plant, bald mit seinem ersten Modell, dem Elektro-SUV M-Byte, auf den Markt zu kommen. Bisher gibt es laut Unternehmensangaben mehr als 50.000 Vorbestellungen. Auch eine dritte Finanzierungsrunde läuft aktuell. Laut Berichten von Bloomberg will Byton in der C-Runde insgesamt 500 Millionen US-Dollar einsammeln. 100 Millionen sollen dabei vom chinesischen Autobauer FAW kommen. Byton hat diese Zahlen bisher nicht bestätigt.

Im Gespräch mit Gründerszene spricht der neue Byton-CEO Daniel Kirchert über den Abgang von Carsten Breitfeld, die geplante Finanzierungsrunde und den Handelsstreit zwischen den USA und China.

Herr Kirchert, vor kurzem hat der ehemalige CEO Carsten Breitfeld Byton verlassen. Welche Auswirkungen hat das auf das Unternehmen?

Schon im Januar hat der Aufsichtsrat entschieden, die Führungsstruktur zu verändern: Ich habe dann die Rolle des CEO von Carsten Breitfeld übernommen. Als er sich im April entschieden hat Byton zu verlassen, war er also schon seit vier Monaten nicht mehr in der operativen Führung. Auch wenn uns diese Entscheidung überrascht hat, einen großen Einfluss auf das Unternehmen hat sie nicht.

Carsten Breitfeld war seit der Gründung in einer Schlüsselrolle und kehrt Byton nun den Rücken so kurz vor dem Produktionsstart. Ist das nicht ein schlechtes Zeichen?

Wir blicken jetzt nach vorn und wir sind so stark und breit aufgestellt, dass der Erfolg des Unternehmens schon lange nicht mehr von einer einzelnen Person abhängt.

Hat der Wechsel vom CEO in den Aufsichtsrat eine Rolle gespielt für seinen Abgang?

Ich kann nicht für ihn sprechen, was seine Beweggründe angeht. Ich kann nur für mich sagen: Seit ich CEO bin, liegt mein Fokus ganz klar darauf, die Finanzierung voranzubringen und planmäßig mit der Produktion Ende dieses Jahres zu starten. Darüber hinaus ist klar geworden, dass es gerade als Startup nicht ausreicht, nur operativ exzellent zu sein, sondern dass man auch die Kosten im Blick haben muss.

Und da gab es Probleme?

Nein, das würde ich nicht sagen. Aber die Kostenfrage gewinnt eine andere Bedeutung im Hinblick auf die Finanzierungsbedingungen, die nicht mehr so rosig sind, wie noch vor zwei Jahren. Da ist es extrem wichtig, schlank und effizient zu bleiben. Darauf achten Investoren inzwischen sehr.

Haben sich diese Schwierigkeiten auf Ihre aktuelle Finanzierungsrunde ausgewirkt?

Wie man auch schon an den Aktienkursen merkt, sind die Kapitalmarktbedingungen in diesem Jahr nicht optimal. Aber wir werden die aktuelle Runde auf jeden Fall im Zeitplan Mitte dieses Jahres beenden können. Wir können uns da zum Glück auf einige unserer Altinvestoren verlassen, werden aber auch ein paar neue dazu bekommen. Neben Finanzinvestoren haben wir ein paar strategische Investoren, wie zum Beispiel die chinesische Stadt Nanjing oder den staatlichen Autobauer FAW, die uns extrem unterstützt haben.

Sind unter den Geldgebern dieses Mal auch nicht-chinesische Investoren dabei? Falls ja, aus welchen Branchen stammen sie?

Für die C-Runde können wir da noch keine konkrete Namen nennen, doch wir sind nicht nur in China, sondern auch in Europa und in Nordamerika im Kapitalmarkt unterwegs. Mit großen Tech-Unternehmen haben wir bereits Kooperationen – Baidu ist beispielsweise einer unserer Investoren aus der B-Runde. Und auch mit Amazon sind wir beim Thema automatische Spracherkennung eine strategische Kooperation eingegangen.

Wie sieht der Zeitplan für die Produktion aus?

Wir werden etwa in zwei Monaten mit der Vorproduktion des M-Bytes starten. Ende des Jahres beginnt dann die richtige Produktion – erst einmal für den chinesischen Markt, 2020 dann auch für Nordamerika und Europa.

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Und welche Rolle wird der deutsche Markt dabei spielen?

In Deutschland starten wir den Verkauf Ende 2020. Die Käufer sind hier traditionell besonders anspruchsvoll und kritisch, inzwischen aber auch immer offener für neue Trends. Es freut uns sehr, dass sich so schnell eine große Fanbase herausbildet, obwohl wir noch keine Werbung machen und das Serienauto erst in Kürze vorstellen.

Wie bereiten Sie sich auf mögliche Strafzölle im aktuellen Handelskonflikt zwischen den USA und China vor?

Ich bin da persönlich optimistisch – ich glaube nicht, dass wir langfristig Strafzölle sehen werden. Aktuell planen wir auf dem amerikanischen Markt einen Einstiegspreis von 45.000 US-Dollar für den M-Byte. Sollten wir feststellen, dass wir diesen Preis aufgrund von Zöllen nicht halten können, würden wir das Fahrzeug zu einem etwas höheren Preis anbieten. Aber das ist ein Risikoszenario mit geringer Wahrscheinlichkeit, da ich davon ausgehe, dass wir nicht davon betroffen sein werden.

So stellt sich Byton-Chef Daniel Kirchert die Mobilität der Zukunft vor:

Bild: Byton