Aufklären über Covid-19 hilft mehr als Hamsterkäufe.
Wurde schnell zum Symbol für Covid-19: die Nase-Mund-Maske.

Kein Unternehmen kommt derzeit darum herum, über die Auswirkungen der Coronavirus-Ausbreitung nachzudenken. Vorbereitet zu sein, ist wichtig. Und doch: Gerade die Tech-Szene sollte sich in der gegenwärtigen Lage nicht von übertriebener Angst lähmen lassen. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Viele Jungfirmen sind nicht direkt betroffen, zumindest noch nicht. Und viele Startups sind, anders als andere Unternehmen, schon gut vorbereitet – auch wenn das vielen vielleicht gar nicht bewusst ist.

Denn zum einen werden viele Tech-Startups sobald keine kritischen Auswirkungen des Virus selbst spüren. Wer nicht einseitig von Produktion oder Einkauf aus besonders betroffenen Regionen abhängig ist oder Geld mit Reisen oder Mobilität verdient, sollte besonnen bleiben und die Entwicklung genau beobachten. Daran ändert auch nichts, dass große Vorbilder wie Apple bereits ihre Umsatzerwartungen reduziert haben. Denn zur Orientierung für Tech-Startups sind börsennotierte US-Giganten kaum geeignet.

Auch wenn der Übertragungsstandard 5G, auf den die Tech-Szene schon seit langem sehnsüchtig wartet, nach der Absage des Mobile World Congress vielleicht einen etwas langsameren Start haben wird, dürfte das kaum langfristige Konsequenzen für Tech-Startups mit sich bringen. Wenige sind heute schon von der schnellen Datenübertragung abhängig. Dass Großveranstaltungen abgesagt werden, etwa auch Facebooks großer Entwicklerkonvent, womöglich Googles I/O-Konferenz oder das Tourismus-Megaevent ITB in Berlin, ist angesichts der erhöhten Ansteckungsgefahr richtig. Statt deswegen in Panik zu verfallen ist es allerdings zielbringender, nach anderen Wegen der Kommunikation mit Entwicklern oder möglichen Geschäftspartnern zu suchen.

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So viel zu externen Einflüssen. Und wie sieht es in den Unternehmen selbst aus? Oftmals ist zum Beispiel die Arbeit der Teams bereits jetzt rein digital organisiert und damit in vielen Fällen ortsunabhängig. Will heißen: Selbst bei Maßnahmen wie Büroverbot kann der Betrieb aus dem Homeoffice weitergeführt werden.

Die Szene ist in der Pflicht

Aber gerade junge Tech-Unternehmen haben auch Pflichten. Allen voran, ihren Vorteil zu kennen und aus ihm Besonnenheit zu gewinnen. Alle Mitarbeiter sofort aus reiner Unsicherheit und ohne die notwendigen Voraussetzungen ins Homeoffice zu schicken, wird diese mehr verunsichern als ihnen guttun. Ihnen bewusst zu machen, dass diese Möglichkeit im Zweifelsfall besteht und gut darauf vorbereitet zu sein, schafft hingegen Vertrauen. Sich im Zweifelsfall selbstbewusst aus eigenem Antrieb für solche Maßnahmen zu entscheiden, hilft, die Verbreitung des Virus zu verzögern – ohne das eigene Geschäft allzu sehr zu beinträchtigen.

An anderer Stelle besteht sogar eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. In den vergangenen Wochen wurden in über zwei Millionen Tweets Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus auf Twitter verbreitet. Dies berichtet die Washington Post, der Zeitung liegt ein entsprechender Bericht des US-Außenministeriums vor. Demnach enthielten rund sieben Prozent aller untersuchten Tweets über das Coronavirus Unwahrheiten. Alle Betreiber von Plattformen und Portalen, und das sind viele, müssen gegen Panikmache vorgehen. Radikal. Social-Media-Apps, Nachbarschaftsportale oder Online-Medien müssen dafür sorgen, dass keine Fehlinformationen verbreitet werden. Nicht mit Panikmache das eigene Geschäft anzukurbeln, versteht sich von selbst.

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Und das nicht zuletzt im eigenen Interesse. Denn das größte Problem der Szene wird nicht das Virus selbst sein. Sondern die langfristigen Auswirkungen und Veränderungen, die es hervorruft. In den kommenden Tagen werden wir auf Gründerszene darüber berichten, wie sich Firmen vorbereiten. Was man beim Homeoffice beachten muss. Oder wie sich Startups gegen Lieferausfälle versichern können. Wir tun dies ganz nüchtern und mit dem Ziel, aufzuklären. Und in der Hoffnung, dass keine der Maßnahmen notwendig werden wird.

Bild: the_burtons / Gettyimages