Die Kartenzahlung überholt erstmals die Barzahlung im stationären Einzelhandel in Deutschland.

Die Deutschen lieben ihr Bargeld? Das scheint sich zu ändern, wie eine Studie zeigt. Der Umsatzanteil von Bargeld hierzulande sinkt weiter, hat das Kölner Forschungsinstitut EHI herausgefunden. Zum ersten Mal sei der Bargeldanteil im stationären Einzelhandel im vergangenen Jahr unter den der Kartenzahlungen gefallen – wenn auch ganz knapp.

Der Anteil von Zahlungen mit Kredit- oder Girokarte habe bei 48,6 Prozent des Gesamtumsatzes gelegen. Die Barumsätze machten 48,3 Prozent aus. „Als Haupttreiber dieser Entwicklung war vor allem das girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft, das einen Anteil 30,1 Prozent vom Zahlungskuchen erhält“, heißt es.

Händler zahlen eine Autorisierungsgebühr an Banken

2015 war eine EU-Regelung für Kartenzahlungen in Kraft getreten, wonach die Entgelte für Kreditkarten EU-weit auf 0,3 Prozent des Zahlungsbetrages und bei Bankkarten auf 0,2 Prozent begrenzt wurden. Diese Deckelung der Gebühren sieht das EHI als einen wesentlichen Faktor für die steigende Attraktivität der Kartenzahlungen bei den Händlern. Denn deren Banken müssen die Entgelte – sogenannte Autorisierungsgebühren – an die Geldhäuser der Kunden zahlen. Zu Lasten der Händler.

Das könnte auch dazu geführt haben, dass das „kontaktlose Bezahlen generell häufiger für Kleinbeträge genutzt wird“, wie das EHI festgestellt hat. 44,8 Prozent der großen Unternehmen wollten bei der Befragung ihre Payment-IT-Landschaft auf den neuesten Stand bringen. Jedes fünfte Unternehmen wolle noch in diesem Jahr etwas ändern oder ergänzen.

Warum kann ich beim Späti erst ab 10 Euro mit der Karte zahlen?

Für sehr kleine Einzelhändler wie Getränke- oder Lottoläden lohnt sich der Aufwand meist nicht, wie das Magazin Watson schreibt. Das Terminal mit dem Kartenlesegerät müsse geleast werden. Außerdem zahlten die Einzelhändler höhere Autorisierungsgebühren als große Ketten, da die Entgelte aufwendig zwischen dem Händler und der Bank verhandelt werden müssten. Darum böten manche Läden gar keine Kartenzahlung an oder forderten Mindestbeträge.

 

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