Für Gründer Karim Saad war Mathematik in der Schule früher „ein enormer Krampf“.

Mit Geduld und Ausdauer kennt sich Karim Saad aus. Denn bereits 2010 hatte der Wiener den Businessplan für seine Matheplattform ClassNinjas geschrieben, bei der Lernvideos eine zentrale Rolle einnehmen. Zunächst landeten die Unterlagen aber wieder in der Schublade – er konnte keinen Investor finden. Saad gründete in der Zwischenzeit unter anderem eine Reiseplattform für Muslime, Halaltrip.com, und verkaufte diese. Zudem war er mehrere Jahre bei einem bekannten österreichischen Hersteller für Energydrinks für den Aufbau der Gamingkanäle zuständig; seit 2017 arbeitet er als selbstständiger Unternehmensberater. Im gleichen Jahr kramte er seinen Plan für das heutige ClassNinja wieder heraus – und machte sich im zweiten Anlauf an die Umsetzung. 

Dabei gibt er selbst zu, dass ihm seine Bedingungen gewisse Vorteile gewähren. Denn ein Business-Angel, der anonym in die Bildungsbranche investiert, hat 2018 bereits 400.000 Euro in ClassNinjas gesteckt und Anfang diesen Jahres 550.000 Euro nachgelegt, ohne dabei etwa einen raschen Markteintritt zu fordern. So konnte Saad gemeinsam mit seinen 15 Mitarbeitern, die großteils in Teilzeit tätig sind, gemeinsam am Softlaunch der Website und an der Umsetzung der App arbeiten. Sie soll Mitte Oktober für iOS und Android erscheinen. Zu seinem Team gehören zudem fünf Lehrkräfte, die sich mit den Inhalten der App, also Mathematik, beschäftigen – einem Fach, das für Saad damals in der Schule „ein enormer Krampf“ gewesen sei. Deswegen habe er sich das Ziel gesetzt, Schüler auf globaler Ebene für Mathe zu begeistern.

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Die Methoden, die bei ClassNinja Einzug finden, erscheinen zunächst ungewöhnlich: Saad möchte mit seiner Plattform Bildung und Entertainment verbinden. So werden zum Beispiel als Lob Ausdrücke wie „Bossmove“ oder „ehrenhaft“ verwendet, die aus dem Sprachjargon Jugendlicher stammen. Gleichzeitig versuche Saad aber, Authentizität zu bewahren, da er selbst wisse, dass seine Mitarbeiter und er nicht zu dieser Generation gehörten. „Wir versuchen einen Mittelweg zu finden und nutzen grundsätzlich nur positive Ausdrücke“, sagt Saad. Auch die Auswahl des Ninjas als Charakter für die Videos beruhe darauf, dass Ninjas beliebt und neutrale Wesen ohne Ethnie oder Ähnliches seien.

Einige Lernvideos für die Sekundarstufe I und auch Übungen für die Stufen fünf bis acht lassen sich bereits kostenlos auf der Unternehmenswebseite abrufen. Dort können Nutzer auch schon die Premiumversion buchen, die neun Euro im Monat kostet und zusätzlich verschiedene Quizze beinhaltet. Mit diesen lässt sich der Lernerfolg auf Zeitdruck kontrollieren und das Lernmodul abschließen. Bislang nehmen Schüler die Möglichkeit allerdings kaum wahr, wofür Saad vor allem den schlechten Veröffentlichungszeitpunkt zu Beginn der Sommerferien verantwortlich macht. Kurz vor dem Sommer erreichte die Website mit 10.000 Zugriffen innerhalb von wenigen Wochen ihren vorläufigen Höhepunkt – ohne große Ankündigungen. Einen neuen Rekord und auch die ersten rekrutierten Classninjas, die das Bezahlsystem in Anspruch nehmen, verspricht sich Saad von dem Launch der App Mitte Oktober. Dann will er auch auf Marketingaktionen setzen, die er sich bislang sparte.

Bild: Karim Saad