Nicolai Erbs (l.) und Patrick Schneider wurden vier Tage vor den Dreharbeiten gefragt, ob sie an der Show teilnehmen wollen

Die Bewerbungen für die nächste Staffel „Die Höhle der Löwen“ laufen bereits. Zu den Open Pitch Calls kommen etwa 100 Bewerber pro Stadt. Und auch an elektronisch eingesandten Pitches mangelt es nicht. Dennoch stehen vor den Juroren oft Gründer, die von der Produktionsfirma Sony Pictures angefragt wurden, sich also gar nicht selbst beworben haben. So auch das Startup Kitext, das seine App Privalino in der siebten Folge der aktuell laufenden Staffel vorstellt. 

250.000 Euro wollen Nicolai Erbs und Patrick Schneider für eine Beteiligung von 15 Prozent haben. Ihr Messenger soll Kinder vor Cybermobbing und sexueller Belästigung schützen. Privalino speichert sämtliche Nachrichten, die über die App verschickt werden und wertet deren Inhalt aus. Noch hakt es bei der Entwicklung und auch der Vertrieb ist noch nicht ausgereift, bemängeln die Löwen. Allerdings konnten sich die Gründer auch nicht lange auf ihren Pitch vorbereiten.

Erbs und Schneider haben erst vier Tage vorher einen Anruf von Sony Pictures bekommen: „Die Casterin hat uns Donnerstag angerufen und gefragt, ob wir am Montag pitchen können”, erzählen die beiden im Gespräch mit Gründerszene. Privalino hatte sich bereits im Jahr zuvor beworben, wurde dann aber abgelehnt. „In den vier Tagen mussten wir den Pitch ausarbeiten und auswendig lernen, mit Sony über die Kulisse sprechen und die Due Diligence vorbereiten.“

Keine Lust, zu viel Arbeit zu investieren 

Geholfen hat es nicht. Tech-Investor Frank Thelen findet die Idee gut, kritisiert jedoch den Ansatz. Kein Juror möchte investieren. Es hat den Anschein, als scheuten sich die Löwen davor, jungen Unternehmen bei der Weiterentwicklung ihres Produkts zu helfen. Geld bekommt häufig nur das Startup, das ein fertiges Produkt hat und Hilfe beim Marketing oder dem Vertrieb benötigt. Auch das Wachstum der Münchner Backmanufaktur Kuchentratsch will Thelen nicht finanzieren. Seine Begründung: Seine Firma Freigeist arbeite mit Unternehmen zusammen, die groß skalieren und Millionenumsätze erreichen könnten. Diese Geschwindigkeit sieht er bei dem Onlineshop für Kuchen nicht.

Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl sind anderer Meinung. Sie bieten Kuchentratsch die geforderten 100.000 Euro für zehn Prozent. Die Gründerin Katharina Mayer und ihr Rentnerteam wirken sympathisch, die Idee hinter dem Projekt ist sozial. Und für die Löwen gibt es reichlich selbstgebackenen Kuchen. Der unterhaltsamste Pitch des Abends.

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Wöhrl interessiert sich übrigens immer mehr für Food-Startups, hat in dieser Folge gleich in zwei investieren wollen. Macht sie mit ihrem Portfolio künftig Food-Investor Thelen Konkurrenz? Abwarten. Fünf Folgen gibt es ja noch.

Die Deals der siebten Folge haben wir hier zusammengefasst:

  • Ein Dümmel-Deal wie aus dem Buche: Abdeckblitz ist eine selbstklebende Folie, die bei Malerarbeiten eingesetzt wird. 100.000 Euro will Gründer Mario Ballheimer für sein Produkt haben. Georg Kofler und Ralf Dümmel bieten den selben Betrag für 35 Prozent. Dümmel bekommt den Deal.
  • Judith Williams setzt zwar auf Frauenpower, in das Unterwäsche-Label Kaiserschlüpfer will die Teleshopping-Queen allerdings nicht investieren. Die Gründerinnen fragen nach 100.000 Euro Kapital, würden dafür 15 Prozent abgeben. Auch die anderen Löwen schlagen nicht zu.
  • Frittenlove macht Pommes aus ungewöhnlichen Lebensmittel. Das finden gleich drei Löwen toll. Anstelle der angebotenen 60.000 Euro für zehn Prozent erhöht Wöhrl auf 120.000 Euro. Thelen will 20 Prozent für 120.000 Euro. Georg Kofler würde für 26 Prozent 180.000 Euro bezahlen. Am Ende entscheidet sich Frittenlove für Thelen.
  • Privalino will seinen Kinder-Messenger weiter ausbauen, benötigt dafür 250.000 Euro. Im Gegenzug würde das Startup 15 Prozent seines Unternehmens abgeben. Niemand ist interessiert.
  • In München backen Senioren gemeinsam mit Millennials ihre Lieblingskuchen und verschicken sie deutschlandweit. Um wachsen zu können, braucht Kuchentratsch 100.000 Euro. Dafür würden die Investoren zehn Prozent bekommen. Maschmeyer und Wöhrl tun sich zusammen und sagen zu.

Bild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer