Der Eintracht-Frankfurt-Spieler Sébastien Haller (ganz rechts) bei einem Bundesliga-Spiel gegen den FC Freiburg im Sommer 2017

Nicht nur etablierte Konzerne, auch traditionelle Fußballklubs sind gerade eifrig dabei, sich neue Technologien anzueignen. So veranstaltet etwa Schalke 04 Hackathons und verfügt – genau wie mehrere andere Bundesligisten – über eine eigene E-Sport-Abteilung. Hertha BSC sah sich schon vor mehr als zwei Jahren in der digitalen Vorreiterrolle, als der Bundesligist den Ex-Twitter-Manager Paul Keuter in seinen Vorstand holte und eine Crowd-Finanzierung startete.

Hilfe holen sich die Sportklubs in Sachen Digitalisierung zum Beispiel bei Startups. Nun will sich auch der aktuelle DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt als Spieler auf diesem Feld besser positionieren. Dazu arbeitet der Klub mit dem Frankfurter Startup-Zentrum Tech Quartier zusammen. Gemeinsam möchten die Partner die Region Rhein-Main als Digitalstandort stärken, wie es von Eintracht Frankfurt heißt.

Zwar soll es dabei vor allem um Startups mit Sport-Relevanz – Spielanalyse, Stadion-Erlebnis, Medizin und Scouting – gehen. Trotzdem passt das Ziel in den Plan des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir, Frankfurt und das umliegende Rhein-Main-Gebiet bis 2022 zu einem der führenden Startup-Hubs in Europa zu machen.

Im April richteten die neuen Partner ein fünftägiges Accelerator-Programm aus, bei dem 14 europäische Startups gecoacht wurden. Ende dieses Jahres soll das „Bootcamp“ noch einmal stattfinden, wie Eintracht-Vorstandsreferent Timm Jäger gegenüber Gründerszene erklärt. Zudem werde es eine monatliche Netzwerk-Event-Serie geben, bei der Speaker im Stadion oder im Tech Quartier in der Frankfurter Innenstadt auftreten. Starten soll die Serie Ende Juli mit einem Spieler, der von seinen Erlebnissen beim DFB-Pokalfinale berichtet. „Viele verstehen unter Digitalisierung nur gute Social-Media-Auftritte. Für uns geht sie darüber hinaus, wir wollen unter anderem ein strukturiertes Startup-Programm schaffen“, so Jäger.

Derzeit befinde sich der Klub mit vier Startups aus dem letzten Accelerator-Durchlauf in Gesprächen, so der Referent – die Eintracht denke darüber nach, die Lösungen dieser Firmen zu implementieren. Auch Beteiligungen an Startups seien zukünftig denkbar. Ob dies im Alleingang oder zusammen mit Investoren passieren soll, könne der Klub derzeit noch nicht sagen, so Jäger. Konkrete Pläne gebe es noch nicht. Zur Höhe des Budgets, das die Eintracht für Startups reserviert hat, mache der Klub keine Angaben, so Jäger. Nur so viel: „Wir haben da viel Flexibilität.“

Den Vorwurf, Eintracht Frankfurt mache nur aus Marketing-Gründen etwas mit Startups, will Jäger nicht hören. Ein Eigeninteresse an der Kooperation mit dem Tech Quartier bestreitet er nicht: „Wir wollen unsere Prozesse schlanker und effizienter machen und neue Geschäftsmodelle für uns erschließen“, so der Referent. „Wir sind in der glücklichen Situation, ausvermarktet zu sein. Das heißt, wir können durch klassisches Sponsoring kaum weiter wachsen. Die Kooperation ist für uns deshalb auch eine Gelegenheit, uns wirtschaftlich breiter aufzustellen.“

Ein Blick auf andere Sportligen weltweit zeigt, dass sich in Sachen Startups vor allem in den USA einiges tut. Hier gaben etwa Microsoft und das in Wisconsin ansässige Football-Team Green Bay Packers im vergangenen Oktober eine Zusammenarbeit bekannt, die unter anderem den Launch eines Accelerators und eines Wagniskapital-Fonds beinhaltet. Für das Programm wird gerade ein eigenes Tech-Zentrum in Green Bay in dem US-Bundesstaat  gebaut. Der britische Fußball-Klub FC Arsenal betreibt ein Innovation Lab und ein Accelerator-Programm, an dem auch Startups teilnehmen, die auf den ersten Blick keinen direkten Bezug zu Fußball haben. Der Barça Innovation Hub des FC Barcelona veranstaltet unter anderem eine Konferenz zum Thema Sportstech.

Vor diesem Hintergrund hat nun auch Eintracht Frankfurt seine Ziele hoch gesteckt: Man wolle „mittelfristig der innovativste und digitalste Bundesligist“ werden, sagte Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann im April. Mit dem zweiten Platz will sich schließlich gerade im Fußball keiner zufrieden geben.

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