Geschirrspüler für die Studentenbude: Die Daan.Tech-Gründer Damian Py (l.) und Antoine Fichet.
Geschirrspüler für den Single-Haushalt: Die Daan.tech-Gründer Damian Py (l.) und Antoine Fichet in Berlin.

Die Werbefahnen vor der Eventlocation wiegen sich etwas müde im Sommerwind. Wo bei großen Veranstaltungen wie der Re:publica Hunderte Schlange stehen, sind am Montag nur wenige Besucher zu sehen. Dabei geht es in der Berliner „Station“ um Milliarden Euro, die in Fördertöpfen der EU liegen und dort auf innovative Gründerideen warten. 

Das Startup-Programm „European Innovation Council“ EIC der Europäischen Kommission hat Berlin als Startpunkt seiner Roadshow auserkoren. Die Europäische Kommission sucht mit ihrer Veranstaltungsreihe die Nähe zu den Innovations-Hotspots Europas. Sie will ihr milliardenschweres Programm unter Gründern in Ländern der Gemeinschaft bekannter machen und ihre geförderten Startups mit Investoren vernetzen.

Europa zeigt sich selbstbewusst

Die EU hat mehr als 600 Gründer, Unternehmer und Forscher aus ihren Förderprogrammen eingeladen sowie 400 Investoren. Wie es heißt, sind 200 Wagniskapitalgeber letztendlich gekommen. „Das Programm wird nicht genug wahrgenommen“, ist zu hören. Das will man ändern. Schließlich habe man „attraktivere Modelle als mancher VC zu bieten“. Aus europaweit 50.000 Bewerbungen hat das EIC in den vergangenen vier Jahren 3200 Startups zur Förderung ausgewählt und 1,3 Milliarden Fördergeld vergeben.

Kleckern ist nicht die Sache der EU. Sie klotzt, wenn es um Innovationsförderung geht. Es geht um das Selbstbewusstsein eines Kontinents, der sich als Startup- und Innovations-Hub neben dem Silicon Valley und den chinesischen Hightech-Regionen behaupten will. „In Europa entstehen große Ideen. Wir können sie in erfolgreiche Geschäftsmodelle transformieren“, sagte Julien Guerrier, Direktor der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen bei der Europäischen Kommission.

1,6 Milliarden Euro für Seed-Investments

Insgesamt 80 Milliarden Euro umfasst das Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Horizon 2020“ für den Zeitraum 2014-2020. Ein Teil davon ist für die Gründerförderung bestimmt, die vom EIC als Dachorganisation verwaltet wird. Sie verwaltet die Fördermittel, berät und vernetzt die Gründer in den verschiedenen Innovations-Phasen.

Circa 1,6 Milliarden Euro an Fördermitteln stehen im Programm „SME Instruments“ für den Zeitraum 2018-2020 für kleine und mittlere Unternehmen zur Verfügung. Rund 4.000 Unternehmen bekamen bislang Investments. Die EU unterstützt die Konzeptphase mit 50.000 Euro und die Realisierungsphase mit 70 Prozent der Projektkosten in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro.

Fast Track to Innovation fördert Startups auf der nächsthöheren Entwicklungsstufe. Für marktreife Innovationen von Konsortialpartnern steht ein Betrag in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro zur Verfügung. Erst im August haben 14 Startups insgesamt 34 Millionen Euro aus diesem Programm erhalten, um schneller auf den Markt zu kommen. Das Programm Future and Emerging Technologies unterstützt dagegen frühe Phasen von Forschung und Entwicklung. Dieses Programm soll auch den Transfer von Forschungsergebnissen in Innovationen ermöglichen.

EU fördert Gezeitenkraftwerk

Die Palette der Startups, die zum Pitchen und zur Präsentation ihrer Startups nach Berlin gekommen sind, ist so breit wie die Szene insgesamt. Sie reicht von Nahrungs- und Mobilitäts-Startups über Umwelt- und Gesundheitsprojekt bis hin zu Lebenswissenschaften und Industrie 4.0.

Da war zum Beispiel der Schotte Simon Forrest, dessen Startup Nova Innovation Gezeitenkraftwerke baut: Generatoren mit einer Kapazität von 100 Kilowatt, die von einem Propeller angetrieben werden, der sich am Meeresgrund in der Gezeitenströmung dreht. Forrest suchte in Berlin einen A-Runden-Investor, der 10 bis 20 Millionen Euro in das Startup steckt.

Aus Paris kam EP Tender nach Berlin. Die Gründer haben einen einachsigen Batterie-Anhänger entwickelt, der Elektroauto-Fahrern die Angst vor der langen Reise nehmen soll. Der Energiespeicher der Prototypen leistet 36,3 Kilowattstunden (kWh). Für die Serienversion sind 60 kWh geplant, die die Reichweite eines Elektroautos um 300 Kilometer erweitern sollen. Derzeit gibt es nur sieben Prototypen. Das von der EU geförderte Startup hat für die Zukunft ein Verleihsystem geplant, das an Stadträndern und an Hauptverkehrsstraßen in Frankreich entstehen soll.

Mini-Spülmaschine für Singles

„Adoptez Bob“, heißt es am Stand von Daan.tech. Damian Py und Antoine Fichet aus Frankreich haben mit EU-Hilfe einen Geschirrspüler für die Studentenbude und den Singlehaushalt entwickelt. Das Gerät („Bob“) von der Größe einer Mikrowelle ist mit verschiedenfarbigen Fronten geplant Die Preorder-Phase beginnt in wenigen Wochen. Bob wäscht mit drei Liter Wasser in 20 Minuten zwei komplette Gedecke. Dabei verbraucht er 0,35 kWh Energie. Die Gründer haben das Haushaltsgerät in zwei Jahren entwickelt und vier Patente eingereicht.

Die Veranstaltung geht am heutigen Dienstag mit einem finalen Startup-Pitch und einer Preisverleihung zu Ende. Doch die Gründerförderung der EU geht weiter und wartet auf die nächsten innovativen Ideen.    

Bild: Daan-Tech