Rasa Gentvilaitė-Žiemienė arbeitete als Tierarzthelferin, Tadas Ziemys als Entwickler und Eliza Hirvensalo als Personalerin, bevor sie Dogo gründeten (v.l.).

Millennials, die sich einen Hund zugelegt haben – das ist die Zielgruppe der Berliner App-Firma Dogo. Mithilfe des Tools sollen Nutzer ihre Haustiere erziehen, eine Art digitale Hundeschule für zuhause. Jeden Tag gibt die App Aufgaben vor; die Tierbesitzer filmen ihre Hunde dabei und Dogo erkennt, ob das Training richtig durchgeführt wurde. Obendrein können Nutzer Videos und Fotos ihrer Vierbeiner mit anderen teilen, ein soziales Netzwerk für Hundefreunde.

Verfügbar ist Dogo seit 2017. Vor einem Jahr gründeten der Litauer Tadas Ziemys und seine Frau Rasa Gentvilaitė-Žiemienė zusammen mit der Estin Eliza Hirvensalo schließlich eine Firma, um ihr digitales Trainingsprogramm groß aufzuziehen. Etwa 100.000 Leute würden monatlich die App herunterladen, weil sie in den App-Stores nach einem Online-Hundetraining suchen, erzählt Mitgründerin Hirvensalo im Gespräch mit Gründerszene. „Wir haben viel organischen Traffic.“

800 Prozent mehr Downloads in 24 Stunden

In der Corona-Pandemie erlebte Dogo einen unerwarteten Boom – nicht nur, weil sich mehr Menschen während des Lockdowns einen Hund gekauft haben, sondern auch, weil Apple das Tool weiterempfohlen hat. Mitte Mai stellte der Konzern die Software in fast allen App-Stores weltweit als App des Tages vor. Innerhalb von 24 Stunden seien die Downloadzahlen um mehr als 800 Prozent in die Höhe geschnellt, so Hirvensalo. Mittlerweile hätten drei Millionen Menschen die App heruntergeladen. Rund 200.000 aktive Nutzer zählt das Startup nach eigenen Angaben monatlich. 

Seinen Umsatz hat das Gründertrio durch die Apple-Empfehlung nach eigenen Angaben mehr als verdreifachen können. Seit März verlangt Dogo von jedem Nutzer eine monatliche Abogebühr von rund zehn Euro. Vorher mussten nur Power-User für den Service zahlen, was den Entwicklern lediglich mehrere Hundert Euro jährlich einbrachte. „Wir haben die Monetarisierung erst wegen der Corona-Krise begonnen“, so Hirvensalo gegenüber Gründerszene. „Eigentlich wollten wir die Paywall später einführen und uns zunächst noch auf die App-Funktionen fokussieren.“ Wie viel das Berliner Startup monatlich umsetzt, will die Gründerin nicht verraten.

Riesige Bewertungen für Haustier-Apps

Die meisten Kunden zählt Dogo in den USA, wo die App erst seit Februar erhältlich ist. Dort ist die Nachfrage nach Haustier-Tools enorm: Softbank investierte 2018 in das US-Startup Wag und bewertete die Hundesitting-App mit mehr als einer halben Milliarde Euro. Die texanische Telemedizin-App für Tierärzte Televet schloss in den vergangenen Monaten zwei Runden über insgesamt 6,5 Millionen Euro ab. Die Dogo-Macher glauben, dass die junge Generation keine Fachbücher mehr liest oder zur Hundeschule fährt, sondern flexibel von zuhause ihre Hunde erziehen will. Und sie kaufe für ihre Vierbeiner edles Futter und teure Halsbänder. Das Investoreninteresse scheint ihnen rechtzugeben.

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Etwa 850.000 Euro sammelten die Berliner App-Macher in einer Pre-Seed-Runde ein, um ihr eigenes Haustier-Tool groß aufziehen zu können. Beteiligt haben sich Leap Venture Studios, ein kalifornischer Accelerator für Haustier-Geschäftsmodelle, der Springer-Porsche-Accelerator APX sowie zahlreiche Business Angels: beispielsweise die Flaconi-Gründer Paul Schwarzenholz und Björn Kolbmüller, Parship-Geschäftsführer Marc Schachtel, Friedrich Neumann, Ex-Rocket-Internet-Manager und Macher des Company Builders Makers, sowie der Chef der Real-Digitalsparte Gerald Schönbucher.

Mit welcher Summe die Geldgeber das Startup in der frühen Phase bewertet haben, ist nicht bekannt. Der Markt zeigt jedoch, dass das baltische Gründertrio künftig mit mehrstelligen Millionenbeträgen bemessen werden könnte.

Bild: Dogo