Sind die Datenströme seiner Nutzer Mark Zuckerberg über den Kopf gestiegen?
Sind die Datenströme seiner Nutzer Mark Zuckerberg über den Kopf gestiegen?

Facebook zieht Konsequenzen aus dem Datenskandal. Der Internetkonzern kündigte am Mittwoch an, Nutzern mehr Kontrolle über ihre eigenen Informationen zu geben und zugleich die Verwaltung der Einstellungen zu vereinfachen. Auch eine Aktualisierung der Datenrichtlinien sei in Kürze geplant. Damit reagiert Facebook nun erstmals mit greifbaren Veränderungen auf Forderungen nach mehr Datenschutz und Transparenz. Zuletzt hatte sich das Unternehmen immer wieder dafür entschuldigt, dass die britische Analysefirma Cambridge Analytics Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern auf mutmaßlich unlautere Art einsetzen konnte, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump zu unterstützen. 

Bei Anlegern sorgte die Nachricht, dass Facebook die Initiative ergreift, für ein Aufatmen. Die Aktie legte vorbörslich 1,7 Prozent zu. Rund um den Globus hatten sich zuletzt immer mehr Nutzer und Werbekunden von dem weltgrößten sozialen Netzwerk mit mehr als zwei Milliarden Mitgliedern abgewandt. Diese Entwicklung sowie die Befürchtung, dass Regulierer im Zuge der Affäre einen strengeren Umgang bei der Verwendung von Daten durch Technologiekonzerne durchsetzen, führten dazu, dass der Marktwert von Facebook seit Mitte März um fast 100 Milliarden Dollar geschrumpft ist. Auch die Papiere anderer Technologiekonzerne litten unter dem Skandal.

Konkret kündigte Facebook nun an, die Einstellungen „nicht mehr auf fast 20 verschiedene Unterseiten“ zu verteilen, sondern an einem Ort zugänglich zu machen. Es werde möglich sein, für das Konto weitere Sicherheitsfunktionen zu aktivieren sowie zu überprüfen, was geteilt wurde und es gegebenfalls zu löschen. Dies könne auch die Suchhistorie sein. Zugleich sollen Nutzer künftig stärker Einfluss darauf nehmen können, welche Werbeanzeigen angezeigt werden. Außerdem will es Facebook Nutzern ermöglichen, ihre Daten in Form einer Sicherungskopie herunterzuladen.

Während sich Facebook müht, den Skandal unter Kontrolle zu bringen, droht bereits neuer Ärger. Drei Nutzer verklagten den US-Konzern vor einem Bezirksgericht in Kalifornien wegen Verstößen gegen den Datenschutz bei seiner Messenger-App. Die Beschwerdeführer, die eine Sammelklage anstreben, werfen Facebook vor, Protokolle von Telefonaten und Textnachrichten vorzuhalten.

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Um das Speichern von Nutzerdaten geht es auch in einem Fall in Neuseeland, der den Datenschutzbeauftragten des Landes veranlasste, den Konzern öffentlich an den Pranger zu stellen und zu erklären, Facebook habe das Gesetz gebrochen. Demnach untersagte das US-Unternehmen einem Bürger den Zugriff auf dessen persönliche Informationen, die auf den Konten anderer Nutzer gespeichert waren. Dies widerspreche dem Datenschutzgesetz, teilte der zuständige Landesbeauftragte John Edwards mit. Facebook wiederum erklärte, dass das Unternehmen die Beschwerde geprüft habe, aber noch nicht genügend Details für die Klärung vorlägen. 

Der Datenskandal hat weltweit Politiker, Investoren und Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen, die Konsequenzen fordern. Firmenchef Mark Zuckerberg kündigte zuletzt bereits an, den Zugriff von Entwicklern auf Nutzerinformationen einzuschränken. US-Abgeordnete haben den 33-Jährigen eingeladen, im Kongress Rede und Antwort zu stehen. Insidern zufolge plant er, persönlich Stellung zu nehmen. Nach einem passenden Datum werde noch gesucht, sagte die Vorsitzende des Handelsausschusses, Elena Hernandez.

Bild: Getty Images / David Ramos / Stringer