Corona-App
Viele bekannte Vertreter der Startup-Szene wollen genau so etwas deutlich öfter sehen.

Im App-Store hat Deutschlands Corona-Warn-App eine durchschnittliche Bewertung von 4,3 Sternen bei mehr als 53.000 Rezensenten. 23 Millionen Personen haben die Anwendung seit dem Start heruntergeladen – wie viele davon die App aktiv nutzen, ist allerdings nicht bekannt. Rund 75.000 positive Testergebnisse teilten Nutzer bisher über die App und warnten damit andere Nutzer.

Einer Gruppe aus Unternehmern, Gründern und Aktivisten reicht das nicht. Sie haben sich unter dem Namen „Digital Experten für die Corona App” zusammengeschlossen und einen offenen Brief an die Regierung geschrieben, in dem sie mehr Werbung für die Corona-App fordern. Mit dabei: Unternehmerin Verena Pausder, Trivago-Gründer Rolf Schrömgens, Flixbus-Mitgründer Jochen Engert, Outfittery-Chefin Julia Bösch und rund 115 weitere Personen.

Die Corona-Warn-App gibt es seit Mitte Juni. Sie wurde von der Telekom und SAP entwickelt und soll den Staat bisher 69 Millionen Euro gekostet haben. Die Anwendung misst per Bluetooth die Abstände zwischen zwei Personen, die jeweils die App auf dem Handy haben. Begegnet ein Nutzer einem anderen, der sich in der App später als Corona-infiziert einträgt, erhält er eine Warnung. Er weiß dann, dass er einem Infizierten begegnet ist. Insgesamt soll die App helfen, Ansteckungsketten nachzuverfolgen.

Ihren Brief veröffentlichten die Aktivisten am gestrigen Dienstag. Wird mehr Marketing für die App betrieben, steigen die Nutzerzahlen, prognostizieren sie in dem Schreiben. Das wäre wünschenswert, weil die Anwendung nur bei der Pandemiebekämpfung helfen kann, wenn viele Menschen sie nutzen. Laut einer Studie der Universität Oxford ist die App wirksam, wenn sie mindestens 15 Prozent der Bevölkerung aktiv verwenden. Von den Downloads her hat Deutschland die Schwelle längst überschritten, doch diese Zahl sagt nichts über die tatsächlich aktiven Nutzer aus.

Wenn zwei Drittel der Deutschen die App installieren würden und jedes Testergebnis automatisch hochgeladen würde, könnte die Hälfte aller Infektionen nachvollzogen werden, so die Briefschreiber weiter. Sie glauben: „Das könnte den Lockdown ersetzen.”

Kostenlose Corona-Tests für alle mit roter App-Warnung

Um mindestens 50 Millionen Downloads zu erreichen, fordern die Unterzeichner ein staatliches Werbebudget für Kampagnen, bei denen „so viel wie möglich Agenturen, Kreative und Medien mitwirken sollen”. Zudem plädieren sie für kostenlose Corona-Tests für alle, die die App auf dem Handy haben und einen roten Warnhinweis erhalten oder Symptome zeigen.

Damit mehr Menschen die Anwendung nutzen, dürfte Werbung allein aber nicht genügen. Ein bisher nicht verbesserter Kritikpunkt ist, dass die App nur auf iPhones der Generation 6S oder neuer funktioniert. Ein großer Teil der Bevölkerung wird also ausgeschlossen. Einige Nutzer berichten zudem, dass sie ihre positiven Corona-Testergebnisse aus technischen Gründen nicht eintragen können. Oft wird auch bemängelt, dass die App nicht mitteilt, wann und wo man einen Infizierten getroffen hat.

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Bild: Getty Images / Christian Ender / Kontributor