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Christoph Werner ist Geschäftsführer und Marketingchef bei DM. Er ist der Sohn des Firmengründers Götz Werner.
Umgeben von sanft beleuchteter Wimperntusche, veganer Handcreme und Öko-Haferflocken fühlen sich viele Deutsche offenbar wohl. Die Drogeriekette DM mit Hauptsitz in Karlsruhe landet mit diesem Sortiment in Rankings zur Beliebtheit hiesiger Einzelhändler jedenfalls regelmäßig auf einem der vordersten Plätze.
Junge Kunden und eine offensiv gepflegte Wohlfühlatmosphäre in allen Läden – das gefällt auch Startups wie Einhorn oder Amorelie, die ihre Produkte über die Kette vertreiben. Die Zielgruppe des Erzrivalen Rossmann sieht etwas anders aus, dort gibt es beispielsweise auch Zigaretten zu kaufen. Im vergangenen Jahr veranstaltete DM einen Wettbewerb, bei dem Nutzer ihr Lieblings-Startup-Produkt per Crowdfunding in die Regale voten konnten. Die Smoothie-Bowls von Oatsome, der zuckerarme Bio-Schokoriegel Nucao und das Tampon-Startup The Female Company gewannen. Bis Mitte des Jahres sollen sie in den DM-Regalen stehen, so hat es der Einzelhändler angekündigt.
Was genau hinter DMs Interesse an Startups steckt und wie die Kette verhindern will, Gründer zu vergraulen, erklärt Geschäftsführer und Marketingchef Christoph Werner im Interview.
Wir sind gespannt, wie die Produkte bei unseren Kunden ankommen werden. Erst dann werden wir den Erfolg des Wettbewerbs wirklich beurteilen. Gemessen an der Zahl der Menschen, die am Crowdfunding teilgenommen haben (bei den ersten drei Platzierungen gab es insgesamt ca. 6.600 Unterstützer, Anm. d. Red.) war das Konzept jedenfalls erfolgreich. Auch unsere Sortimentsmanager sind zufrieden.
„Verhandlungen“ klingt so, als gebe es verschiedene Interessen. Eigentlich ist es eher eine Frage der Koordination. Es geht in den Gesprächen zum Beispiel um die Logistik und um Verpackungseinheiten. Außerdem klären wir, in wie vielen DM-Märkten ein Produkt gelistet wird und wie wir damit umgehen, wenn es sich nicht so gut verkauft. Ein gewisses Risiko ist ja schon dabei.
Grundsätzlich immer nur so risikoreich, wie wir es vertreten können und damit meist überschaubar. Wir als Einzelhandelsunternehmen haben sehr viele Artikel im Sortiment. Wenn da einer mal nicht erfolgreich ist, kann das in der Regel durch den Rest ausgeglichen werden. Das viel größere Risiko liegt bei den Startups: Während deren Produkt bei uns ein Artikel von vielen ist, ist DM für sie gegebenenfalls der eine große Abnehmer. Wenn es damit nicht klappt, hängen Gründer schnell in den Seilen. Wir gehen also in den Austausch und klären, ob es vielleicht sinnvoll ist, erst in wenigen Märkten zu starten und dann größer zu denken. So wie beim Babybrei-Startup Yamo zum Beispiel.
Bei dm gibt es jetzt den Babybrei des Schweizer Startups Yamo zu kaufen. Das ist gleich in zweierlei Hinsicht ein großer Schritt für die Food- und Drogeriebranche.
Auf den Titel „Startup“ allein kommt es für uns nicht an. Junge Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ohne historischen Ballast an neue Ideen herangehen können. Sie sind nicht durch bestehende Strukturen in ihrem Handeln eingeschränkt. Das macht Startups und deren Produkte strukturell innovativer.
Wir wären schlecht beraten, wenn das der Hauptgrund wäre. Und es wäre auch nicht sonderlich authentisch. Wir wollen schauen, dass wir mit unserem Sortiment für unsere Kunden möglichst relevant sind. Denn diese kaufen gerne Produkte, die einen anderen Hintergrund haben als bereits eingeführte Marken. Die Deutungshoheit über Marken, die sonst in den Marketingabteilungen großer Firmen lag, ist zu anderen Meinungsbildern gewandert. Viele Menschen wollen sich mittlerweile eine eigenständige Meinung zu einer Marke bilden, indem sie sich nach eigenen Kriterien orientieren. Bei rund zwei Millionen Kunden, die am Tag bei DM einkaufen, müssen wir uns deshalb fragen: Was wollen wir als Drogerie anbieten? Worüber wird geredet? So können wir dann auch Geburtshelfer für neue Ideen sein.
Die Drogerie-Kette dm hat seit Kurzem einen Jugendlichen als Gesellschafter. Noch darf er aber nicht selbst in die Geschehnisse eingreifen.
Der Aufwand ist relativ hoch, da Startups meist wenig Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Händlern oder Herstellern besitzen. Dazu fehlt ihnen auch die Manpower. Wir stehen also verstärkt in Kontakt und investieren viel Zeit. Das ist kein Vergleich zu hochprofessionalisierten Konzernen wie etwa Procter & Gamble.
Unsere Sortimentsmanager stellen sich permanent die Frage, welche Produkte sie ins Sortiment aufnehmen möchten und scouten nach Produkten. Gleichzeitig kommen auch junge Hersteller auf uns zu. Es gibt beide Wege.
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