Die Gründerin der Dating-App Ohlala, Pia Poppenreiter, plant einen ICO.
Die Gründerin der Dating-App Ohlala, Pia Poppenreiter, plant einen ICO.

Die Dating-App Ohlala will bei einem virtuellen Börsengang (Inicial Coin Offering, ICO) 100 Millionen US-Dollar einnehmen und damit die Skalierung ihrer Plattform vorantreiben. Das bestätigte die Gründerin im Gespräch mit Gründerszene. „Der ICO soll im Herbst starten“, sagte sie. Die Token-Ausgabe werde voraussichtlich nach zwei bis drei Monaten beendet sein.

Bei einem ICO verkauft eine Firma eine Art Gutscheine (Tokens). Anleger können diese Tokens erwerben und so Anteile an der Firma oder an ihren zukünftigen Leistungen kaufen.

ICOs erfreuen sich in der Startupwelt als Methode der Kapitalbeschaffung zunehmender Beliebtheit. Bereits in den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden auf diese Weise 2,5 Milliarden Dollar eingesammelt. Zum Vergleich: 2017 kamen im ganzen Jahr insgesamt nur 5,7 Milliarden Dollar zusammen.

Ohlala vermittelt bezahlte Sex-Dates – derzeit in 15 deutschen Städten. Zehn weitere sollen in Kürze folgen. Die Plattform wird von 25.000 Frauen und 75.000 Männern genutzt. 320.000 bezahlte Dates wurden vermittelt, so die Website. Das Startup suchte lange Zeit ein gleichermaßen funktionierendes und diskretes Bezahlmodell. Dieses hat Ohlala inzwischen gefunden – theoretisch zumindest. Denn noch werden die Geschäfte der Kunden per Handschlag und mit Bargeld abgewickelt.

In Zukunft soll das per Blockchain erfolgen. „Wir haben eine voll funktionierende Token-Economy aufgebaut“, sagt die Gründerin. „Kunden erwerben Coins, sie heißen Olas, mit denen aktuell gewisse Funktionen auf Ohlala bezahlt werden können.“ Die Vertragsabwicklung wird künftig in einer Blockchain hinterlegt – auf der Basis der Kryprowährung Stellar. Gerade für Sexdienstleistungen bietet sich die Diskretion der Kryptowährung an.

Gründerin will Dating gesellschaftsfähig machen

Der ICO soll Ohlala (hier die Website) zusätzlich in die Lage versetzen eine Stiftung aufzubauen, die unter anderem über die Sex-Industrie informiert und aufklärt. Das solle mit einem YouTube-Channel und durch Fireside Chat Sessions unterstützt werden. „Wir wollen das Dating gesellschaftsfähig machen“, sagt Poppenreiter.

Zudem will sie einen Versuch starten, ihren Plattform zu internationalisieren. Es wäre der zweite. Denn hinter Ohlala liegt eine bewegte Geschichte. Pia Poppenreiter sorgte 2014 für Aufsehen, als sie in einem Neuköllner Coworking-Space die Plattform Peppr.it startete. Sie hatte die Idee, die Vermittlung von Prostituierten schneller und einfacher zu machen – per App. Auf Peppr.it konnten Sexarbeiterinnen aus den Karteien von Escortagenturen direkt gebucht werden. Der ursprüngliche Plan war, selbständige Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter auf die Plattform zu nehmen. Doch das hatte sich als zu kompliziert erwiesen.

Die Idee dazu hatte sie, wie sie damals im Interview mit Gründerszene sagte, bei einem Gang über den Straßenstrich an der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. Nach einem Jahr stieg die Gründerin aus dem Projekt aus – Meinungsverschiedenheiten.

Doch Poppenreiter wäre nicht Poppenreiter, wenn sie sich von diesem Rückschlag hätte entmutigen lassen. Sie blieb bei ihrer Idee und startete Ohlala.

Nach einem holprigen Start in Deutschland zog Poppenreiter mit einem kleinen Team nach New York, um ihr Sex-Business dort neu zu starten. Dazu hatte sie von Business Angels 1,7 Millionen US-Dollar eingesammelt. Das wäre eine gute Startvoraussetzung gewesen, hätte da nicht das Verbot im Raum gestanden, in New York Sex gegen Geld anzubieten.

Ohlala bewegte sich also in einer Grauzone. Doch ein kalkuliertes Risiko einzugehen sei wichtig um voranzukommen, sagte sie damals wie schon im Sommer zuvor nach dem Start in Deutschland.

Seinerzeit war Ohlala in sieben deutschen Städten am Markt. Bis dahin hatte das Startup, für das damals zwölf Festangestellte arbeiteten, 27.000 Registrierungen und 25.000 Matches.

Rückkauf folgt Streit mit Investoren

Sechs Monate nach der Seed-Runde steckte Ohlala in der Krise: finanzielle Probleme und Streit mit Investoren. Ein großer Teil der Mitarbeiter musste das Unternehmen verlassen. Poppenreiter gelang es nicht, ihr Sex-Business zu monetarisieren. Es galt eine diskrete Bezahllösung zu finden – keine leichte Aufgabe bei einer App.

Schließlich wurde das Angebot in den USA wieder vom Netz genommen. Warum so entschieden wurde, blieb unklar. Es liegt nahe, dass es auch diesmal an der fehlenden Monetarisierungsoption gelegen hat. Im Juni 2017 schließlich verkündete die Gründerin des Escort-Startups, dass sie die Anteile aller Gesellschafter zurückgekauft hat. Die Konditionen wurden nicht bekanntgegeben. 

Poppenreiter startete neu und zog in den Coworkingspace Rent24 in Berlin, konzentrierte sich auf ihr Produkt, wie sie im Gründerszene-Interview sagte. „Ich glaube an das Produkt, ich glaube an das Thema. Und wenn es nicht funktioniert, mach ich es noch mal“, sagte sie damals.


Bild: Ohlala /Video: Gründerszene