Omar Bin Sultan Al Olama (29) in dem Land einen Minister für Künstliche Intelligenz
Omar Bin Sultan Al Olama (29) ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten Staatsminister für Künstliche Intelligenz.

Digitalisierung ist in Dubai Chefsache. Da gibt es – anders als in Deutschland – kein Vielleicht, kein Später und keine Ausreden. „Die Zukunft gehört denen, die sie sich vorstellen, gestalten und umsetzen können“ – dieses Zitat von Sheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, dem Premierminister und Herrscher von Dubai, steht mehrsprachig an den Wänden der staatlichen Zukunftsstiftung.

Die 2016 gegründete Future Foundation residiert in den Emirate’s Towers und verfolgt das Ziel, aufkommende Technologien und Trends frühzeitig zu erkennen, bevor andere das tun. Dazu betreibt sie gemeinsam mit Tech-Unternehmen wie dem Pharmakonzern Pfizer den Future Accelerator, der internationalen Startups neunwöchige Programme anbietet. Ideen, die der Regierung nutzen, werden umgesetzt. Auch Startups aus Deutschland haben dieses Angebot schon genutzt. Mvmant (sprich: movement) entwickelte einen Rufbus-Service, der in der Handelsmetropole erprobt wurde (Gründerszene berichtete).

Hinter alldem steht ein Plan des Herrschers. Er will sein Land bis zum Jahr 2071, dem hundertsten Jahrestag der Staatsgründung, zur führenden Technologienation machen.

Dazu werden in Dubai die Kräfte von Staat, Wirtschaft, Industrie und Startups gebündelt, um Innovationen hervorzubringen. Damit die Visionen des Königs nicht in der Bürokratie versinken, wurde ein Regulation Lab aufgesetzt. Es sorgt dafür, dass die Wirtschaft zusammen mit den Gesetzgebern auf allen Ebenen einen Rechtsrahmen für zukünftige Technologien zu schaffen, damit diese die Herausforderungen der Zukunft lösen.

Einen Beitrag dazu leistet das 2019 gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum Davos initiierte Zentrum für die vierte industrielle Revolution. Es fokussiert sich auf die Innovationsfelder Maschinenlernen, Künstliche Intelligenz und personalisierte Medizin. Wie wichtig diese Anstrengungen genommen werden, zeigt die Tatsache, dass es mit Omar Bin Sultan Al Olama (29) in dem Land einen Minister für Künstliche Intelligenz gibt, der an amerikanischen Universitäten studiert hat.

Coworking im Palast der Diamantenhändler

Die Startup-Kultur ist auch in der Wirtschaft des Landes verankert, das im Gegensatz zu landläufigen Vorurteilen vom globalen Freihandel und weniger vom Öl lebt. Das in der Freihandelszone angesiedelte Warenhandelszentrum DMCC (Dubai Multi Commodity Centre), mit einem Jahresumsatz von 75 Milliarden US-Dollar eine der größten Gold- und Diamantenbörsen, beherbergt die Astro-Labs.

Das Flugtaxi-Startup Volocopter absolvierte bereits 2017 einen autonomen Testfug in Dubai. Die Stadt will 2030 ein Drittel des Verkehrs autonom abwickeln.
Das Flugtaxi-Startup Volocopter absolvierte 2017 einen autonomen Testfug in Dubai. Die Stadt will 2030 ein Drittel des Verkehrs autonom abwickeln.

Dieser Startup-Accelerator mit einer Akademie und Coworking-Spaces, der mit dem Programm „Google for Entrepreneurs“ zusammenarbeitet, wurde in Dubai seit 2013 bereits von 3000 Alumni besucht – darunter Blacklane aus Berlin, Deezer und Foodora. Mit Unterstützung der Astro-Labs wurden seit 2015 über 300 Technologieunternehmen gegründet. „Sie haben zusammen mehr als 150 Millionen US-Dollar an Risikokapital gesammelt“, sagt Muhammed Mekki, Gründungspartner der Astro-Labs. In den Kursen der Academy werden Geschäftsentwicklung, Marketing und Entrepreneurship behandelt. „Wir wählen die Startups sehr selektiv aus. Unser Ziel sind Hightech-Firmen“, sagt Mekki. Equity werde den Startups nicht abgenommen, allerdings werde eine Mitgliedsgebühr erhoben.

Roter Teppich für Startups

Szenenwechsel ins Dubai International Financial Centre (DIFC): Hier dreht sich alles um Finanz- und Versicherungstechnologien. 31 internationale Startups umfasst das aktuelle (dritte) Team des Accelerators Fintech Hive. Der Andrang war groß: 425 Startups aus aller Welt hatten sich beworben. Mindestens ebenso groß ist das Interesse der Unternehmen in der Sonderwirtschaftszone (keine Einkommensteuer, keine Umsatzsteuer, britische Gesetze, eigene Gerichtsbarkeit) an internationalen Talenten.

Das Museum of the Future (hier eine Simulation) befindet sich noch im Bau. Es soll die Zukunft erfahrbar machen.
Das Museum of the Future (hier eine Simulation) in der Nähe des Finanzzentrums befindet sich noch im Bau. Es soll die Zukunft erfahrbar machen.

„Alle Entscheidungsträger sind hier gerade einmal als 50 Fuß entfernt“, skizziert Peyman Al Awadhi einen der Vorzüge dieses Angebots. Der Marketingchef des DIFC präsentierte zudem das neue zwölfmonatige Residenzprogramm für europäische und US-Startups in der Wachstumsphase und versicherte, Gründer könnten in Dubai binnen 24 Stunden ein Bankkonto eröffnen und binnen 48 Stunden eine Gewerbeerlaubnis erhalten.

Seit 2018 hat sich die Zahl der im DIFC angesiedelten Fintechs auf 100 verdreifacht. Sie haben Zugang zu einem speziellen FinTech-Fonds in Höhe von 100 Millionen US-Dollar, der von Middle East Venture Partners (MEVP) und Wamda Capital verwaltet wird.

Der Welthandel gehört zur DNA der Emirati. Sie wissen um dessen Vergänglichkeit und der Notwendigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Die Perlentaucher des vergangenen Jahrhunderts brachten dem Landstrich Reichtum. Sie verschwanden. Die Ölreserven Dubais werden in einigen Jahren erschöpft sein. So wurde die Digitalisierung zum neuen Hoffnungsträger. 

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BildER: UAE AI CAMP/ Volocopter, Dubai Tourism