Nomoo-Gründerin Rebecca Göckel

Wie geht es eigentlich der deutschen Startup-Szene nach Monaten der Krise? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, jedes Unternehmen musste in den vergangenen Wochen andere Herausforderungen bewältigen. Einige wuchsen so schnell wie noch nie, andere fürchteten täglich die Pleite.

Um zu erfahren, wie einzelne Startups die Situation bewältigen, haben wir als Gründerszene-Redaktion einen Fragebogen an Unternehmerinnen und Unternehmer geschickt – unter anderem an Rebecca Göckel, Gründerin und Geschäftsführerin der NRDS GmbH aus Köln. Unter der Marke Nomoo verkauft das Startup, das sie gemeinsam mit Jan Grabow gegründet hat, seit 2016 veganes Eis.

Rebecca, welche Auswirkungen hatten und haben das Virus und die damit verbundenen Maßnahmen auf euer Unternehmen?

Als Corona Mitte März so richtig losging, wäre eigentlich auch unsere Eissaison gestartet. Damit einher geht, neue Märkte zu akquirieren, neue Listungen aufzuschalten und die Gastronomie wieder zu beliefern. Auch die Eventsaison sollte wieder losgehen. Stattdessen wurde plötzlich alles mögliche abgesagt und geschlossen. Uns blieb nur der telefonische Kontakt zu unseren Bestandskunden und das war der Moment, wo wir anfingen, kreativ zu werden. Durch Corona haben wir schlussendlich viel Geld verloren und dennoch liegen wir im für 2020 vorgesehenen Plan-Umsatz.

Waren oder sind eure Angestellten in Kurzarbeit?

Ein Teil des Außendienstteams ging für eineinhalb Monate bis Anfang Mai in Kurzarbeit, der Rest arbeitete aus dem Homeoffice. Jetzt sind alle wieder in Vollzeit an Bord.

Musstet ihr Teammitglieder entlassen?

Glücklicherweise konnten wir alle halten und stellen auch schon wieder fleißig ein.

Arbeiten eure Angestellten noch im Homeoffice?

Das Team war gut zwei Monate im Homeoffice, angefangen Mitte März, und Mitte/Ende Mai trudelten alle wieder ein. Allerdings sind wir danach flexibler geworden mit dem Thema Homeoffice, alle können nach Belieben und Absprache von zu Hause aus arbeiten. Das hat für uns gut funktioniert.

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Könnt ihr euch vorstellen, künftig komplett auf ein eigenes Büro zu verzichten?

Das können wir uns nicht vorstellen. Die Mischung macht’s: Konzentrierte Stillarbeitsphasen zu Hause und der Kontakt zum Team vor Ort, das ist uns sehr wichtig. Nach gut zwei Monaten im Homeoffice hab ich mich auch total gefreut, mal wieder alle live zu sehen statt nur digital.

Welche Tools und Tricks haben eurem Team in den vergangenen Wochen geholfen?

Ob Google Meet, Teams oder Zoom: Mehre Online-Meetings am Tag zu haben, war für uns völlig normal. Ansonsten waren wir auch vorher schon komplett digital und papierlos unterwegs und haben die G-Suite, Slack oder Asana genutzt. Der Umstieg war dadurch sehr leicht.

Was hat in den vergangenen Wochen nicht funktioniert?

Natürlich haben Offline-Firmenevents nicht so stattfinden können wie gehabt. Dafür haben wir unser Quartalsevent dann einfach online abgehalten. Allerdings haben wir auch bemerkt, dass der Handel die persönlichen Termine vorerst abgesagt hat statt einfach auf Online-Meetings umzusteigen. Die Akquise war durch Corona echt erschwert, aber nicht unmöglich. Ein Nachteil war allerdings, dass viele große Kunden plötzlich ihre Zahlungsziele massiv überdehnt haben. Die Summe der offenen Posten ist explodiert.

Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen persönliche Krisen erlebt, möglicherweise auch in eurem Team. Wie seid ihr als Führungskräfte damit umgegangen?

Ich hab mir von Anfang an gesagt: Dieses Virus macht nicht mein Geschäft kaputt! Dafür haben mein Mitgründer Jan und ich zu viel Herzblut, Schweiß und Arbeit in die Firma gesteckt. Wir sind als Unternehmen sehr lösungsorientiert und denken bei jeder Herausforderung sofort nach, wie wir jetzt das Beste daraus machen können. So hat Corona uns beispielsweise gezeigt, dass wir unser Eis auch am Telefon verkaufen können und uns so zu besseren Verkäufern gemacht.

Bild: Nomoo