DHDL: Wegen geplatzter Deals steht „Die Höhle der Löwen“ seit Jahren in der Kritik. Tatsächlich kamen aber nur knapp elf Prozent der vereinbarten Investments nicht zustande.
Tatsächlich kamen 24 Prozent der vereinbarten Investments bei „Die Höhle der Löwen“ nicht zustande.

Trotz Millionenpublikum hat die TV-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) einen Makel. Weil vor laufender Kamera geschlossene Deals zwischen Startups und Investoren im Nachgang regelmäßig platzen, steht die Sendung im Ruf, unglaubwürdig zu sein. „Betrug am Zuschauer“ (Focus), „Alles nur Show?“ (Business Insider) oder „Liebe Löwen, warum platzen so viele Deals nach der Sendung?“ (Stern) sind nur einige der Schlagzeilen aus den vergangenen Jahren.

Jeder vierte Deal platzt

Die Kritik war zeitweise nicht unbegründet: 2016 zeigte eine Recherche der Bild-Zeitung, dass rund 70 Prozent aller Deals aus den ersten beiden DHDL-Staffeln nicht zustande kamen. Seitdem müssen sich die Investoren um TV-Löwe Frank Thelen gegenüber Medienvertretern rechtfertigen.

Eine Analyse aller bisherigen Staffeln, die die Wirtschaftsauskunftei Creditsafe exklusiv für Gründerszene vorgenommen hat, zeigt nun allerdings: So schlecht wie oft behauptet steht es um die Glaubwürdigkeit der Sendung nicht.

So sind in den Staffeln 1 bis 6 im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 insgesamt 178 von 372 Startups bei DHDL einen Deal mit einem Investor eingegangen. Davon kamen laut Creditsafe 135 Investments im Nachgang der Sendung tatsächlich zustande – eine Erfolgsquote von rund 76 Prozent. 44 Deals wiederum platzten, was unterm Strich rund 24 Prozent aller Zusagen entspricht. Eine ebenfalls beachtliche Ausfallquote, die jedoch weit unter den bisherigen Schätzungen vieler Fans liegen dürfte.

Eine Einschränkung gibt es allerdings: Für mehr als 40 erfolgreiche Deals war laut Creditsafe allein Handelsprofi Ralf Dümmel verantwortlich, der erst seit 2016 dabei ist. Ohne ihn wäre die Ausfallquote höher.

Viele DHDL-Startups gibt es nicht mehr

Die Analyse von Creditsafe gibt zudem Aufschluss darüber, wie es um die DHDL-Startups der ersten Stunde heute steht. Da wäre zum Beispiel die Frankfurter Firma Calmdura, die in der ersten Staffel mit einem akkubetriebenen Laubbläser um ein Investment warb. Zunächst mit Erfolg: 180.000 Euro sagten die damaligen Löwen Jochen Schweizer, Lencke Wischhusen und Vural Öger 2014 zu. Doch weil man sich später mit Bestandsinvestoren nicht einig wurde, platzte der Deal – das Startup wurde mit der Firma eines neuen Eigentümers verschmolzen.

Aufgelöst wurde das DHDL-Startup Kletterletter aus Düsseldorf. In der vierten Staffel präsentierten die Gründer einen Katzenkratzbaum in Buchstabenform und überzeugten Ralf Dümmel von einem Investment. Der Handelsprofi stieg mit 50.000 Euro in das Unternehmen ein. Obwohl der Deal später zustande kam, blieb der Erfolg offenbar aus.

Von den 372 Startups der ersten sechs Staffeln sind laut Creditsafe-Recherchen insgesamt 42 insolvent oder nicht mehr existent. Das entspricht einer Ausfallquote von rund elf Prozent. Eine Ausnahme ist das DHDL-Startup Math42, das inzwischen zwar aufgelöst, 2017 nach seinem Auftritt in der zweiten Staffel jedoch erfolgreich verkauft wurde. Der Kaufpreis damals: 20 Millionen Euro.

Bild: Bernd-Michael Maurer / TV NOW