Investor Carsten Maschmeyer: einer der sechs „Löwen“
Investor Carsten Maschmeyer: einer der sechs „Löwen“

Auch außerhalb der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ investiert Juror Carsten Maschmeyer in Startups – zum Beispiel über seinen Wachstumsfinanzierer Alstin Capital. In dessen Portfolio befinden sich der Limousinenservice Blacklane und das Finanz-Startup Barzahlen. Im Interview mit Gründerszene spricht Maschmeyer über Exits und darüber, was aus seinen Plänen geworden ist, mehr in Insurtech-Startups zu investieren.

Herr Maschmeyer, vor zwei Jahren haben wir uns über Ihren geplanten 100-Millionen-Fonds unterhalten. Bislang gab es keine Mitteilungen zum zweiten Alstin-Fonds. Was ist daraus geworden?

Wir dürfen uns, wie alle Fonds, zum Fundraising nicht konkret äußern. Nur so viel kann ich sagen: Im Frühsommer 2018 hatten wir schon das First Closing und im Januar das Second Closing abgeschlossen. Seitdem gab auch schon einen Exit und wir haben bereits in sieben Startups investiert. In diesem Jahr zum Beispiel in Usercentrics aus München, die Firmen dabei helfen, Nutzereinwilligungen zum Datenschutz einzuholen. Oder Fliit, ein Food-Logistik-Startup aus Berlin, das Produzenten und Händler aus der Lebensmittelindustrie mit Transportunternehmen über eine Plattform vernetzt.

Seit unserem letzten Gespräch ist viel passiert. Es gab einen Exit bei Studydrive und Nu3 wurde verkauft, was in der Szene nicht als Erfolg gewertet wurde. Außerdem hat ein Mitinvestor das Payment-Unternehmen Orderbird abgewertet. Wie zufrieden sind Sie mit dem Alstin-Fonds?

Es hat sich tatsächlich viel getan. Studydrive wurde an Stepstone verkauft, mit Nu3 machten wir einen Firesale, da hatten wir zusammen mit Lakestar und Project A unterm Strich einen Verlust. Aber das ist besser, als immer weiter zu investieren. Orderbird hat weiterhin ein starkes Wachstum, an der hohen Bewertung der letzten Finanzierungsrunde hat sich nichts geändert. Bei Concardis, die Mitinvestoren bei Orderbird sind, gab es einen Eigentümerwechsel zu Bain Capital. In dem Zusammenhang wurde Orderbird nach internen Konzernrichtlinien neu bewertet, was ich nicht nachvollziehen kann. Zumal das Unternehmen in diesem Sommer schon die Break-Even-Schwelle erreicht hat. Dann haben wir das Startup Barzahlen, das sich hervorragend entwickelt hat. Die haben vor einem Jahr das erste Mal hunderttausend Bezahlungen in einem Monat verbucht. Und unsere Perle im ersten Alstin-Fonds ist sicherlich Blacklane. Die machen mittlerweile über 10 Millionen Euro Monatsumsatz, werden in den Medien schon als Unicorn-Kandidat gehandelt.

Die Bewertung von Blacklane gibt es bislang allerdings nur auf dem Papier. Welche Exits stehen an?

Die Begehrlichkeiten an den Firmen Barzahlen, Blacklane und Stocard nehmen extrem zu, das sind Kandidaten für hohe Exit-Multiples in absehbarer Zeit.

Ihre Beteiligungen aus „Die Höhle der Löwen“ laufe über Ihren Fonds Seed&Speed. Die Bilanz der Startups aus der Show ist bislang verhalten. Wie entwickelt sich dieser Fonds?

Wir sind mit der Performance sehr zufrieden, auch wegen Finanzguru und Smartsleep. Bei dem Schlafoptimierer stieg zum Beispiel Media Ventures, der VC-Arm von Medienunternehmer Dirk Ströer, auf einer 15-Millionen-Euro-Bewertung ein. Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten verschiedene Deals gemacht, natürlich auch außerhalb der „Höhle der Löwen“. Ein Besonderer ist Flock in London. Die können auf Basis ihrer Tech-Plattform in Echtzeit Risiken analysieren und starten jetzt mit einer On-Demand-Versicherung für Drohnen. Wenn eine Drohne zum Beispiel am Sonntag ab 16 Uhr siebzig Minuten lang fliegt, kann man über das Startup genau dieses Zeitfenster versichern. Und dann gibt es noch jede Menge weiterer spannender Beteiligungen, wie beispielsweise das Legaltech-Startup Geld-fuer-Flug, das Health-Data-Startup Thryve oder das E-Health-Startup Medlanes.

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Vor zwei Jahren haben Sie angekündigt, sich wieder stärker im Versicherungsbereich zu engagieren und in Insurtech-Startups zu investieren. Gab es erste Beteiligungen?

Ja. Mit Alstin haben wir zum Beispiel in ExB Labs investiert. Die haben eine KI gebaut, die Briefe lesen und vorsortieren kann. Sie macht das in einer sehr hohen Geschwindigkeit und die Technologie lernt bei jedem neuen Brief dazu. Das Startup wird sich auf Versicherungen spezialisieren und hat als Kunden bereits die Allianz, HUK Coburg und Talanx gewonnen. Sehr gut lief auch unsere Kooperation mit dem Startup Finanzguru. Als wir mit denen im April des vergangenen Jahres den Handschlag-Deal bei „Die Höhle der Löwen“ gemacht haben, hatten sie 25.000 Nutzer, heute sind es weit über 400.000 Nutzer. Auch die erste Monetarisierung funktioniert bereits. Und vor kurzem ist die HDI-Versicherung auf einer 20-Millionen-Bewertung eingestiegen. Finanzguru, eine Seed&Speed-Beteiligung, will eine unabhängige Banking-App bleiben, sie werden demnächst auch Versicherungen vermitteln. Es ist also ein Fintech mit einem zukünftigen Insurtech-Bereich. Und auch in den USA machen wir viel Insurtech. Da heben wir uns an mehreren Startups beteiligt.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Sie posten relativ viel auf Twitter und Linkedin. Für ihre Auftritte haben sie extra die Agentur Storymaschine engagiert. Was für ein Image wollen Sie sich aufbauen?

Wir sind in so viele Digitalunternehmen investiert, die über Social Media ihre Nutzer gewinnen. Ich kann es mir daher nicht leisten, hier enthaltsam zu sein. Wir kommen außerdem durch meine Social-Media-Aktivität auch mit vielen tollen Startups in Kontakt. Und irgendwann haben wir gemerkt, dass andere Investoren durch meine Tweets und Posts auch auf Firmen, in denen wir investiert sind, aufmerksam werden. Das ist gut fürs Geschäft und macht mir auch ein bisschen Spaß.

Sie gehen aber auch mit viel Privatem an die Öffentlichkeit. Wie passt das dazu?

Das ist ein bisschen Fun und wesentlich reduzierter, als das zum Beispiel meine Frau als Schauspielerin macht. Ich glaube, ich habe für mich einen guten Kompromiss gefunden.

Bild: Vox