Haben gemeinsam Movinga und jetzt Emil gegründet: Chris Maslowski (l.) und Bastian Knutzen

Bis vor wenigen Tagen fand man unter der Adresse www.emil.de noch die Website einer neuen Autoversicherung. Bei der müsse man nur pro gefahrenem Kilometer bezahlen, stand dort. So ließen sich bis zu 450 Euro im Jahr einsparen. Außerdem war von fortschrittlicher Technologie die Rede, die „nützliche Smart-Car-Funktionen“ fürs eigene Auto möglich mache. Mittlerweile (Stand Dienstagabend) ist die Seite nicht mehr zu erreichen.

Klar ist: Bei Emil handelt es sich um das neue Startup der Movinga-Gründer Bastian Knutzen und Chris Maslowski. Auf Nachfrage heißt es von Knutzen nur knapp per E-Mail: „Es ist korrekt, dass Chris Maslowski und ich mit unserer neuen Gründung Emil im Bereich Versicherungen aktiv sind. Aktuell befinden wir uns in der Testphase, lernen weiterhin viel über den Markt und iterieren unser Produkt. Wir freuen uns, in den nächsten Wochen mehr von unserem Vorhaben zu berichten.“ Über erste Details spekulierte Digital Kompakt vor einiger Zeit.

Für den Aufbau von Emil sollen die beiden nach Informationen von Gründerszene insgesamt rund 1,5 Millionen Euro von etwa 30 Privatinvestoren eingesammelt haben. Bei der letzten Finanzierungsrunde soll das InsurTech-Startup bereits mit vier bis fünf Millionen Euro bewertet worden sein – und das noch vor dem Launch. Knutzen und Maslowski halten demnach weiterhin die Mehrheit am Unternehmen. Auf Nachfrage dementieren die Gründer diese Details nicht.

Zukunft der Autoversicherung?

Unter den Business Angels von Emil finden sich bekannte Szeneköpfe – unter anderem Verena Pausder, die Gründerin und Geschäftsführerin von Fox & Sheep. „Kfz-Versicherungen sind allein in Deutschland ein 25-Milliarden-Euro-Markt“, sagt sie. „Die traditionellen Player sind bisher zu träge, um auf relevante Trends zu reagieren. Das Produkt von Emil füllt genau diese Marktlücke.“ GetYourGuide-CEO Johannes Reck, der ebenfalls investiert ist, sieht es ähnlich: „Mithilfe von mobiler Technologie und intelligenten Algorithmen kann man den Kunden deutlich günstigere und maßgeschneiderte Angebote machen“, schreibt er Gründerszene. Das sei vor allem für die junge Generation interessant, die im Schnitt weniger Auto fahre.

Pausder lobt außerdem die Technologie des Startups: Mit dem sogenannten Emil-Stecker werde die Laufleistung des versicherten Autos erfasst, zusammen mit der App ließen sich etwa auch automatische Unfalldiagnosen oder ein „Finanzamt-konformes Fahrtenbuch“ erstellen. Reck ist seinerseits vor allem vom Personal überzeugt: „Das Team hat sich sehr gründlich in den Markt eingearbeitet und die Chancen und Risiken sehr gut verstanden“, sagt er.

So sah die mittlerweile wieder offline genommene Emil-Website aus.

Weniger auskunftsfreudig ist die Gothaer Versicherung, die auf der mittlerweile offline gegangenen Emil-Website als Partner des Startups genannt wurde. „Zu konkreten Startups möchten wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht äußern“, teilt eine Sprecherin mit und verweist lediglich auf die Konzernstrategie „Gothaer 2020“. In deren Rahmen arbeite man „unter dem Stichwort ‚Digitalisierung‘“ beispielsweise an der „Umsetzung von sogenannten Schnellbooten“.

Ungereimtheiten in der Vergangenheit

Auch eine andere Frage lässt die Gothaer unbeantwortet: Ob die Vergangenheit von Knutzen und Maslowski bei den Gesprächen über eine Zusammenarbeit eine Rolle gespielt hat. Die Gründer selbst verraten ebenfalls nicht, ob ihre neuen Partner und Investoren hierzu Redebedarf hatten.

Im Juni 2016 hatten die WHUler ihr Umzugsstartup Movinga verlassen, mit ihnen mussten rund 200 Mitarbeiter gehen. Wenig später deckte Gründerszene auf, dass bei Movinga mit Wissen der Geschäftsführung Wachstumszahlen manipuliert und Investoren getäuscht worden waren.

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„Für mich war wichtig, dass Bastian und Chris aus ihren Fehlern gelernt haben, jetzt reflektiert und nachhaltig an ihr neues Thema rangehen und gute und solide Prozesse nicht dem Wachstum unterordnen“, sagt Pausder auf die Ungereimtheiten von damals angesprochen. „Wir reden oft davon, in Deutschland eine Kultur von Fehlern zuzulassen und Gründern eine zweite Chance zu geben“, sagt Reck. „Ich finde es toll, dass die Jungs nach einer so herben, öffentlichen Niederlage noch einmal an den Start gehen und sich beweisen wollen. Man sollte jetzt die Vergangenheit ruhen lassen und in die Zukunft schauen.“

Dort warten in jedem Fall mächtige Wettbewerber auf die Gründer, die den Launch in den kommenden Wochen planen. Klassische Anbieter experimentieren bereits länger mit ähnlichen Bezahlmodellen bei Autoversicherungen. Der Schweizer Konzern Baloise steckte im Sommer gleich 46 Millionen Euro in den Aufbau der Tochterfirma Friday. Sie soll eine moderne und monatlich kündbare Autoversicherung schaffen, die eine ähnliche Zielgruppe ansprechen dürfte wie Emil.

Bilder: Emil (Titel), www.emil.de / Screenshot (Im Text); Mitarbeit: Christina Kyriasoglou