Rasa-Gründer Alan Nichol und Alexander Weidauer (v.l.)

Mehr als nur einfache Fragen beantworten. Das soll die Technologie des Startups Rasa Chatbots ermöglichen. Gegründet haben das Unternehmen Alexander Weidauer und Alan Nichol in Berlin. Es geht ihnen mit ihrer Software darum, Konversationen mit Chatbot-Nutzern zu verstehen und korrekt abzuleiten, was passieren muss.

Um das umzusetzen, bekommt das Startup nun finanzielle Unterstützung von der US-Westküste: Basis Set Ventures, ein auf Künstliche Intelligenz fokussierter Fonds aus San Francisco, und einige Business Angels investieren insgesamt 1,1 Millionen US-Dollar. Auch namhafte deutsche Business Angels haben sich beteiligt, darunter Techstars-Mentor Jens Lapinski, der frühere Team-Europe-Partner Steffen Hoellinger und Investor Julian Weisbrod.

Rasa ist nicht das erste Unterfangen der beiden Gründer. Bevor sie sich mit maschinellem Lernen auseinandersetzten, wollten sie unterschiedliche Cloud-Anwendungen unter einen Schirm bringen. Sie starteten Treev, eine Suchmaschine für Tools wie Dropbox, Google Drive, Box oder Trello. Weil sie damals in London studierten, gründeten sie dort ihr Unternehmen.

Allerdings verabschiedete sich das Duo bald wieder aus der britischen Hauptstadt. „Wir haben lange über die Standortfrage nachgedacht und hatten London, San Francisco und Berlin auf der Shortlist. Am Ende war Berlin der Standort, wo wir am meisten Entwicklungspotenzial gesehen haben“, erzählt Weidauer. Weil das Berliner Ökosystem noch relativ jung ist verglichen mit London und San Francisco, so die Logik der Gründer, das mache es einfacher für Newcomer, Fuß zu fassen und relativ schnell mit den relevanten Personen in Kontakt zu treten.

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Mit ihrer Such-App schafften es Weidauer und Nichol in den Accelerator von Techstars, über das Programm bekommen sie auch ihr erstes Funding. Bald realisieren sie allerdings, dass für ihre App nicht die erhoffte Nachfrage besteht. Stattdessen entdecken die beiden Künstliche Intelligenz für sich, genauer: maschinelles Lernen und intelligente Bots.

Sie wollen herausfinden, was die Bot-Nutzer eigentlich wollen. Dazu analysieren sie die natürliche Sprache und leiten ab, wie der Bot am besten auf die Anfrage des Nutzers reagieren sollte. Rasa will mehr bieten als nur einfache Schlüsselwortanalyse, die Software soll mit jeder Unterhaltung dazulernen. Heute werde der Begriff der Künstlichen Intelligenz allerdings inflationär benutzt. „AI ist am Ende nur Machine Learning. Daher haben wir den Zusatz AI aus unserem Firmennamen gestrichen“, sagt Weidauer.

Anders als bei ihrem vorherigen Projekt stimmt nun auch die Nachfrage. Unter anderem haben Weidauer und Nichols die schweizerische Versicherung Helvetia als Kunden gewinnen können, auch andere große Konzerne nutzen oder testen die Technologie bereits. 100.000 mal sei die Software schon heruntergeladen worden, vor einem halben Jahr waren es noch 30.000 Downloads.

Mit dem frischen Kapital haben die beiden Gründer und ihr derzeit zehnköpfiges Team einiges vor. Zum einen soll ein Standort in New York aufgebaut werden. Das sei wichtig, glaubt Weidauer, weil der Markt in den USA viel aufgeklärter gegenüber Machine-Learning-Tools sei. 

Um die entstehende KI-Szene zu unterstützen, soll zum anderen ein Drittel der Zeit des Teams in Forschung investiert werden, ihre Ergebnisse wollen sie mit der Community teilen. Weiterentwickeln wollen sie ihr Angebot auch künftig von Berlin aus, wo eine starke KI-Szene entsteht. Da ihre Kernsoftware öffentlich zugänglich ist, steht sie auch anderen Entwicklern zur Verfügung. „Wir sind gespannt, wie Rasa von Developern eingesetzt wird“, sagt Weidauer.

Geld verdient Rasa nicht mit dem Verkauf der Basis-Software, sondern mit der Implementierung beim Kunden und zusätzlichen Modulen. Den Nutzern komme es nämlich nicht unbedingt darauf an, was die Technologie alles kann. Sondern darauf, was man konkret mit ihr macht. Gegenüber Konkurrenten wie Solvemate aus Deutschland oder dem mächtigen IBM Watson glaubt Weidauer vor allem deshalb im Vorteil zu sein, weil Rasa nicht wie eine Blackbox funktioniere. Und weil die Plattformen Schnittstellen zu den zum Teil selbstentwicklelten Systemen der Konzerne ermöglichen.

Das Geschäftsmodell haben sich die beiden Rasa-Gründer, die von Forbes unter die „30 Under 30“ in der europäischen Tech-Szene gewählt wurden, bei US-amerikanischen Erfolgsgeschichten wie Mongo DB oder Elastic Search abgeschaut. „Ich möchte eine Company bauen, die sich selbst trägt und die irgendwann an die Börse gehen kann“, sagt Weidauer.

Bild: Rasa